Schickedanz greift vor Gericht Hausbank scharf an

13.3.2014, 15:48 Uhr
Schickedanz greift vor Gericht Hausbank scharf an

© REUTERS/Ina Fassbender

Schickedanz habe dabei fast blind ihren Beratern vertraut, sagt sie vor Gericht. Zu den Beratern zählte der Immobilienunternehmer Josef Esch, der nur wenige Meter neben dem Zeugenstand ebenso wie Mitglieder der einstigen Sal.-Oppenheim-Führung auf der Anklagebank sitzt.

“Das kann ich nicht beschwören“, „den genauen Zeitpunkt weiss ich nicht“, „das sollten sie besser meinen Mann fragen“ und immer wieder: „Da hab ich mich ganz auf ihn verlassen“, beteuert sie - und meint damit Esch und die Bank. Sie hat den Berater und die ehemalige Hausbank ebenfalls in Köln in einem Zivilverfahren auf 1,9 Milliarden Euro Schadenersatz verklagt.

Schickedanz wirft ihnen Falschberatung vor. Die Quelle-Erbin hatte sich in großem Stil an KarstadtQuelle und dem daraus hervorgegangenen Arcandor-Konzern beteiligt - und die Investitionen teils durch Kredite finanziert.

Richterin Sabine Grobecker versucht mit ihren Fragen herauszufinden, in welcher Beziehung die 70-Jährige zu dem Traditionsbankhaus stand und welche Ereignisse die Schieflage und letztlich die Pleite des Arcandor-Konzerns begleiteten.

„Der erste Kredit, den ich bei Sal. Oppenheim aufgenommen habe, war 2001“, sagt die dunkel gekleidete Quelle-Erbin mit zittriger Stimme, „das so genannte Krimhild-Darlehen.“ Im ersten Halbjahr 2002 trat dann Esch in ihr Leben - er besuchte sie in St. Moritz. Esch habe gesagt, man müsse Vertrauen aufbauen.

Esch sei dann immer öfter vorbeigekommen. Im Laufe der Zeit habe sie immer mehr Dokumente unterzeichnet - „ich weiß es nicht mehr, was ich alles unterschrieben habe“, resümiert Schickedanz. Sie habe sich vielmehr um ihre schwerkranke Tochter kümmern müssen und habe Esch und dem Bankhaus vertraut. Ihr finanzielles Engagement bei Arcandor stieg immer weiter. An einzelne Kredite könne sie sich aber „weiß Gott“ nicht mehr erinnern.

Angeklagte weisen alle Vorwürfe zurück

Im September 2008 spitzte sich die Lage dann dramatisch zu. Sie habe bei Arcandor nie in die Haftung gewollt und ihr Vermögen schützen wollen. „Du hast schon lange kein eigenes Kopfkissen mehr“, sei ihr dann aber angesichts der kritischen Situation bei der Karstadt-Mutter gesagt worden. Sie habe aber weiter Dokumente unterschrieben - ohne zu wissen, „welche Konsequenzen das für mich hat“.

„Solange du den Josef hast, kann dir nichts passieren“, habe Esch sie beruhigt. Einen Schritt ging sie aber nicht: „Esch wollte immer eine Generalvollmacht, aber ich habe ihm nie eine gegeben.“

Die Anklage beanstandet in dem Prozess Immobiliengeschäfte in Köln und Frankfurt - allein bei Geschäften um eine Villa in Köln sei Sal. Oppenheim ein Schaden von 8,6 Millionen Euro entstanden. Auch Geschäfte der Bank rund um die Pleite der Karstadt-Mutter Arcandor sind Teil der Anklage.

Esch und die anderen Angeklagten haben alle Vorwürfe zurückgewiesen. Eschs Verteidiger betonten am Donnerstag zudem, ihr Mandant sei „im Arcandor-Komplex nicht beschuldigt“. Als Arcandor im Frühjahr 2009 zusammenbrach, tickte auch für Sal. Oppenheim die Uhr. Die einst größte Privatbank in Europa wurde letztlich von der Deutschen Bank aufgefangen.

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