Trachten-Nacht in Nürnberg mit Dirndl, Alphorn und Busserl

13.10.2014, 03:04 Uhr
Stars und Sternchen ließen sich auf der Nürnberger Trachten-Nacht blicken.

© Michael Matejka Stars und Sternchen ließen sich auf der Nürnberger Trachten-Nacht blicken.

Schon von weitem tönt die Musik der Blaskapelle „Die 6 lustigen Fünf“. Das Laub raschelt unter den Füßen. Eine Gruppe Dirndl-gewandeter Mädels versucht die Symbolik der Schürzen-Schleifen zu entschlüsseln: Rechts gebunden bedeutet, dass die Trägerin verheiratet und links, dass sie ledig ist; Schleife vorne ist gleich Jungfrau und Schleife hinten Witwe. Stimmt.

Und auch das Motto der Veranstaltung ist richtig gewählt: „Tradition trifft Trend“. Die Alphornbläser, die Schunkellieder und die Blaskapelle stehen für das Althergebrachte, der Dresscode Dirndl und Lederhose für eine ungebrochene Modeströmung. „Mit Brauchtum haben die Outfits hier nichts zu tun“, findet die Höchstädter Kommunalpolitikerin Irene Häusler. Die fränkische Tracht sei ganz anders, hochgeschlossen, eher dunkel gehalten und mit besonderem Kopfschmuck.

Wie zeitlos traditionelle Tracht sein kann, führte Anja Kruse vor. Die aus zahlreichen Filmen und Fernsehserien bekannte Schauspielerin, prominenter Gast bei der „Trachten-Nacht“, trug Bürgertracht aus Niederösterreich: klassisch geschnitten, wadenlang, das Mieder tiefdunkelblau, der Rock in Baumwolle mit Blaudruck, dazu dem festlichen Anlass entsprechend eine weinrote Seidenschürze. Sie weicht im Alltag einer aus Baumwolle oder Leinen mit Mustern, wie sie dereinst beim Bettzeug üblich waren. „Denn das Dirndl war im 19. Jahrhundert das Arbeitsgewand der jungen Mägde“, erinnert die österreichische Trachten-Botschafterin an den Ursprung der heute schwer angesagten Mode.

Das feierfreudige Publikum wiederum hat Vergnügen an der Verkleidung und dem auf ländlich getrimmten Spektakel. Das angehende Modell Naima im exakt auf seinen Typ zugeschnittenen Dirndl ist im Schlepptau eines Fotografen zu der Veranstaltung mitgekommen, bei der Sehen und Gesehenwerden Trumpf ist. Um 21 Uhr aber ist Schluss für die 16-Jährige. „Da geht es heim zu Mama“, sagt sie ganz ohne Bedauern. Den übrigen Gästen heizt die Live-Kultband „Die Nachtschwärmer“ ein.

Drei Anläufe hat es gebraucht, bis Mario Baglieri eine Eintrittskarte für den Trachtler-Event bekam. Jetzt aber legt der „schwäbische Italiener mit Wohnsitz in Nürnberg“, wie er von sich sagt, eine heiße Sohle aufs Parkett. Und er ist bei allen Mitmachaktionen dabei. Den Hammer schwingt er so erfolgreich, dass der Nagel mit dem ersten Schlag im Holzblock verschwindet. Exakt 1127 Karten konnten laut Veranstalter Patrick Kraft verkauft werden. Damit ist die Nürnberger Trachten-Nacht auch im nächsten Jahr wieder gesetzt.

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