Zum Opernball: Diese Benimm-Regeln gilt es zu beachten

12.9.2018, 05:44 Uhr
Beim Nürnberger Opernball sind lange Kleider und Smoking Pflicht. Doch auch andere Benimm-Regeln sind zu beachten.

© Stefan Hippel Beim Nürnberger Opernball sind lange Kleider und Smoking Pflicht. Doch auch andere Benimm-Regeln sind zu beachten.

"Dass Menschen ein Gefühl entwickeln, was wann angemessen ist, geht immer mehr verloren", sagt Martina Bissel mit Bedauern in der Stimme. Als Coach wird sie in ganz Deutschland von mittelständischen Unternehmen ebenso gebucht wie von unterschiedlichen Schulsystemen. Steife Etikette? Lehnt sie ab. "Mir geht es um einen formvollendeten Auftritt, sichere Kenntnis der aktuellen Umgangsformen und einen angemessenlockeren Umgang miteinander." Und all das erfordert der Nürnberger Opernball, der am Freitagabend wieder über die Bühne geht.


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Der äußere Rahmen bedingt vielfach die Regeln. "Ein Opernball ist ein Highlight, das Kunst, Kultur und Musik vereint und geprägt ist von teurer, luxuriöser und eleganter Kleiderauswahl. Das sollte einem klar sein", betont Bissel. Der Mann trägt in der Regel Frack, die Dame eine mindestens bis zum Knöchel reichende Abendrobe.

 Spielräume beim Outfit?

Die Kleidung sollte perfekt passen. Zu lange Hosenbeine oder Roben sind so unpassend wie nett anmutende Sommerkleider, womöglich noch kariert oder geblümt. "Superenge Kleider mit längeren Ärmeln und größerem Rückenausschnitt sind en vogue, doch kommt es dabei auf Eleganz an, nicht darauf, wie viel Weiblichkeit im Ausschnitten zu sehen ist", mahnt die Expertin. Rot, Schwarz oder Weiß seien "Knallerfarben"; will man auffallen sind auch Gelb, Pink oder leuchtendes Grün geeignet. Erlaubt die Figur ein hautenges Kleid, dann bitte ohne Abzeichnungen von Unterwäsche: Man darf sogar ohne! Zudem sollte man ehrlich zu sich sein: Zwickt das Kleid oder gibt es Röllchen, ist es schlicht zu eng: "Nicht tragen!"


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Schuhe, Strümpfe, Clutch & Co.

Was bei ihr wie ihm nicht geht: Flache Treter, Wellness-Schuhe, Stiefeletten oder ein hoher Schaft. Bei Herren möglichst keine Schnürschuhe – ein Lack-Schuh ist der Rolls-Royce. "Unbedingt vorab zu Hause putzen, nicht vor dem Eingang rasch mit einem Taschentuch", verweist die Expertin auf häufiges Fehlverhalten. "Die Damen sollten trotz Absatz auf gute Bodenhaftung und stabilen Stand achten." Das heißt: Bei ausgeleierten Schuhen in neue investieren. Highheels im Verlauf des Abends in bequeme Treter wechseln? Absolut tabu!

Statt nacktem Bein trägt Frau eine dem Teint angepasste (nicht weiße!) Strumpfhose; ein zweites Paar hat sie in der Clutch oder im Pompadour (elegantes Beutelchen). Die Tasche unter den Arm klemmen oder am kleinen Henkel tragen. Zur Haarpracht: "Damen tragen möglichst eine Hochsteckfrisur, der Herr die Haare entsprechend gepflegt."

Das Paarverhalten

Recht simpel: Der Herr macht alles. Er öffnet sämtliche Türen, nimmt die Garderobe ab und schützt sie, in dem er hinter ihr die Treppe hinauf-, doch vor ihr die Treppe hinuntergeht. Bewegt sich das Paar durch die Räume, "reicht er ihr den Arm und präsentiert sie formvollendet", rät Bissel.

Was sage ich nur?

Keine tiefsinnigen Gespräche führen, schon gar nicht über Politik, Finanzen, Krankheiten oder Religion. Stattdessen gepflegter Smalltalk, etwa über Bücher, Kultur oder Urlaube. "Man macht mal ein Kompliment", ermutigt Bissel. "Es ist ein Abend des Vergnügens, also lächelt man und begegnet anderen Ballgästen positiv. Dazu gehört unbedingt, alle an sich zu korrigierenden Dinge – wie Nachschminken, Haare richten, Zähne reinigen – auf der Toilette zu erledigen!"

 Alles Walzer – wer darf mit wem?

Fordert der Herr die Dame auf, reicht er ihr den Arm und führt sie bis zur Tanzfläche. "Dort klatscht man auch nicht eben mal ab, sondern führt die Runde zu Ende und bringt die Dame zurück an den Tisch." Ein Herr fragt stets den Begleiter der Dame, ob der Tanz mit ihr gestattet ist. Die Dame fordert nur bei Damenwahl auf, sonst nicht. Und sie sollte kein Tanz-Angebot ablehnen.

Die Regeln bei Tisch...

...sind die üblichen, von Serviette bis Weinglas. Das Benehmen bei Tisch habe auch stets mit der Wertschätzung des Gegenübers zu tun, erläutert Bissel. Nur einige Erinnerungen: aufrecht sitzen, Beine nebeneinander und nicht überschlagen, sich auch nicht wohlig im Stuhl zurückfallen lassen. Ellbogen runter vom Tisch, die Stoffserviette – etwa beim Toilettengang – nie auf die unhygienische Sitzfläche des Stuhls werfen, "und bitte nicht bei anderen probieren oder gar Teller tauschen! Keinesfalls unter dem Tisch die Schuhe ausziehen, ständig die Gläser beim Zuprosten aneinander knallen oder quer über den Tisch nach dem Salz langen", schildert die Expertin mieses Benimm-Verhalten, das sie immer wieder beobachtet. Auch überlautes Lachen ist nicht gesellschaftsfähig.

Letzter Tipp:

Für die Herren gilt es als Tabu, möglichst bald die Fliege zu lösen. Dafür sollten sie an Manschettenknöpfe denken und auf die Armbanduhr verzichten. "Eine Taschenuhr aber ist cool!" Visitenkarten: Erst nach einem Gespräch offen und sichtbar überreichen. Damen dürfen Handschuhe, mindestens bis zum Ellbogen reichend, den ganzen Abend lang tragen; Gleiches gilt für eine Stola. Entdeckt man bei einem Gast ein Malheur (wie offener Reißverschluss, Lippenstift an den Zähnen), weist man mit einer unauffälligen Geste darauf hin. Und was macht Frau mit schmerzenden Füßen in der Ball-Disco – zieht sie die Schuhe aus? "Es wird gemacht", sagt die Expertin. "Doch es ist ein No-Go!"

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