Klingers cleverer Coup

15.2.2014, 08:03 Uhr

Im Kriminalmuseum steht nämlich gleich am Eingang ein Schandkorb aus Metall. Der mannsgroße Käfig wurde früher an einer Wippe befestigt und zum Gaudium des gemeinen Pöbels gerne mal immer wieder unter Wasser getaucht. Bei dieser „Bäckertaufe“ unfreiwillig gebadet wurden geldgierige Geschäftsführer, äh, Meister, die ihren Gewinn durch das sprichwörtliche Backen kleiner Brötchen zu vermehren trachteten.

Da das Parkbad zu seinem Stadtwerke-Konzern gehört, könnte Herr Klinger eine solche Vorrichtung problemlos im ausreichend tiefen Schwimmer-Becker errichten, ein reuiges Geständnis ablegen und sich als erster Delinquent tauchen lassen. Das hätte Größe!

Statt dessen schickt er verklausulierte Pressemitteilungen. Uns konnte er ja täuschen. Treudoof, wie wir sind, haben wir doch glatt die scheinbar frohe Kunde unkritisch wie immer abgedruckt: „Parkbad verlängert Winterpause um zwei Wochen bis 15. Mai, Preise bleiben stabil.

Für uns klang das wie eine doppelt frohe Botschaft. Man muss nicht so lange frieren, wenn der Winter mal wieder im Sommer kommt, und zweitens nicht extra zahlen. Wie naiv wir doch sind.

Ein täglicher „Morgenschwimmer“ dagegen hat Klingers Coup sofort durchschaut. Was dem Bäcker die Brötchen, sind dem obersten Bademeister die Saisondaten: „Spätere Öffnungszeiten plus gleicher Dauerkartenpreis gleich Preiserhöhung“. Dies schrieb uns der Parkbad-Fan, der seit 40 Jahren kraulender Dauerkartenbesitzer ist und in dieser Zeit gelernt hat: „Wenn man viel schwimmt, muss man noch lange kein Wasser im Kopf haben.“

Seinen Kopf unter Wasser hätte Herr Klinger deshalb längst, wenn wir noch im Mittelalter wären. Nochmal richtig Glück gehabt!

Doch: Vielleicht ist er gar nicht schuld? Sondern selber Opfer. Nur das kleine ausführende Organ des großen Stadtwerke-Aufsichtsrats mit seinem mächtigen Vorsitzenden. Vielleicht will der ja ständig sparen, aber es dem Wahlvolk nicht so deutlich sagen. Dabei müsste er gar keine Angst haben. Mit seinen langen Beinen würde er eh nicht in den Käfig passen. Vielleicht will der Oberbürgermeister aber auch nur seine Siegesparty am 16. März nicht gefährden.

Mit 40 schon Altbürgermeister: Das wäre eine kalte Dusche! Viel schlimmer als so eine kleine Bäckertaufe.
 

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