Schlamperei? Kripo ermittelt nach Gas-Alarm in Johannis

7.12.2016, 06:00 Uhr
Schlamperei? Kripo ermittelt nach Gas-Alarm in Johannis

© Foto: ToMa

Ob Vorsatz oder Schlamperei - die Ursache für das Ausströmen des gefährlichen Kohlenmonoxids (CO) könnte auf den Donnerstag vergangener Woche zurückgehen. Seit diesem Tag habe die Heizungsanlage des Mietshauses nicht mehr richtig funktioniert, sagten Bewohner übereinstimmend. Eine Mieterin berichtete, sie habe ihre Wohnung nur noch auf 17 Grad Celsius erwärmen können. Der Hausverwalter soll von den Heizungsproblemen gewusst haben.

Andere Berichte deuten darauf hin, dass das Abgasrohr der Heizungsanlage im Keller nicht an den Kamin angeschlossen war. Die Kripo hält sich dazu bislang bedeckt. Nach einer "Fülle erster Eindrücke" seien "noch viele technische Fragen offen", sagte Polizeisprecher Robert Sandmann auf Anfrage. Ablaufprotokolle und Wartungsabläufe seien noch zu überprüfen, Installateure zu befragen. Möglicherweise werde die Kripo auch noch einen Sachverständigen hinzuziehen.

Wie berichtet, musste die Feuerwehr das fünfstöckige Anwesen in der Nacht zum Montag evakuieren. Eine Mieterin hatte einen merkwürdigen Geruch wahrgenommen und Alarm geschlagen. Die Einsatzkräfte stellten fest, dass sich das gefährliche Kohlenmonoxid (CO) im gesamten Gebäude ausgebreitet hatte. Drei der 20 Bewohner mussten ins Klinikum gebracht werden, sechs weitere wurden vor Ort vom Notarzt behandelt. CO-Gas ist geruchlos, die Mieterin nahm offenbar andere Verbrennungsgase wahr.

CO-Gas ist geruchslos - und gefährlich

In welcher Gefahr zumindest ein Teil der Mieter schwebte, zeigen die Messwerte der Feuerwehr in dem Gebäude. Schon vor dem Hauseingang wurde eine CO-Konzentrationen von 200 ppm (Parts per Million – deutsch: Millionstel) gemessen. Im obersten Stockwerk waren es rund 800 ppm. Dieser Unterschied erklärt sich dadurch, dass CO-Gas leichter ist als Luft und deshalb aufsteigt.

Zum Vergleich: Bereits bei einer Dauerbelastungen zwischen 150 und 300 ppm leiden Betroffene unter Schwindelgefühlen, Schläfrigkeit und Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Eine Belastung von 1500 ppm über zwei Stunden hinweg gilt als tödlich. Die Schlussfolgerung, 800 ppm über vier Stunden führten ebenfalls zum Tod, ist sicher so nicht zulässig. Da sich aber CO-Moleküle so an den roten Blutkörperchen andocken, dass die Aufnahme und der Transport von Sauerstoff blockiert werden, ist davon auszugehen, dass es ohne die aufmerksame Mieterin Todesopfer gegeben hätte.

CO-Gas entsteht in der Regel bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Substanzen – wie eben Erdgas. Der Handel bietet preisgünstige CO-Warngeräte an, die äußerlich den gängigen Wohnungs-Rauchmeldern ähneln, zum Teil auch einstellbar sind.

1 Kommentar