Pläne mit Fürther Straße stoßen auf Skepsis

22.1.2013, 07:00 Uhr
Pläne mit Fürther Straße stoßen auf Skepsis

© Michael Matejka

„Ich halte nichts von diesen Plänen“, sagt Christine Matschewsky. „Denn dann stinkt es hier noch mehr.“ Das Argument der 56-jährigen Anwohnerin: Die Verkleinerung der Fahrbahn in stadtauswärtiger Richtung, zwischen Bärenschanze und Maximilianstraße, die mit dem Bau des neuen IT-Campus der Datev umgesetzt werden soll, führe zu mehr Stau. Und das bedeute mehr Abgase. Sie meint: Man solle die Finger von der Fürther Straße lassen.

So sieht das auch Birgit Schreiber (50), die in der Fürther Straße in einer Bäckerei arbeitet. „Der Verkehr ist doch jetzt schon eine Katastrophe“, sagt sie und verweist insbesondere auf die Hauptverkehrszeiten.

Mittelstreifen mit Bäumen

Die Stadt aber argumentiert hier ganz anders: Laut Verkehrsplaner Frank Jülich verkrafte eine einspurige Straße rund 1800 Autos in der Stunde — auf dem entsprechenden Teilstück vor dem Justizgebäude aber, das umgestaltet werden soll, würden in Spitzenzeiten lediglich 1232 Autos in Richtung Plärrer und 898 Autos in Richtung Fürth fahren.

Durch die Umgestaltung der Straße könnte es künftig beispielsweise einen mit Bäumen bepflanzten Mittelstreifen geben. Rad- und Gehwege könnten entflochten, letztere sogar verbreitert werden. Aus Sicht von Jülich und Baureferent Wolfgang Baumann steigert das die „Aufenthaltsqualität“ in der Fürther Straße.

Dagegen hätte Thomas Matzke nichts einzuwenden, überhaupt nichts. Allerdings bezweifelt der Juwelier, dass der Einzelhandel von einer Umgestaltung profitieren würde. Die Gastronomie wohl schon eher, da mit dem IT-Campus der Datev die Laufkundschaft wohl zunimmt. Unter dem Strich meint er jedoch: Ob die Fürther Straße nun ein- oder zweispurig verlaufe, das sehe er ziemlich entspannt. „Uns wird das sowieso nicht tangieren.“

„Wohin mit dem Verkehr?“

Mehr „Aufenthaltsqualität“ heißt bei solchen Straßenprojekten immer wieder das Hauptargument. Geht es um die Fürther Straße, fällt auch gern – die Vorstellungskraft beflügelt das ungemein – das Wort „Boulevard“. Das weiß auch Matthias Hellerich, der seit 20 Jahren in der Fürther Straße arbeitet.

Er erzählt, dass die Straße schon einmal ein Boulevard hätte werden sollen — in den 70er Jahren, als die Straßenbahn noch durch die Fürther Straße fuhr und die U-Bahn gebaut wurde. Aber: Nach der Straßenumgestaltung sei „ein Laden nach dem anderen gestorben. Eine Riesenfehlplanung.“

Also weg mit den Träumen von einer Fürther Straße mit Flair? Nicht ganz. Sicher, einen Boulevard könne man schon hinkriegen, meint Hellerich, um das sofort mit der Gretchenfrage einzuschränken: „Aber wohin dann mit all dem Verkehr?“ Der Optiker, der alltäglich Verkehrsstau vor seinem Geschäft sieht, ist skeptisch, dass die (Verkehrs-)Rechnung der Stadt aufgeht.

Die Stadtverantwortlichen hingegen meinen, dass in puncto Verkehr das subjektive Empfinden oftmals mit den tatsächlichen Gegebenheiten nicht übereinstimme. Und: Da die Zahl der Spuren vor der Ampel an der Maximilianstraße nicht angetastet werden solle, verliert die Strecke laut Jülich auch nach einer Umgestaltung „nichts von ihrer Leistungsfähigkeit“. Denn: Auf freier Strecke würde es bei lediglich einer Spur nur etwas langsamer vorangehen, der Verkehrsfluss insgesamt soll nicht beeinträchtigt werden.

Im Zweifel: Mehr Lebensqualität

Sollte es auf der Fürther Straße etwas langsamer zugehen, „wäre das gar nicht so schlecht“, meint Heiko Weber. Der 36-Jährige fährt zwar selbst Auto, ist aber als Anwohner und Familienvater andererseits sensibel, was Sicherheit und Lebensqualität betrifft.Und die Fürther Straße erlebt er teilweise durchaus als „Schnellstraße“. Er findet: Man müsse hier nicht unbedingt eine zweispurige Straße haben. Im Zweifelsfall sei er immer für Maßnahmen, die die Lebensqualität steigern.

Und der Verkehr? Befürchtet er nicht auch, wie andere, „vorprogrammiertes Chaos“? Weber verneint. Er hat da volles Vertrauen in die Fachleute der Stadt. Die würden es sicherlich schon so machen, dass es funktioniert.

28 Kommentare