Zu wenig Grün in Nürnbergs Straßen

16.1.2014, 18:04 Uhr
Zu wenig Grün in Nürnbergs Straßen

© Roland Fengler

Es gibt Debatten, bei denen sich die Standpunkte so unversöhnlich gegenüberstehen, dass jegliche Annäherung ausgeschlossen ist, dafür aber das Publikum auf seine Kosten kommt, weil die Fetzen fliegen. Völlig anders sah die Sache bei der vom Bund Naturschutz (BN) organisierten Runde im Heilig-Geist-Spital aus. Wen Andreas Franke auf dem Podium auch befragte, es wurde derselbe Wunsch geäußert: mehr Bäume in der Stadt.

Gesprächsteilnehmer wie Publikum mangels Diskussionsbedarf heimschicken musste der Moderator dennoch nicht. Trotz des einmütigen Bekenntnisses zum Baum an sich zerfiel die Gruppe schnell in zwei Lager — diejenigen, die wie Matthias Schmidt von der Projektgruppe Straßenbäume und sein Berliner BN-Kollege Christian Hönig wussten, wie es geht, und jene, die wussten, warum es nicht so ohne weiteres geht: Ingo Schlick vom Stadtplanungsamt, Umweltreferent Peter Pluschke und Andreas Daume, Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör).

Die Gründe, die das Trio vorbrachte, waren vielfältig: Angefangen bei der mangelnden Ausstattung mit Mitteln und Personal bei Sör über die große Lobby von Autofahrern, die laut Schlick bei Platz- und Straßengestaltungen lieber Parkflächen statt Bäume fordert, bis hin zum Grundproblem Nürnbergs, das Peter Pluschke erläuterte: Immer weniger Platz für immer mehr Menschen.

Pflanzungen scheitern oft an Erdkabeln

Eine Aufzählung, die nicht nur Matthias Schmidt auf die Palme brachte: „Statt die Frage zu stellen, ,wo ist Platz?‘, werden Gründe aufgezählt, warum es nicht geht“, kritisierte er. Auch das Publikum wollte Ideen sehen. „Warum werden Leitungen nicht endlich mal tiefer verlegt?“, fragte etwa eine Zuhörerin, als Daume erklärte, wie Baumpflanzungen oft an unterirdischen Kabeln scheitern. 

Für rund 80 Gäste stand fest, dass es vor allem am nötigen Willen bei den Verantwortlichen mangelt. Am besten zeige sich dies beim miesen Schutz und Erhalt der bestehenden Bäume, für die die Zuhörer viele Beispiele parat hatten.

Die Palette reichte von einzelnen Gehölzen, die mangels Kontrolle durch Sör bei Bauarbeiten einfach gefällt würden, bis hin zu den 80 Bäumen im Colleggarten, die nur der Widerstand der Bevölkerung vor der Abholzung bewahrt hatte.

Begrünungspflicht für Parkplätze?

Den vielzitierten Mangel an Geld — für Neupflanzungen stehen inklusive Spenden nur 325.000 pro Jahr zur Verfügung, in den vergangenen jahren wurden 1000 Bäume gepflanzt — rückten Hönig und Schmidt zurecht, der anmerkte, dass Sör bis zu drei Millionen nur für den Winterdienst ausgibt: Selbst in Berlin, so Hönig, wo im Gegensatz zu Nürnberg in den kommenden Jahren 10.000 Bäume neu gepflanzt werden, nehmen sich die Mittel dafür im Vergleich zu Hundert Millionen Euro teuren Stadtautobahn-Projekten mickrig aus.

Dass es weder an Geld noch am Willen allein liegt, zeigte Andreas Frankes finale Fragerunde: Angesprochen auf ihre Wünsche für 2016, hatten nur zwei Teilnehmer Visionen parat: Schmidt, der unter anderem die Ernennung eines städtischen Baumbeauftragten forderte, und Pluschke, der sich neben der Realisierung der grün konzipierten Stadtteile Weststadt und Brunecker Straße eine Begrünungspflicht für öde Parkplätze wünschte. Sör-Chef Daum setzt unter anderem auf mobiles Grün. Bäume werden in Kübel gepflanzt und können Plätze und Straßen verschönern, die sich für eine dauerhafte Bepflanzung nicht eignen.
 

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