Pegnitztal Ost soll großes Naturschutzgebiet werden

14.1.2015, 14:25 Uhr
Pegnitztal Ost soll großes Naturschutzgebiet werden

© Foto: Horst Linke

Es geht um ein Gebiet, das mehr als doppelt so groß ist wie die Altstadt. Die Fläche mit 38 Biotopen und 90 Einzelflächen erstreckt sich südlich der Bundesstraße 14 zwischen der Flußstraße im Westen bis zur Autobahn A 3 im Osten und nördlich der Laufamholzstraße und dem Bebauungsrand von Mögeldorf. Das Pegnitztal gilt als großflächige naturnahe Landschaft mit einer Vielfalt an Vegetationstypen und Arten, die auf der Roten Liste (besonders gefährdet) stehen.

Allein die Fläche rund um das Wasserwerk Erlenstegen der N-Ergie (mit Abstand größter Grundbesitzer im künftigen Naturschutzgebiet) summiert sich auf 213 Hektar. Es ist bereits Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) inmitten eines europäischen Vogelschutzgebiets. Der offene und bewaldete Bereich ist geprägt durch jahrzehntelange extensive, düngefreie Nutzung der Wiesen (Wasserschutzgebiet) und teils völlig nutzungsfreie Waldstücke. Es gibt magere Flachland-Mähwiesen, feuchte Hochstaudenflure und trockene Sandheiden — jeweils mit ihren eigenen, teils seltenen Tier- und Pflanzenarten. Über 300 Jahre alte Eichen bieten dem Eremiten (Käfer) Lebensraum.

Vom Wöhrder See, Höhe Flußstraße, im Westen (Bildmitte) bis zur Autobahn im Osten soll sich das neue Naturschutzgebiet Pegnitztal Ost erstrecken.

Vom Wöhrder See, Höhe Flußstraße, im Westen (Bildmitte) bis zur Autobahn im Osten soll sich das neue Naturschutzgebiet Pegnitztal Ost erstrecken. © NN-Infografik

Startschuss in Sachen Naturschutzgebiet fällt am Donnerstag

Nach der Biotopkartierung 2008 folgte die Empfehlung, das Pegnitztal Ost als Naturschutzgebiet auszuweisen. 2012 gab der Umweltausschuss den Auftrag, das Verfahren bei der Obersten Umweltbehörde der Regierung von Mittelfranken zu beantragen. Nun fällt am Donnerstag um 19.30 Uhr (Gemeindesaal St. Jobst, Äußere Sulzbacher Straße 146) der Startschuss für die Einleitung des Verfahrens mit einer Informationsveranstaltung für Bürger und Grundeigentümer.

Vera Boser von der Unteren Naturschutzbehörde betont: „Wir stehen erst ganz am Anfang eines Denkprozesses. Es wird ein aufwendiger und nicht einfacher Weg.“ Umweltreferent Peter Pluschke hat bereits versichert, dass das Verfahren „einvernehmlich mit den Grundeigentümern“ erfolgen soll. Laufzeit: offen.

Es gibt schon Sorgen, dass durch strenge Vorschriften die Bewegungsfreiheit in dem großen Gebiet, das vielen Nürnbergern zur Naherholung dient, eingeschränkt wird. Ob ein Schäfer noch seine Tiere dort weiden lassen darf, ist ein Knackpunkt. Hundebesitzer haben im Pegnitztal bereits grüne Plakate geklebt („Wir müssen zusammenhalten“) und zum Besuch der Veranstaltung aufgefordert. Pluschke sichert der N-Ergie zu, dass es für sie keine Einschränkungen geben werde, die „wesentlich“ über die bestehenden hinausgehen. Drei Bürgervereine sind beim Info-Abend dabei. „Wir beziehen erst Stellung, wenn wir das Für und Wider gehört haben“, sagt Annette Gröschner vom Bürgerverein Jobst-Erlenstegen. Aber sie bestätigt, dass es Vorbehalte gebe.

In Nürnberg stehen laut Umweltamt 4422 Hektar unter Schutz. Das ist ein Viertel der Stadtfläche, eine enorme Zahl in einer so dicht bebauten Großstadt. Es gibt im Stadtgebiet 19 Landschaftsschutzgebiete. Das reicht vom Ortskern Birnthon mit 30 Hektar über den Kraftshofer Forst mit 361 Hektar und dem Wöhrder See (116 Hektar) bis zum 824 Hektar großen Landschaftsraum Königshof.

Doch es existieren bisher nur zwei Naturschutzgebiete in Nürnberg: der (ehemalige Truppenübungsplatz) „Hainberg“ mit 213 Hektar am südwestlichen Stadtrand, von denen laut Umweltamt aber lediglich 14,7 Hektar der naturschutzrechtlich wertvollsten Bereiche in der Nürnberger Gemarkung Großreuth bei Schweinau liegen. Und die „Sandgrube am Föhrenbuck“ im Stadtsüden mit 22,4 Hektar, eine ehemalige Sandabbaufläche mit Waldgebiet.

Naturschutzgebiete haben, weit über die Vorgaben für die Landschaftsschutzgebiete hinaus, den höchsten Schutzstatus für Flora und Fauna. So müssen Hundebesitzer hier ihre Vierbeiner an die Leine nehmen, was nicht immer auf Wohlwollen stößt (siehe oben). Die Einhaltung wird in den beiden Naturschutzgebieten von Parkwächtern der Noris-Arbeit kontrolliert, betont das städtische Umweltamt.

So wie auch die Verbote, in Naturschutzgebieten zu grillen, zu campen und zu zelten, Feuer zu machen oder baden zu gehen. Es dürfen weder Tiere und Pflanzen aus den Gebieten entnommen noch eingebracht werden. Auch gibt es ein strenges Bauverbot.

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