Ort in Oberfranken ringt mit Nazi-Umtrieben

8.2.2013, 15:40 Uhr
Ort in Oberfranken ringt mit Nazi-Umtrieben

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Seit Jahren hat der Nordosten Oberfrankens immer wieder mit rechtsextremen Umtrieben zu kämpfen. In Wunsiedel kehrte erst Ruhe ein, als die Grabstätte von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß beseitigt wurde. In Oberprex allerdings, einem Ortsteil von Regnitzlosau im Landkreis Hof, haben Rechtsextreme vor wenigen Jahren ein Anwesen bezogen. Wie sollen die Bürger damit umgehen? Diese Frage bewegt die Region, wie am Donnerstagabend bei einer Diskussionsrunde deutlich wurde. «Es hat sich ein Nest aufgetan», fasste der Hofer Landtagsabgeordnete Alexander König (CSU) die Lage in Oberprex zusammen.

Der evangelische Pfarrer des Ortes, Holger Winkler, hat eine gewisse Ohnmacht festgestellt. Man wolle die Rechtsradikalen nicht haben. Aber sie hätten die Immobilie nun einmal erworben. «Was sollen wir machen? Die rechtlichen Mittel und Wege sind beschränkt.» Immerhin war es der Gemeinde Regnitzlosau vor wenigen Wochen gelungen, ein Konzert rechter Gruppen zu verhindern. Die Initiatoren hatten die Veranstaltung nicht rechtzeitig angemeldet. Die Polizei kam trotzdem in den Ort, um zu überwachen, dass nicht illegal gefeiert wurde.

Man müsse sich klar werden, dass Oberprex nicht ausgesucht worden sei, weil es hier «besonders braun» sei, machte Winkler den Ortsbewohnern Mut. Der Ort liege einfach strategisch günstig - es sei auch aus Thüringen und Sachsen schnell zu erreichen. Er kündigte an, künftig Friedensgebete zu veranstalten, auch ein Gottesdienst soll ein klares «Nein» gegen Rechts verdeutlichen.

Martin Becher, Geschäftsführer des bayerischen Bündnisses für Toleranz, hat seinen Arbeitsplatz im nahen Bad Alexandersbad (Landkreis Wunsiedel) und beobachtet die Szene genau. Er sagte, Rechtsradikale suchen zunehmend Kontakt zu lokalen Vereinen und Feuerwehren. «Es gibt erste Hinweise darauf, dass sie Vereine unterwandern wollen.» Den Rechtsextremen müssten deutliche Grenzen aufgezeigt werden: «Sie dürfen keine Ankerpunkte bei uns finden.» In den Strukturen einer Dorfgemeinschaft dürfe «kein Fußbreit» Platz für Rechtsextremisten sein.

Felix Benneckenstein, der sich für den Verein Aussteigerhilfe Bayern engagiert, warnte davor, Ortschaften, in denen Probleme mit Rechten offen zu erkennen sind, zu stigmatisieren: Die Szene gebe es überall. Wegschauen sollten die Menschen keinesfalls, mahnte er. «Man muss hier Aufklärungsarbeit leisten.»

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