Schaden Migranten der Natur in Nürnberg?

25.3.2013, 07:00 Uhr
BN-Vorsitzenden Raß vertritt fragwürdige These im Vorwort der Mitgliederzeitschrift des Bund Naturschutz.

© Tobias Klink BN-Vorsitzenden Raß vertritt fragwürdige These im Vorwort der Mitgliederzeitschrift des Bund Naturschutz.

„Nürnberg wächst und wächst“, schreibt Günther Raß in seinem Vorwort in der letzten Ausgabe des „Mauersegler“, der Mitgliederzeitschrift des Bund Naturschutz (BN) in Nürnberg. Und kommt flugs dazu, dass es „vor allem Zuwanderer aus dem Ausland“ hierher ziehe. Fast alle Stadtviertel würden von dem Zuzug profitieren, heiße es in der Zeitung. „Profitieren Sie wirklich?“, fragt Raß. Der Wohnraum werde knapper, die Mieten würden steigen, er profitiere als Vermieter, etc. Doch die Natur profitiere nicht, stellt der Nürnberger BN-Vorsitzende fest; denn Wohnraum und Gwerbeflächen müssten her, auf Naturflächen.

Deshalb sei Deutschland aus Naturgesichtspunkten überbevölkert. „Ein Volk ohne Raum also?“, fragt Raß. „Volk ohne Raum“?

Raß weiß offenbar um die historische Bedeutung des Diktums, das der Schriftsteller Hans Grimm 1926 als Buchtitel verwendete, wie er im NZ-Gespräch erkennen ließ; er weiß auch, dass die Nationalsozialisten das Diktum dankbar aufnahmen, um ihre Eroberungsfeldzüge zu begründen. Er wolle „eine Diskussion anstoßen“, erklärt er die Absicht dahinter. Eine Diskussion darüber, wieviele Menschen in einer Stadt wie Nürnberg leben sollten.

Dafür zieht Raß die nach Nürnberg ziehenden Menschen ausländer Herkunft heran und fragt in seinem „Mauersegler“-Vorwort weiter: „Wie viele Migranten/Ausländer verkraften wir? Wie viel Platz ist noch in Deutschland?“ Und mahnt: „Jetzt wird die Diskussion gefährlich.“

Schaden Migranten  der Natur in Nürnberg?



Sätze, die im Grünen-Kreisverband in Nürnberg für „Entsetzen“ sorgten, wie die Landtagsabgeordnete Christine Stahl der NZ sagte. „Ich bin mit diesem Vorwort sehr unglücklich“, bekennt die Landtags-Vizepräsidentin. Sie halte es für falsch und bedenklich, wenn Natur und Mensch gegeneinander ausgespielt werden. Und sie hält es für „völlig falsch“, wenn Migranten, die sich in Nürnberg niederlassen, „für eine verfehlte Flächenpolitik verantwortlich gemacht werden“. Für die Grünen, die sich den Zielen des BN eigentlich verbunden fühlen, sei es schlichtweg egal, woher die Menschen kommen; denn jeder, der nach Nürnberg wolle, habe das Recht, hier zu leben. Doch sie befürchte, so lässt Christine Stahl erkennen, dass Raß mit seinen Thesen im BN nicht alleine sei.

Raß selbst will gegenüber der NZ Befürchtungen vorbeugen, er habe etwas gegen Migranten. Auch im „Mauersegler“-Vorwort heißt es: „Damit niemand was in den falschen Hals kriegt: Wir heißen alle ohne Ansehen der Hautfarbe, der Religion, der Nationalität und der Sprache willkommen.“ Die BN-Kreisgruppe sei ja auch der Allianz gegen Rechts in der Metropolregion beigetreten; man bemühe sich um aktive Teilhabe der Migranten im BN; allerdings sei es die offizielle Meinung des BN, dass die Bevölkerungsabnahme, die Deutschland bevorstehen solle, „eher als Chance denn als Risiko zu sehen“ sei. Die Nürnberger Kreisgruppe versuche, „dieses politisch schwierige, mit vielen Tabus besetzte Thema auf die Agenda zu setzen“.

Schaden Migranten  der Natur in Nürnberg?



Otto Heimbucher ist dritter Vorsitzender des BN in Nürnberg und politisch in der CSU aktiv. Er hält Raß’ Äußerungen für „unglücklich formuliert“. Offizielle Haltung des Bund Naturschutz sei, dass Deutschland ein Zuwanderungsland sei, „keine Frage“. Er sei sich sicher, dass Günther Raß „kein Problem mit der Zuwanderung hat“. Seine Äußerungen seien sicherlich „verquer rübergekommen“.

Die Grünen jedenfalls wollen von Raß selbst hören, wie er es nun mit der Zuwanderung nach Nürnberg und dem Naturschutz hält; am 7.Mai treffe man sich zu einer gemeinsamen Sitzung. Schon vorher, vom 26. bis 28. April, findet die landesweite Delegiertenversammlung des BN in Nürnberg statt. Dort wird Raß sich sicher auch erklären.

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