Stein: Einkaufszentrum bekommt Gegenwind

12.2.2013, 07:59 Uhr
Stein: Einkaufszentrum bekommt Gegenwind

© Winckler

Noch bis Mittwoch, 6. Februar, kann man die Planungen im Rathaus einsehen. Im Bauamt schätzt man, dass bislang circa 150 Bürger die Gelegenheit dazu nutzten. Die meisten wünschten nur Informationen, einige wenige haben ihre Einwände, Anregungen oder Verbesserungsvorschläge zu Papier gebracht. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass in der letzten Woche dazu noch mehr eingeht. Erfahrungsgemäß, sagt Oliver Welscher von der städtischen Bauleitplanung, komme diese Post „erst kurz vor Toresschluss“.

Einer, der sich als Interessenvertreter des örtlichen Gewerbes naturgemäß besonders viel mit den Planungen für das Großprojekt beschäftigt, ist Karl Müller, Vorsitzender des Gewerbevereins Stein (GVS). Dabei durchlebte Müller einen Wandel vom einstigen Befürworter des Forums zum Gegner.

In diversen Mails an Bürgermeister Kurt Krömer argumentiert Müller gegen die Planung in der aktuellen Form. Wichtig ist ihm zu betonen, dass er kein grundsätzlicher Gegner des Einkaufszentrums in der Steiner Mitte sei, es aber schlicht für zu groß dimensioniert halte. Ähnlich wie bei der Zahl der Fahrzeuge in der Hauptstraße, die von Stadtverwaltung und Staatlichem Bauamt Nürnberg unterschiedlich interpretiert wird (wir berichteten), geht es auch hier um Zahlen: die Quadratmeter der Verkaufsflächen.

Welche Dimensionen sind innenstadtverträglich? Wie viel Verkaufsfläche brauchen die Steiner Bürger? Aus welchen Kommunen kommen die Kundenströme, die das Forum rentabel machen? Drei Fragen, auf die Bürgermeister und Gewerbevereinsvorsitzender unterschiedliche Antworten finden.

Zu wenig Potenzial?

Krömer beruft sich auf die Festlegungen aus dem Raumordnungsverfahren. Dieser, der Bauplanung vorhergehenden Untersuchung, sind die Quadratmeterzahlen für die einzelnen Branchen von Lebensmittel über Elektronik bis hin zu Kleidung zu entnehmen.

Auch Müller verweist in seiner Argumentation auf diese Festlegung. Seine Konsequenz: Weder die Stadt mit ihren 14000 Einwohnern hat das Kundenpotenzial für das Forum, noch könnten aus dem Umkreis genügend Konsumenten angelockt werden. Denn die wirtschaftlichen Bedingungen hätten sich völlig geändert. So habe das Internet-Geschäft deutlich zugenommen, die Mitbewerber aus der Nachbarschaft hätten ihre Standorte gestärkt, neue seien geplant.

Der Bürgermeister hingegen erwartet, dass angesichts der Zahlen aus dem Raumordnungsverfahren das Forum eine Erfolgsgeschichte wird: „...vor allem geht es darum, ein von der Bürgerschaft verlangtes Angebot in Stein anzubieten und zusätzlich neue Arbeitsplätze zu schaffen.“ In seiner Replik auf die Mail von Müller heißt es weiter: „Es ist schön zu wissen, dass Sie als Vorsitzender des GVS lieber die Steiner Bürger außerhalb von Stein einkaufen lassen wollen, als dass diese ihr Geld in Stein ausgeben. Dies ist schon sehr merkwürdig und eine seltsame Einstellung eines Gewerbevereinsvorsitzenden.“

Müller erinnert hingegen an den Sieger des Architekten-Wettbewerbes und vertritt die Auffassung, dies komme den Vorstellungen der Steiner Bürger näher. Tatsächlich weicht der aktuelle Entwurf deutlich von dem 2006 vorgestellten Modell ab. Damals war die denkmalgeschützte Krügel-Villa in den Mittelpunkt gerückt worden. Ein Wegenetz hatte das Areal durchzogen. In Richtung Hauptstraße öffneten sich die Gebäude zu einem großen Platz.

Das Thema Einkaufszentren als Magnete für den Einzelhandel in kleineren Städten sieht der GVS-Vorsitzende inzwischen prinzipiell kritisch. Er nennt Negativbeispiele, in denen neue Konsumtempel nicht nur den Tod der kleinen lokalen Händler bedeuteten, sondern selbst binnen weniger Jahre mit Leerständen zu kämpfen hatten. Konkret erwähnt er das 2005 eröffnete „Forum Wetzlar“.

Steins SPD-Fraktion beantragt eine Sondersitzung zum Thema Einkaufszentrum Forum und Verkehr auf der Hauptstraße. Ausdrücklich betonen die SPD-Stadträte, dass sie nicht als „Verhinderer“ des Forums eingestuft werden möchten, jedoch die erneute Umgestaltung der Steiner Hauptstraße, wie sie im Oktober 2012 vorgestellt wurde, nicht akzeptieren wollen.
 

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