So können Eltern ihre Kinder vor den Gefahren im Netz schützen

10.4.2016, 06:00 Uhr
Schnell summieren sich, vor allem durch die Gruppendynamik bei Chats, die Nachrichten auf. Eine regelrechte Textflut prasselt dann auf sie ein.

© dpa Schnell summieren sich, vor allem durch die Gruppendynamik bei Chats, die Nachrichten auf. Eine regelrechte Textflut prasselt dann auf sie ein.

Es ist eine trügerische Vorstadtidylle. Die Sonne lacht vom Himmel, die Vögel zwitschern, plötzlich klingelt es an der Türe. Die Mutter von Klaus öffnet sie. Ein Schlägertrupp mit einem aggressiven Kampfhund im Schlepptau steht am Treppenabsatz und erkundigt sich nach ihrem Sohn. "Der ist oben in seinem Zimmer", sagt die Mutter mit einem sorglosen Lächeln und lässt die Kumpanen ins Haus. Es ist eine Szene aus einer Werbung, die Eltern wachrütteln soll. Kinder vor den Gefahren im Internet zu schützen, eben wie im echten Leben, ist der Appell an die Eltern.

Damit die virtuellen Gefahren nicht real werden, ist Polizistin Elke Reiss mit ihrer Vortragsreihe "Kinder im Netz - aber sicher!" in Nürnberger Grundschulen zu Gast. "Leider haben Eltern oft nicht das Bewusstsein für die Gefahren im Internet." Nicht nur Viertklässler, sondern auch deren Eltern klärt die Beamtin, die in der Prävention tätig ist, daher auf. "Denn wenn das Kind merkt, dass die Eltern keine Ahnung haben, könnte es das ausnutzen."

"Der Erziehungsauftrag hört nicht vor dem Bildschirm auf“, gibt Reiss zu bedenken. Den ein oder anderen Whats-App-Verlauf zu lesen, um das Verhalten und den Umgang des eigenen Kindes in der virtuellen Welt zu sehen, gehöre deshalb auch dazu. Mit dem Nachwuchs immer wieder das Verhalten in der virtuellen Welt zu besprechen, ebenso.

Verbot wenig sinnvoll

Passwörter, die Kinder im Internet nutzen, sollten Eltern für Notfälle kennen. Allerdings nicht, um damit zu spionieren, wovon die 33-Jährige massiv abrät. "Sonst ist das Vertrauen weg." Die Zugangsdaten zu wissen, erleichtere im Ernstfall die polizeilichen Ermittlungsarbeiten. "Wenn das Kind nicht wie vereinbart nach Hause kommt, vorher aber noch gechattet hat, kann das ein wichtiger Hinweis sein", skizziert die Beamtin einen möglichen Fall.

Kann ein Verbot vor den Gefahren wappnen? Keine wirkliche Lösung für Reiss. "Man läuft Gefahr, das Kind ein Stück weit vom Freundeskreis abzuriegeln." Die Kommunikation laufe schon im Grundschulalter über Facebook und Whats-App. Wer da nicht mitmacht, gehöre sehr schnell nicht mehr dazu.

Im Umkehrschluss führt das auch zu einer enormen Stressbelastung bei den Kids, die zu Schlaf- und Konzentrationsstörung führen kann. Schnell summieren sich, vor allem durch die Gruppendynamik bei Chats, die Nachrichten auf. Eine regelrechte Textflut prasselt dann auf sie ein. Im Gegensatz zu Erwachsenen könnten Kinder das Handy aber nicht einfach weglegen, wenn es nervt. "Sie haben das Gefühl, sich beteiligen zu müssen, zu zeigen, dass sie auch mit dabei sind."

Angstauslösendes Potenzial schreibt Reiss virtuellen Kettenbriefen zu. "Kinder glauben schon mal, dass jemand stirbt, wenn sie die Nachricht nicht binnen einer Stunde an zehn Personen weiterschicken." Eltern sollten ihren Nachwuchs in ihren Ängsten dann unbedingt ernst nehmen, auch wenn sie aus Sicht des Erwachsenen banal sind.

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