So viele wie nie: 1500 Polizisten in Nürnberg vereidigt

9.7.2017, 18:20 Uhr
So viele wie nie: 1500 Polizisten in Nürnberg vereidigt

© Günter Distler

Überschattet von den aktuellen Krawallen in Hamburg legten am heutigen Samstag in Nürnberg 1546 angehende Polizistinnen und Polizisten aus ganz Bayern vor Innenminister Joachim Herrmann und dem Präsidenten der Bayerischen Bereitschaftspolizei, Wolfgang Sommer, ihren Amtseid ab - so viele wie nie zuvor bei einem Einführungstermin. Erstmals trugen alle die neuen blauen Uniformen, mit Rücksicht auf die Hitze durften die Jackets im Schrank bleiben.

Die erschütternden Bilder der sinnlosen Gewalt und brutaler Attacken rund um den G20-Gipfel waren sicher in allen Köpfen präsent, als die 446 Frauen und 1100 Männer gelobten, ihren Dienst nach Recht und Gesetz und in der Achtung vor den Grundwerten und der Verfassung auszuüben. Denn sie alle müssen sich darauf gefasst machen, eines Tages, nach Abschluss ihrer Ausbildung, ebenfalls mit solchen Situationen konfrontiert zu sein.

"Sowohl die Unversehrtheit der Person wie auch der Schutz des Eigentums sind ohne Wenn und Aber schützenswert", hob Herrmann angesichts der anarchistischen Gewalt von Hamburg hervor. Zugleich würdigte er die hohe Motivation und Leistungsfähigkeit wie auch die Erfolge der bayerischen Ordnungshüter. Mit aktuell insgesamt fast 42.000 Stellen, darunter rund 32.000 Beamten, sei ein Personalhöchststand im Freistaat erreicht. Besonders der Freistaat habe darauf gedrungen, dass tätliche Angriffe auf Einsatzkräfte nun grundsätzlich mit mindestens einem halben Jahr Gefängnis geahndet werden – das entsprechende Gesetz wurde erst vor wenigen Wochen verabschiedet.

1100 Kollegen müssen ersetzt werden

Zu der Zeremonie waren rund 4500 Gäste in die Frankenhalle gekommen, vor allem die Angehörigen der Nachwuchskräfte, aber auch Vertreter des öffentlichen Lebens, an der Spitze Landtagspräsidentin Barbara Stamm. In einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden der Opfer des Busunglücks auf der A9 vom vergangenen Montag sowie des im vergangenen Jahr von einem selbst ernannten "Reichsbürger" erschossenen SEK-Beamten und der Mitte Juni bei Unterföhring schwer verletzten Streifenkollegin.

Die Polizeianwärter leisten ihren Dienst bei den Ausbildungsstandorten der Bereitschaftspolizei in Nürnberg, Dachau, Eichstätt, Königsbrunn bei Augsburg, Würzburg und Sulzbach-Rosenberg mit der Außenstelle Nabburg sowie an den Hochschulen Fürstenfeldbruck und Sulzbach-Rosenberg. Darunter sind angehende Ordnungshüter beispielsweise mit griechischer, kosovarischer, türkischer, kroatischer, italienischer und polnischer Herkunft. Außerdem vereidigte der Innenminister vier Spitzensportler der Spitzensportfördergruppe der Bayerischen Polizei: eine Snowboarderin, einen Skispringer, eine Biathlethin und eine Bobfahrerin.

Siebenmal mehr Bewerbungen als Plätze

In der Rekordzahl bei einer Vereidigung spiegeln sich die verstärkten Anstrengungen um die Gewinnung von Nachwuchs. Zum einen gilt es,rund 1100 Kollegen und Kolleginnen zu ersetzen, die in Pension gehen, zum anderen haben Staatsregierung und Landtag eine Aufstockung der Personalstärke beschlossen - auch um längerfristig den Überstundenberg abzubauen und zu vermeiden. Allein im vergangenen Jahr sollen weit über eine Million Zusatzstunden angefallen sein.

Bei der Einstellung konnte sich die für die Ausbildung zuständige Bereitschaftspolizei die Besten aussuchen: Beworben hatten sich rund siebenmal mehr Kandidaten als Plätze zu vergeben waren. Viele der künftigen "Freunde und Helfer" bringen bereits Erfahrungen aus einem Studium oder einem Lehrberuf sowie aus vielfältigen ehrenamtlichen Aktivitäten mit, vor allem im sportlichen Bereich und aus dem Rettungsdienst.

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