Pizza-Bude "Napoletana" liegt der Stadt im Magen

31.1.2016, 06:00 Uhr
Pizza-Bude

© Eduard Weigert

"Unser Stand ist berühmt", sagen die Betreiber Narain Dass-Sharma und Arun Kesar stolz. Oft, so erzählen sie, kommen Amerikaner aus allen Teilen ihres Landes und wollen nicht nur ihren Appetit stillen, sondern auch ein Erinnerungsfoto machen. Die Männer haben ihre Pizza immer dort gekauft, als sie noch in der ehemaligen US-Kaserne stationiert waren. Damals schoben allerdings Italiener den Teig in den Ofen. Die beiden Inder haben den Stand im Juli 2007 übernommen.

Aber auch viele Nürnberger und Angestellte des BAMF schwören seit Jahrzehnten auf Pizza und Pasta vom "Napoletana", das beweisen die zahlreichen Stammkunden. Möglicherweise werden sie jedoch bald umsonst zu der Bude kommen, dann nämlich, wenn es nach der Stadtverwaltung geht. Im Liegenschaftsamt sähe man es am liebsten, dass die Betreiber an den Dianaplatz umziehen und den dortigen Dönerstand übernehmen.

Das wiederum möchten die beiden Inder, die schon seit den 90er Jahren in Nürnberg leben und mit der Pizzeria ihre Familien ernähren, nicht: "Es wäre wie Selbstmord", meinen sie. Einerseits wegen der in ihren Augen viel zu hohen Ablösesumme, andererseits befürchten sie, dass die Kunden ausbleiben oder ihnen nicht so weit folgen würden.

"Die spielen mit uns"

Das Ganze ging damit los, dass auch in diesem Stand – wie in vielen anderen Kiosken in der Stadt – eine ursprünglich schon im Jahr 2004 in Kraft getretene EG-Hygieneverordnung umgesetzt werden muss: Ein Trink- und Abwasseranschluss ist demnach vorgeschrieben. Laut Robert Pollack vom Ordnungsamt hat die Stadt abgewartet, bis ein Gericht 2012 diese Verordnung bestätigt hat, bevor man sich an die Kioskbetreiber im Stadtgebiet wandte und sie aufforderte, sich um die Wasserversorgung zu kümmern. Im Fall „Napoletana“ komme aber noch hinzu, dass auch ein Fettabscheider angeschafft werden müsse.

Und noch ein Problem gibt es: Der Stand ist seit ein paar Monaten von den Hallen einer Flüchtlingsunterkunft umgeben. Ein dazugehörender Waschmaschinen-Container befindet sich in nur sieben Metern Entfernung. Die zwei Besitzer wären bereit, sich um die Wasserversorgung zu kümmern. Doch ihr Vorschlag, auf eigene Kosten an den Container anzudocken, wurde abgelehnt: Technisch sei das nicht machbar, teilte das Liegenschaftsamt mit. Auch Leitungen zur Frankenstraße sind vom Amt nicht gewünscht.

Narain Dass-Sharma und Arun Kesar mutmaßen, sie sollten amtlicherseits von ihrem jetzigen Standort weggeekelt werden: "Die spielen mit uns. Die einen wollen den Wasseranschluss, die anderen geben uns kein Wasser." Pollack dagegen sagt: "Sowohl wir vom Ordnungsamt als auch das Liegenschaftsamt möchten für den Betreiber eine tragbare Lösung." Eine, die kein finanzielles Risiko darstelle.

Kein entsprechendes Zugfahrzeug

Denn derzeit könne niemand den Indern garantieren, dass sie das "Napoletana" langfristig an diesem Standort weiterführen können. Das Grundstück gehört der Stadt. Ob und wie lange die Flüchtlinge dort bleiben, sei völlig ungewiss, ebenso wie die grundsätzlichen Zukunftspläne für diese Fläche.

Eine Lösung gäbe es: einen mobilen Imbisswagen anstelle des festen Standes. Wenn der nicht dauerhaft an einer Stelle bleibt, ist kein Wasseranschluss nötig. Die beiden könnten dann wie bisher mit Wasserkanistern arbeiten. Doch Dass und Kesar winken ab. Nicht nur wegen der Anschaffungskosten für so einen Wagen, sondern auch, "weil wir ihn täglich hin- und herfahren müssten". Sie haben außerdem kein entsprechendes Zugfahrzeug.

Am Sonntag endet die Frist, innerhalb derer sie sich entscheiden müssen. Die Stadt hat ihnen mit weiteren Maßnahmen gedroht, wenn sie den Platz nicht aufgeben. Die Hoffnung der beiden, vorher einen Termin beim Oberbürgermeister zu bekommen, wo sie ihre Adresse im Sekretariat hinterlassen haben, hat sich bisher noch nicht erfüllt.

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