Verantwortliche äußern sich

Zukunft Innenstadt: So möchte Nürnberg die Attraktivität steigern und Leerstand bekämpfen

Azeglio Elia Hupfer

nordbayern-Redaktion

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20.4.2024, 05:00 Uhr
Viel Grau und wenig Grün: Der Ludwigsplatz in Nürnberg. Doch der Platz in der Innenstadt soll neu gestaltet werden, mit modernen Stadtmöbeln und mehr Grün.

© Hans-Joachim Winckler Viel Grau und wenig Grün: Der Ludwigsplatz in Nürnberg. Doch der Platz in der Innenstadt soll neu gestaltet werden, mit modernen Stadtmöbeln und mehr Grün.

Die Liste der Gründe für die sinkende Attraktivität der Nürnberger Innenstadt ist lang. Einige Gründe sind gleichzeitig auch Kritikpunkte. Ein kleiner Auszug: Zu wenig Grün, Ketten-Monotonie, viele Ramschläden, der Onlinehandel, gestiegene Miet- und Energiekosten sowie natürlich auch die zahlreichen Leerstände in der Breiten Gasse. Wie begegnet die Stadt den Gründen sowie der Kritik und was planen die Verantwortlichen, um die Nürnberger Innenstadt zukunftsfähig zu machen und den Leerständen ein Ende zu setzen? Wir geben einen Überblick über den aktuellen Stand und blicken in die Zukunft.

Derzeit liegt die Leerstandsquote in der Nürnberger Innenstadt bei 6,6 Prozent, das heißt konkret stehen in der Nürnberger Innenstadt 113 von 1708 Objekten leer. Davon werden aktuell einige, wie zum Beispiel ehemals Brautmoden Herzog oder ehemals Schuh Leiser umgebaut und stehen dem Markt nicht zur Verfügung. In der Breiten Gasse sind dies 16 von 97 Objekten. Dagegen stehen in der Karolinenstraße 3 von 42 Objekten leer.

Die Stadt hat eine "Zukunftsinitiative Innenstadt" gegründet. Ein zentrales Ziel dieser Initiative: Die Attraktivität der Innenstadt steigern. Das soll perspektivisch über einen gesunden Mix aus Handel, Gastronomie, Kulturangeboten, Freizeit, Bildung, Wohnen und Arbeiten gelingen. Die Mischung soll sich beziehen auf die komplette Markenvielfalt einer Großstadt vom Filialisten bis hin zu regionalen Brands und inhabergeführten Konzepten. Neue Nutzungsarten sollen den Mix vervollständigen. Eine neue Nutzung, die Nürnberg intensiv im Blick hat, ist, die Innenstadt als Kongressstandort zu nutzen. Zudem werden derzeit konkrete Gespräche geführt, für einen neuen Bildungstreffpunkt im Stadtzentrum.

Auch Zwischennutzungen sind ein Thema, mit dem sich die Verantwortlichen intensiv beschäftigen. "Wir klären derzeit die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen für einen neuen städtischen Pop-Up-Store", sagt Andrea Heilmaier, Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin der Stadt Nürnberg. Außerdem gebe es gute Nachrichten vom Pop-Up-Store der Wirtschaftsförderung in der Hans-Sachs-Gasse. "Einer der bisherigen Nutzer ist so begeistert von dem Konzept, dass er den Laden dauerhaft angemietet hat", berichtet Heilmaier und betont: "Zwischennutzung ist und bleibt ein wichtiges Thema."

"Neuausrichtung einer Innenstadt ist kein Sprint"

Die Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin gibt unserer Redaktion gegenüber einen Einblick, wie die Zukunftsinitiative angelaufen ist. "Mit der Zukunftsinitiative Innenstadt haben wir einen Nerv getroffen. Das erfährt mein Team im Gespräch mit den Unternehmen vor Ort. Durch diesen direkten Austausch ermitteln wir die Bedürfnisse und Anliegen der Innenstadt", sagt Heilmaier und mahnt zur Geduld: "Die Neuausrichtung einer Innenstadt ist kein Sprint, sondern von der Planung bis zur Umsetzung eine Langstreckendisziplin."

Heilmaier ist es wichtig zu betonen, "dass in Nürnberg die Basis stimmt". Es gebe viele Gründe für einen Besuch "der attraktiven Innenstadt Nürnbergs, auch wenn an manchen Stellen Handlungsbedarf besteht." Die Stadt habe ihr Gesicht bereits in den letzten Jahren deutlich verändert. Die Referentin verspricht: "Den Weg zur Neuausrichtung der Innenstadt verfolgen wir konsequent im Schulterschluss mit allen Akteuren."

"Stab Innenstadt" gegründet

Die Anforderungen an eine zukunftsfähige Innenstadt verändern sich, hin zu einem Aufenthalts- und Erlebnisort. Für die Transformation hat man den "Stab Innenstadt" im Wirtschafts- und Wissenschaftsreferat gegründet. In dem neuen Stab und an vielen anderen Stellen in der Stadtverwaltung wird intensiv gearbeitet, versichert das Wirtschaftsreferat.

Die Mitglieder des Stabs stünden kontinuierlich im Austausch mit zahlreichen Eigentümern und Maklern, denn auch hier sind Ursachen für den Leerstand zu finden. Zum Beispiel nannten bei Ladenschließungen die Geschäftsführenden zuletzt oft die Mietkosten als einen Grund für die Schließung. Erst in dieser Woche begründete Eckerle-Geschäftsführer Daniel Kanis auf Nachfrage unserer Redaktion das Aus der Nürnberger Filiale am Ludwigsplatz unter anderem damit, dass es einen Eigentümerwechsel der Immobilie gegeben habe und die Folge "Auswirkungen auf den Mietvertrag" waren.

Der Stab plane Netzwerkveranstaltungen und einen "Immobiliendialog". Dadurch solle ein gemeinsames Verständnis für die Innenstadt entwickelt werden: Im besten Fall entstehen Ideen und Lösungen mit Blick auf die nachhaltige Behebung von Leerständen, zukunftsorientierte Nach- und Umnutzungen, Standortimage und Attraktivität.

Das ist noch für 2024 geplant

In diesem Jahr stehen noch die Neugestaltung des Hallplatzes, der Start der Umgestaltung der Lorenzer Passage und die Fertigstellung und Begrünung des Ludwigsplatzes auf der Agenda, um mehr Aufenthaltsqualität durch eine neue Gestaltung, moderne Stadtmöbel und mehr Grün zu schaffen.

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