Kreisklinik Roth: Zum Notfalltag wurde Brand im eigenen Haus Schulbeispiel

27.12.2013, 15:05 Uhr
Kreisklinik Roth: Zum Notfalltag wurde Brand im eigenen Haus Schulbeispiel

© Rudolph

Mit dem Ziel, alle Rettungskräfte, Profis und ehrenamtlichen Mitarbeiter der verschiedenen Professionen gemeinsam zu schulen und die Zusammenarbeit zu verbessern, wurde der Fortbildungstag 2009 ins Leben gerufen und feierte somit in diesem Jahr sein fünfjähriges Jubiläum.

Landrat Herbert Eckstein sowie Klinikvorstand Werner Rupp bedankten sich zu Veranstaltungsbeginn für die rege Teilnahme. Es werde „immer wichtiger, dass unabhängig von Konzepten und Papieren die richtigen Menschen zusammenarbeiten können“, so der Landrat.

Als großes Thema wurde der Zimmerbrand in der Kreisklinik Roth im Februar 2013 aufgearbeitet und das Brandgeschehen in seinem Verlauf aus ganz unterschiedlichen Perspektiven – seitens Klinikmitarbeitern und der Rettungskräften – reflektiert.

Kreisbrandmeister Werner Weigel erklärte, dass die Feuerwehr Roth seinerzeit mit 56 Personen im Einsatz gewesen sei. Erfreulicherweise hätten diese eine von den Pflegekräften bereits geräumte Station vorgefunden.

Martina Urban, in der Brandnacht Krankenschwester auf Station7, sagte: „Es ist mir wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis die Feuerwehr da war“. Sie informierte aus ihrer Sicht über den Ablauf der Evakuierung der Patienten. Als ehrenamtliche Feuerwehrfrau habe sie glücklicherweise genau gewusst, was zu tun sei.

Gemeinsam kamen die Akteure zu dem Ergebnis, dass einerseits das strukturiert und geplante Vorgehen aller Beteiligten, vor allem aber der beiden Krankenschwestern, Schlimmeres verhindert habe. In der anschließenden Diskussionsrunde wurde aber auch darauf hingewiesen, dass unabhängig vom Quäntchen Glück, der oft als sehr teuer gescholtene bauliche Brandschutz dazu beigetragen habe, Schlimmeres zu verhindern.

Chefarzt Dr. Albert Götz referierte als Allgemein- und Viszeralchirurg über das in der Notfallversorgung schwierige Thema „stumpfe Bauchverletzungen“ und den Operationsprinzipien bei schwerst- oder mehrfachverletzten Patienten. Nach wie vor müssen die Patienten wegen der hohen inneren Blutungsgefahr auf schnellstmöglichem Weg in die Klinik und sich einer CT-Diagnostik unterziehen.

In der sich anschließenden operativen Behandlung des Bauchtraumas habe sich aber beim schwerstverletzten Patienten in den vergangenen Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen, so der Chefarzt. Eine sofortige definitive operative Versorgung aller Verletzungen erfolgt nur noch bei ausreichend stabilen Patienten.

Kontrolle vor OP

Das Prinzip: „Damage Control“ mit Blutungskontrolle, provisorischem Verschluss verletzter großer Hohlorgane, vorübergehendem Wundverschluss und Stabilisierung auf der Intensivstation, setze sich immer mehr durch. Erst später, sobald sich der Patient stabilisiert habe, werden weitere Operationen durchgeführt. Durch das hausintern etablierte Schockraummanagement biete die Kreisklinik als zertifiziertes Traumazentrum ideale Voraussetzung für diese Patientengruppe.

Neuigkeiten aus der Wasser- und Eisrettung hatte Tim Wagner, Lehrrettungsassistent des BRK Südfranken, für die Zuhörer. Zukünftig werde bei der Meldung „Personen im Eis“ immer ein Helikopter der Polizeihubschrauberstaffel gerufen um die Rettung der gefährdeten Person zu unterstützen oder durchzuführen. Der Einsatz der Helikopter ermöglicht Bergung von verunfallten Personen in wesentlichen größeren Distanzen zum Ufer als bisher.

Anhand eines Fallbeispiels zeigte Oberarzt der Anästhesie Dr. Oliver Weiss die ausgesprochen komplexen Besonderheiten bei der Versorgung eines unterkühlten Patienten auf.

Er betonte, dass es nur selten gelinge, einen stark ausgekühlten Patienten am Leben zu erhalten. Ihm und seinem Team sei es 2012 gelungen, einen älteren Patienten der nach einem Fahrradsturz lange Zeit bei Minusgraden im Freien lag, mit einer so niedrigen Temperatur erfolgreich zu behandeln.

Dr. Thomas Gall, Chefarzt der Anästhesie an der Kreisklinik Roth, erläuterte die krankhaften Veränderungen und die Therapie eines „beinahe“ ertrunkenen Menschen. Gemeint sind Ertrinkungsunfälle, bei denen die Person noch lebend gerettet wurde.

2012 sind in Deutschland 383 Menschen, davon in Bayern 75 Menschen ertrunken. Obwohl insgesamt rückläufig, sind die Ertrinkungsunfälle mit Todesfolge gerade in Mittelfranken mit seinen Seen ein ernstzunehmendes Problem.

Dr. Thomas Gall erläuterte kurz die Stadien des Ertrinkens, vom Nachlassen der Kraft beim Ankämpfen gegen das Wasser bis zur unkontrollierten Atmung, der Schnappatmung. Der schnellstmögliche Transport in die Klinik, auch nach einer erfolgreichen Wiederbelebung, steht im Vordergrund.

Passend zu Thema Feuer, Wasser, Kälte gab es als kleines Präsent Tee und Rum zum Aufwärmen für die kalte Jahreszeit.

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