Sieben Konzerte in der Kulturfabrik

"Alles was geht": Rother Bluestage starten im März

Detlef Gsänger

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung

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2.2.2022, 15:08 Uhr
Die Rother Bluestage sind stets ein Höhepunkt im Kulturkalender der Kreisstadt Roth und ein Magnet für alle Bluesfans.

© Hans von Draminski Die Rother Bluestage sind stets ein Höhepunkt im Kulturkalender der Kreisstadt Roth und ein Magnet für alle Bluesfans.

Zwar mit abgespecktem Programm und gewissen Einschränkungen, aber die sieben Konzerte mit internationalen und nationalen Künstlern können sich dennoch sehen lassen und bringen so nebenbei einen Großteil der schon für 2020 gebuchten Acts auf die Kulturfabrik-Bühne. Ausschließlich auf dieser Bühne werden die Konzerte stattfinden und - den Corona-Vorgaben geschuldet - darüber hinaus bestuhlt. Alle weiteren Hygienemaßnahmen werden sich im Lauf der kommenden Wochen herauskristallisieren.

„Das Wichtigste aber ist: wir sind wieder live“, freuen sich Monika Ammerer-Düll und Silke Rieger, die beiden künstlerischen Leiterinnen des Festivals. Und: „Die Künstler haben es verdient, endlich wieder Menschen zu begeistern.“

Zwei Wermutstropfen gibt es dennoch: Samantha Fish und Marla Glen, die beiden größten Acts, sind nicht dabei, dazu ist die zulässige Kapazität für Veranstaltungen noch zu gering. Das Marla Glen-Konzert wurde auf den 15. Oktober verschoben, bei Samantha Fish wird noch auf die finale Bestätigung des neuen Termins im Rahmen der 30. Rother Bluestage nächstes Jahr gewartet. In beiden Fällen können die gekauften Karten zurückgegeben werden, sie behalten aber auch ihre Gültigkeit für den neuen Termin.

Immer wieder angepasst

Die Rother Bluestage – die wie immer von der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung präsentiert werden - sind stets ein Höhepunkt im Kulturkalender der Kreisstadt und seit vielen Jahren im Frühjahr ein wichtiges Ziel für Musikliebende allerorts. Die Verantwortlichen der Kulturfabrik haben das Programm, das eigentlich schon seit zwei Jahren feststand, in den zurückliegenden Monaten immer wieder den sich schnell verändernden Voraussetzungen und Vorgaben angepasst.

Ein Wermutstropfen: Für das Konzert mit Marla Glen ist die zulässige Kapazität für Veranstaltungen noch zu gering. Ihr Auftritt wurde auf den 15. Oktober 2022 verschoben.

Ein Wermutstropfen: Für das Konzert mit Marla Glen ist die zulässige Kapazität für Veranstaltungen noch zu gering. Ihr Auftritt wurde auf den 15. Oktober 2022 verschoben. © Hans von Draminski

Mit Echo-Preisträger Helmut Hattler, der jungen Ausnahme-Bassistin Kinga Głyk, den exzellenten Bluesrock-Gitarristen Yasi Hofer und Aynsley Lister, den energiegeladenen Motown-Jungs San2 & His Soul Patrol, „Voice of Germany“-Finalist Marc Amacher, dem französischen Frischekick Rozedale, den in den USA geschätzten Blueser Kai Strauss, den britischen Bluesrockern Catfish, Bluesharp-Meister Chris Kramer und der fränkischen Instrumentalband Sutcliffe wird an acht Konzerttagen in der Kulturfabrik beste Livemusik von Bluesrock bis Soul-Pop geboten.

Andere für die 29. Rother Bluestage 2022 bereits angekündigten Konzerte mussten aufgrund der aktuellen Lage abgesagt oder verlegt werden. Die zeitweilig angekündigten Konzerte von Savoy Brown, Roger Chapman und Ryan McGarvey entfallen ersatzlos.

Einschneidende Erfahrung

Die Pandemie, die 2020 zunächst noch als kurz andauernde Unterbrechung der Normalität eingeschätzt wurde, stellte sich als einschneidende Erfahrung und mittlerweile Alltag für den gesamten Kulturbetrieb heraus. Auch für die Kulturfabrik, die sich als Institution der Verantwortung hinsichtlich des Infektionsschutzgesetzes sehr bewusst ist, bedeutet dies gravierende Einschnitte.

Schließung und Öffnung, Absagen und Verlegung, eingeschränkter Spielbetrieb, reduzierte Platzkapazität, Sitzkonzert mit Abstand und Maske, neue Einlass- und Reisebestimmung, 3G, 2G, 2G-plus. Neue Saalpläne müssen erstellt, Karten storniert werden. Der Verwaltungsaufwand ist weiterhin groß.

Immer neue Herausforderungen

An den Rother Bluestagen, an deren Programm und Durchführbarkeit im Büro der Kulturfabrik in den letzten beiden Jahren unter rasch wechselnden Verordnungen stetig gearbeitet wurde, ließen sich die Herausforderungen des Kulturbetriebs in Pandemiezeiten klar ablesen. Manche Bands wie Van Wolfen mussten sich auflösen, manche Künstleragenturen ebenso. Musikerinnen anderer Länder konnten nicht einreisen. Tourneen waren aufgrund eines Regelkatalogs, der in jedem Land anders ist, nicht mehr sinnvoll durchführbar.

Und einige Konzerte aufgrund der reduzierten Platzkapazität von 25 Prozent nicht mehr finanzierbar. Und es scheint, als sei auch das Publikum verunsichert. „Ein Stück der Unbeschwertheit ist verloren gegangen. Die Gefahr, Teile des Publikums verloren zu haben, besteht“, sagen die Kulturfabrikleiterinnen Monika Ammerer-Düll und Silke Rieger. „Aber wir glauben, dass das Bedürfnis nach Livemusik, Theater, Kunst nicht einfach verschwindet, weil Kultur ein wesentlicher Bestandteil für eine intakte Gesellschaft ist.“

Alles was geht

„Alles was geht“ lautet deshalb in diesem Jahr das Motto der Rother Bluestage. Alles, was für die Musikerinnen, Bands, Künstler, Agenturen, Veranstaltungstechniker geht. Und auch alles, was für das Publikum machbar ist, um im sicheren Rahmen Livemusik genießen zu können.

„Verringerte Platzkapazitäten, wenig Spielraum, großer Personalaufwand. Wir müssen sparen, wo wir können. Aber auch wieder ,back to the roots', zu den Anfangszeiten der Bluestage, konzentrierter, aber genauso stimmungsvoll. Das Wichtigste sind für uns die Künstler und Künstlerinnen und das Publikum“, so die Festivalleiterinnen. „Lieber keine Bluestage-T-Shirts und Plakatwände, dafür aber Gagensicherheit.“ Schon 2020 unterstützte das Bluestage-Publikum seine Bands mit Spenden aus den gekauften Tickets. Dies ist auch weiterhin mit alten Tickets aus 2020 möglich, die für die Bluestage-Konzerte 2022 ungültig sind.

Mit dem Echo-Preisträger Helmut Hattler ist einer der besten Bassisten Deutschlands mit seinem Lieblings-Bandprojekt Hattler zu Gast in der Kulturfabrik Roth.

Mit dem Echo-Preisträger Helmut Hattler ist einer der besten Bassisten Deutschlands mit seinem Lieblings-Bandprojekt Hattler zu Gast in der Kulturfabrik Roth. © Hattler

Eröffnet wird das Festival am Sonntag, 27. März, um 20 Uhr mit der Band Hattler: Mit dem Echo-Preisträger Helmut Hattler ist einer der besten Bassisten Deutschlands mit seinem Lieblings-Bandprojekt Hattler zu Gast. Live verbinden die Musiker spielend modernste Elektronik, handgemachte Virtuosität und eine große Stimme zu einer organischen Einheit. Heraus kommen coole Clubsounds, Psychedelic Pop und NuJazz, die druckvoll zu Gehör gebracht werden.

Beatboxing und Gitarren-Blues

Ein Doppelkonzert am Dienstag, 29. März, 20 Uhr, mit Chris Kramer & Beatbox’n’Blues sowie Kai Strauss & The Electric Blues All Stars: Mit dem dreifachen deutschen Beatboxmeister Kevin O Neal und dem Gitarrenvirtuosen Sean Athens fand der „Master of the Blues-Harp” Chris Kramer zwei junge Wilde, mit denen er dem Blues eine Frischzellenkur erteilt. Kai Strauss zählt zu einem kleinen Kreis europäischer Bluesmusiker, dem auch amerikanische Kollegen einen authentischen Stil attestieren. Eine seiner entscheidenden Qualitäten: Er kann seinem Instrument die Geschichten entlocken, die das Leben schreibt.

Mit welchem Elan sie die Motown-Ära vor Livepublikum ins neue Jahrtausend katapultieren, ist bei San2 & His Soul Patrol zu erleben.

Mit welchem Elan sie die Motown-Ära vor Livepublikum ins neue Jahrtausend katapultieren, ist bei San2 & His Soul Patrol zu erleben. © Joe Hoelzl

Soul & Blues made in Germany am Mittwoch, 30. März, um 20 Uhr im Doppelkonzert mit San2 & His Soul Patrol und „The Rescue“ - Support: Sutcliffe (Beginn 19.45 Uhr): The Rescue – Die Rettung waren die Motown-Jungs San2 & His Soul Patrol schon im Lockdown-Frühjahr 2021, als sie mit ihrem virtuellen Auftritt die ausgesetzten 29. Rother Bluestage feierten und bei ihrem Streamingkonzert bewiesen, dass sie beste Stimmung auch an den Bildschirmen verbreiten können. Mit welchem Elan sie die Motown-Ära vor Livepublikum ins neue Jahrtausend katapultieren, kann man sich also bildlich vorstellen. Die Weißenburger Band Sutcliffe veröffentlichte erfolgreich drei Alben und ist im Klangkosmos von Bands wie Calexico oder Kultregisseur Quentin Tarantino verortet.

Ein kometenhafter Karrierestart, große Musikalität und Können am E-Bass – das zeichnet Kinga Głyk aus.

Ein kometenhafter Karrierestart, große Musikalität und Können am E-Bass – das zeichnet Kinga Głyk aus. © bremme + hohensee

Funk- und Jazzhighlight am Donnerstag, 31. März, 20 Uhr, mit Kinga Głyk: Ein kometenhafter Karrierestart, große Musikalität und Können am E-Bass – das zeichnet Kinga Głyk aus. Die junge Bassistin aus Polen legt Esprit und Gefühl und ein irrwitziges Bass-Slapping in ihre Musik hinein, was ihr Lobeshymnen vom ZDF heute journal bis zum Deutschlandfunk und Begeisterungsstürme auf allen bekannten großen Festivals einbrachte. Wenn dann auch noch der Rick-James-Kulthit „Superfreak“ anklingt, ist klar, dass der Spaß am Spiel über allem steht, gepaart mit der meisterlichen Beherrschung des E-Basses.

Nacht der Newcomer

Newcomer Night ist am Freitag, 1. April, 20 Uhr, mit Catfish und Rozedale: Wer von energiegeladenen Gitarren nicht genug kriegen kann, der ist bestens aufgehoben bei den britischen Bluesrockern Catfish und den französischen Power-Rockern von Rozedale. Mit ihren preisgekrönten Studioalben haben Amandyn Roses und Charlie Fabert alias Rozedale für viel Aufsehen in der europäischen Musikszene gesorgt. Genauso wie das Quartett Catfish um Matt Long, das 2020 und 2021 zu Recht den British Blues Award als „Blues Act of the Year“ erhielt.

Für ihr druckvolles und gleichzeitig gefühlvolles Spiel ist die gebürtige Ulmerin Yasi Hofer bekannt.

Für ihr druckvolles und gleichzeitig gefühlvolles Spiel ist die gebürtige Ulmerin Yasi Hofer bekannt. © Hans-Juergen Schmidt, NN

Doppelkonzert zur Gitarrennacht am Samstag, 2. April, 20 Uhr, mit Yasi Hofer und Aynsley Lister: Für ihr druckvolles und gleichzeitig gefühlvolles Spiel ist die gebürtige Ulmerin Yasi Hofer bekannt, die bereits bei der Programmvorstellung 2020 ihr Können aufblitzen ließ. Yasi Hofer zelebriert einen exzellenten Gitarrensound, der nicht nur ihren berühmten Fan und Unterstützer Steve Vai begeistert. Voller Energie ist auch der Brite Aynsley Lister mit exzellentem Ruf in der Bluesrockszene. „Für mich muss Musik nicht perfekt sein. Sie soll dich packen und bewegen, sowohl emotional als auch körperlich: sie muss sich mit dir verbinden“, so Lister.

Echter Blues, originaler Boogie-Woogie und wahrer Rock’n’Roll sind  das Metier von "Voice of Germany-Finalist" Marc Amacher aus der Schweiz.

Echter Blues, originaler Boogie-Woogie und wahrer Rock’n’Roll sind  das Metier von "Voice of Germany-Finalist" Marc Amacher aus der Schweiz. © Bojan Zupan

Der „Voice of Germany“-Finalist Marc Amacher aus der Schweiz bestreitet am Sonntag, 3. April, 20 Uhr, das Abschlusskonzert. Echter Blues, originaler Boogie-Woogie und wahrer Rock’n’Roll sind sein Metier – seine Einflüsse reichen von John Lee Hooker und R.L. Burnside über Jack White bis hin zu Motörhead und AC/DC.

Weitere Informationen

Tickets für alle Konzerte gibt es ab Anfang Februar an den bekannten Vorverkaufsstellen, online über bluestage.de und kulturfabrik.de auf eventim.de. ZAC-Rabatt gewähren alle Vorverkaufsstellen der Nürnberger Nachrichten und ihrer Heimatzeitungen. 2022 gibt es keinen Festivalpass. Tickets aus 2020 haben ihre Gültigkeit verloren.

Bereits gekaufte Tickets für das auf 15. Oktober 2022 verlegte Konzert von Marla Glen und das wahrscheinlich auf 2023 verlegte Konzert von Samantha Fish sind auch für den neuen Termin gültig oder können an den jeweiligen Vorverkaufsstellen, an denen sie erworben worden sind, zurückgegeben werden.

Alle Konzerte finden in der Kulturfabrik statt und sind bestuhlt bei freier Platzwahl. Die Platzkapazität liegt bei aktuell 50 Prozent Auslastung. Die Veranstaltungen finden unter den zum jeweiligen Zeitpunkt gültigen Corona-Regeln statt.

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