„Fest der Begegnung“ im Schwarzacher Asylbewerberheim

14.9.2013, 22:22 Uhr
„Fest der Begegnung“ im Schwarzacher Asylbewerberheim

© Wilhelm

Gagik Gasparjan ist einer von 34 Asylbewerbern, die seit einem Monat in der neuen Unterkunft in Schwarzach leben. Am Freitagnachmittag hatten sie die Nachbarn zu einem „Fest der Begegnung“ eingeladen.

Viele Besucher

Kurz nach 15 Uhr müssen im Gemeinschaftsraum erst noch weitere Tische aufgestellt werden. Mit so vielen Besuchern hat wohl niemand gerechnet. „Ich bin überwältigt“, sagt Susanne Gradner von der Asylsozialbetreuung der Diakonie.

Zunächst ist die Stimmung noch zurückhaltend, fast schüchtern. Einige der Asylbewerber bleiben draußen im Flur, um ihren deutschen Gästen keine Plätze wegzunehmen. Susanne Gradner bittet sie winkend herein. Evi Grau-Karg vom Asylcafe — einer Gruppe Schwabacher Bürger, die sich für die Asylbewerber engagieren — bedankt sich mit roten Rosen bei den Helfern für die Vorbereitung.

Spezialitäten aus der Heimat

Die Asylbewerber selbst haben Spezialitäten aus ihren Heimatländern zubereitet. Ein kaltes Buffet als kulinarische Rundreise. Schwarzacher Nachbarn überreichen als Willkommensgeste einen Geschenkkorb.

Dann stellen sich die Asylbewerber den deutschen Besuchern vor. In der Unterkunft leben vier alleinstehende Männer, ansonsten Familien. Zwei Kinder gehen zur Schule, sechs Kleine sind noch im Vorschulalter.

Verschiedene Herkunftsländer

Sie kommen aus Ländern, die aus den Nachrichten über die Krisen, Kriege und Katastrophen nur zu bekannt sind: Iran, Irak, Armenien, Aserbeidschan, Tschetschenien, Pakistan. Aber kann man die Lage der Menschen dort auch nur erahnen?

Jeder Bewohner stellt sich mit Namen und Herkunftsland vor. Die meisten sprechen Russisch, manche bereits ein paar Wörter Deutsch. Christa Höfler von der Diakonie gibt schon mal eine kleine Einführung ins Fränkische: „In Schwarzach sagt man nicht Guten Tag, sondern Grüß Gott.“ Gagik Gaspanjan bedankt sich in einer kleinen Rede, die Daniel Wolfrum vom Integrationsbeirat übersetzt, für die Aufnahme in Deutschland.

Schlimme Erinnerungen

Gagik bewohnt mit seiner Frau Dschuki und der 17-jährigen Tochter Stella ein Zimmer. Metallschränke, drei Feldbetten, WC auf dem Flur. Fragt man das Ehepaar nach der Situation in der Heimat, schießen der Mutter die Tränen in die Augen, die Stimme versagt.

Im Moment kämpfen alle noch mit den Anfangsschwierigkeiten: Krankenversicherung, Behördengänge, die erste Orientierung in einem fremden Land.

Eine anonyme Zahl

„Wenn man von 100000 Asylbewerbern hört, dann ist das eine anonyme Zahl“, sagt Nürnbergs evangelischer Dekan Jürgen Körnlein, der das ehemalige Freizeitheim als Unterkunft an die Regierung vermietet hat, „aber hier trifft man Menschen. Und die sollen sich bei uns willkommen fühlen.“

Doch das ist leicht gesagt. In Schwarzach mit seinen nur 38 Einwohnern hat es große Vorbehalte gegen die Unterkunft gegeben.

Ablehnung ist gewichen

Jetzt scheint die Stimmung abwartend zu sein. „Bisher haben wir die Asylbewerber noch gar nicht richtig bemerkt“, sagt Monika Martin aus dem Ortsteil. Das kleine Fest findet sie sehr gelungen. „Mit einer Frau, die Englisch spricht, habe ich mich gut unterhalten.“ So lerne man sich wenigstens ein bisschen kennen.

Wer den Asylbewerbern eine kleine Starthilfe geben möchte: An Spenden sind vor allem Winterkleidung und Spielwaren für Kinder, Teppiche und Bilderbücher zum Erlernen deutscher Grundbegriffe sinnvoll. Susanne Gradner von der Diakonie bittet um vorherige Absprache (Telefon 0176/16359020). Das Asylcafe trifft sich jeden zweiten Montag im Monat im Kapitelhaus am Martin-Luther-Platz von 15 bis 18 Uhr.

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