Wöhrl-"Aus" in Roth: Diskussionen reißen nicht ab

7.10.2016, 18:03 Uhr
Wöhrl-

© Foto: Weinig

Die Themen, die dabei angesprochen werden, reichen vom Vorwurf des „Missmanagements“ bei Wöhrl über die generelle Stadtpolitik bis hin zum Bereich „Einzelhandel kontra Online-Verkauf“.

Nur eine Stunde nachdem die Nachricht über „nordbayern.de“ am Donnerstagmorgen gepostet worden war, wurde bereits eifrig kommentiert – und das setzte sich weit über diesen Tag hinaus fort.

Ungewöhnlich lange also, was zeigt, dass die Schließung von Wöhrl, das zu den „Urgesteinen“ in der Rother Geschäftswelt“ gehört, weit mehr ist als nur eine von einer ganzen Reihe an Geschäftsschließungen, die Roth in den vergangenen Jahren – wie viele andere Städte dieser Größenordnung auch – zu verkraften hat.

Hier ein Ausschnitt aus rund 100 Kommentaren (in Auszügen), die das breite Meinungsspektrum widerspiegeln (die Namen, die der Redaktion bekannt sind, haben wir jedoch nicht voll genannt).

Tina: „Eine Ära geht zu Ende — nur wegen schlechtem Management, und an die Angestellten denkt niemand... . Eine Schande, wie man das zerstören kann, was der Senior mal aufgebaut hat.“

David: „Wöhrl ist ja nicht der erste Konzern, der den Wandel der Zeit verpasst hat und daran kaputt geht. Ich erinnere an Quelle. Karstadt hat auch seit Jahren massive Probleme. Gleiches gilt für Innenstädte. Roth ist da leider momentan in einer Spirale drin.“

Kerstin: „Finde es auch schade, dass gerade das Stammhaus in Roth geschlossen wird... .Andererseits habe ich dort in den letzten Jahren nicht mehr eingekauft, da ich es zu teuer fand und es zu wenig Auswahl gab ...“ Roth sollte sich auf die Jugend und den dementsprechend knappen Geldbeutel konzentrieren. H&M? Primark? Die Jugendlichen finden das überwiegend toll und können sich das eher leisten. Evtl. BurgerKing-Filiale direkt in der Passage - auch wenn‘s den Älteren nicht gefällt.

Sandra: „Oder auch Tally Weijl, Pimkie oder Orsay.“

Tina: „Für die Jugend gibt es Läden in der Rothmühlpassage. Und trotzdem ist dort nichts los.

Kerstin: „Ja gut, allerdings sollten die dann auch mal das Sortiment überdenken... . In anderen Städten gibt's genau diese Läden mit besserer Auswahl. Hier muss bissl Leben in die Stadt und das geht nur MIT der Jugend.“

Solveig: „Man muss den Leuten auch beim Bummeln Unterhaltung bieten, evtl. Musikuntermalung und vor allem kleine Sitzinseln zum Verweilen. Und Veranstaltungen zu Ostern, Nikolaus etc. bzw. kleine Ausstellungen wie z.B. im Frankencenter... .“

Helmut: „Man muss sich fragen, wie geht es in Roth weiter? ... Wer weiß, ob andere Geschäfte nicht mitziehen und auch dicht machen?“

Ralf: „Erst C & A und jetzt Wöhrl. Erst hat man zu viel; dann bald gar nichts mehr“.

Solveig: „...vielleicht sind die Mietpreise für die Passagen zu hoch. Inzwischen ist es ja wirklich ziemlich leer dort geworden. Da sollte die Stadt den Interessenten finanziell etwas entgegen kommen.“

Hendrik: „Die Stadt ist nicht Inhaber der Passagen. Das ist eine Falschinformation. Und ich glaube, da beruht die ganze Fehldenkweise der Bevölkerung...

Torsten: Eigentümer ist sie nicht, aber sie genehmigt sämtliche Vorhaben und ist für das Stadtbild verantwortlich. Damit ist die eine Passage bald leer, die nächste wird wohl folgen! Ohne Konzept wird es halt auch nichts! Damit ist die ganze Passage tot und das auf Dauer!“

Bernd: „Roth ist mittlerweile das Wohnklo für Leute, die im südlichen Nürnberger Raum arbeiten — weiter nix. Und ohne ein Konzept, welches die Innenstadt attraktiver positioniert, wird die Entwicklung genauso voranschreiten wie in den letzten 20 Jahren. In eine unattraktive Innenstadt macht keiner einen Laden auf - egal welcher Größe, auch wenn er die Miete nachgeschmissen kriegt.“

Hendrik: „Das eigentliche Problem heißt Internet und das verstehen die Menschen hier einfach nicht.“

Christina: „Was haben wir denn noch an Klamotten-Läden oder generell in Roth? Da beschweren sich alle, dass man zu viel online kauft und dann schließt alles.“

Marlies: „So wird heute eingekauft. Ob in Roth oder anderswo. Weil wir uns in einem Umbruch befinden. Wer quält sich noch in einer Umkleide in die Hose? Zu Hause geht das viel praktischer.“

Tina: „Ich weiß nur, dass es für die Älteren keinen Laden mehr gibt. Und ich glaub‘ nicht, dass die dann übers Netz bestellen.“

Kerstin: „Irgendwie fehlt hier einiges. Platz wäre da. Außerdem müsste man tatsächlich auch hier einkaufen und nicht woanders hinfahren. Ich würde gern hier shoppen gehen.“

Stefan: "In der Innenstadt sich aufhalten und einen Kaffee zu trinken am Marktplatz - das ist "sehr einladend" (Achtung - Ironie!) bei zig Tausend Quadratmetern Granit-Pflaster: Im Sommer Bratpfanne, im Winter eiskalt und arschglatt. Soviel kann der Bauhof nicht streuen, was der kalte Wind gefrieren lässt... . Dafür ist sehr angenehm am Kugelbühl - komischerweise da, wo man vor den Läden parken kann. Ich geh‘ in Roth nur noch gezielt einkaufen und nicht Bummeln, weil es einfach nicht schön ist in der Stadt.“

Tim: Das Problem an der ganzen Sache ist nicht Roth, sondern sind die Rother selber. Man sieht bzw. liest es ... viel zu oft... zu teuer, zu schlecht erreichbar, Parkplatz muss bezahlt werden, und und und... .“ Die, die jammern, wenn was wegfällt, sind diejenigen, die niemals in dem betroffenen Geschäft waren.“

Marlies: „Veränderung muss sein.“

Stefan: „Genau, Tafel abwischen, bei Null anfangen ist ab und zu das Beste, aber nicht unbedingt das Billigste... . Weil man manchmal Scheuklappen auf hat, altersstarrsinnig ist oder des Bayrische ,des ham‘ mer scho immer so gmacht’ gilt, verliert man den Blick fürs Wesentliche.“

 

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