Zeppelintribüne: Wie teuer wird die Sanierung wirklich?

21.7.2016, 06:00 Uhr
Zeppelintribüne: Wie teuer wird die Sanierung wirklich?

© Andreas Franke

Welche baulichen Maßnahmen die Stadtverwaltung für das Gelände vorschlägt, erläuterten Baureferent Daniel Ulrich und Kulturreferentin Julia Lehner auf einem Rundgang vor Ort den Vertretern des Stadtrats und der Presse.

Ziel sei es, den Einsturz der Tribüne zu verhindern und eine "dauerhafte Begehbarkeit der Gesamtanlage" zu ermöglichen, sagte Ulrich. Bei dem Rundgang betonte er mehrfach, dass es nicht darum gehe, ein "Nazi-Bauwerk" neu zu errichten. In drei Millionen Euro teuren Probearbeiten hat man verschiedene Varianten getestet, mit denen die genannten Ziele erreicht werden könnten. Dabei ging es um Fassade, Dach und Treppenstufen der Tribüne sowie die Wallanlage.

Was die Fassade betrifft, so möchten Ulrich und Lehner nur die stark beschädigten Kalksteinplatten, die herunterfallen könnten, durch Betonsteine ersetzen. Teilweise geschädigte Platten werden mit Reparaturmörtel gleichsam aufgemöbelt. Die Varianten, alle Steine zu ersetzen oder aber verputztes Mauerwerk zu verwenden, wurden verworfen – zum einen aus Kostengründen, zum anderen aber auch, weil die Stadt nicht den Eindruck eines Neubaus erwecken will.

Zeppelintribüne: Wie teuer wird die Sanierung wirklich?

© Michael Fischer

Analog zur Fassade sollen auch bei den Treppenstufen auf der Tribüne nur die stark geschädigten ausgetauscht werden. Ulrich betonte, dass die Nazis damals schlechtes Material verwendet hätten, als sie die Anlage bauten. Der Kalkstein sei brüchig, deswegen splitterten die Vorderkanten der Steine immer wieder ab. Außerdem dringe Feuchtigkeit in den Unterbau ein. Die Variante, alle Steine herauszunehmen, darunter eine Abdichtung gegen den Wassereinfall einzubauen und sie danach wieder einzusetzen, wird die Stadt nicht weiterverfolgen. "Dabei würden zu viele Steine kaputtgehen", sagte Ulrich. Deswegen müsste man sehr viel neues Material verwenden und würde so den optischen Eindruck von der Tribüne zu stark verändern.

Wasser dringt ein

Der stärkste Eingriff in das ursprüngliche Bauwerk fand 1967 statt, als die Stadt die Pfeilergalerie wegsprengen ließ. In diesem Bereich dringt nun massiv Wasser ein. Als Varianten der Abdichtung stehen zwei verschiedene Dächer zur Auswahl. Ein Dach mit einer Bitumendeckung könnte nicht genutzt werden, um Besuchergruppen heraufzuführen, weil das Material diese Belastungen nicht lange aushält. Ein begehbares Dach, in Form einer beschichteten Betondecke, ein "Parkdeck" (so Ulrich) wäre allerdings "viermal so teuer", sagte Ulrich. Lehner hält es aber für sehr wichtig, dass die Besucher zumindest an einer Stelle der rund 300 Meter langen Tribüne von einem Treppenhaus aus auch auf das Dach der Anlage gelangen. So erscheint eine Kombination aus beiden Dächern wahrscheinlich. Mit dem Original haben beide Varianten wenig zu tun, was Lehner zufolge kein Nachteil sein muss: "Der Provisoriumscharme kann die Neugierde der Besucher wecken."

Im Innenbereich der Tribüne soll ein Edelstahlnetz an den Decken für Sicherheit sorgen, zudem hat das im Hochbauamt angesiedelte Kommunale Energiemanagement (Kem) ein Lüftungskonzept entwickelt, "um langsam die Feuchtigkeit nach draußen zu transportieren", erklärte Ulrich.

Bleiben noch die Wallanlagen, auf denen einst die Zuschauer bei den NSDAP-Reichsparteitagen Platz nahmen. Hier will man die Stufenanlage sichtbar halten, in dem die gute Erde durch schlechte ersetzt und so ein zu starker Bewuchs verhindert wird. Die Betonkantensteine sollen nur punktuell begradigt werden. Lehner hält es für sehr wichtig, dass die heutigen Besucher die Perspektive der damaligen Zuschauer einnehmen können. Hierfür sei eine freie Sichtachse von der Wallanlage zur Tribüne notwendig. Die vermutlich Anfang der 1990er Jahre entstandene Baumallee, die derzeit vor der Tribüne steht, müsste daher weichen.

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