Neuerscheinung im Oktober: „Die Goldschläger von Schwabach“

24.8.2015, 08:16 Uhr
Neuerscheinung im Oktober: „Die Goldschläger von Schwabach“

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1927 hatte der Heimatforscher Heinrich Krauß eine längere Monographie erstellt, das ist mittlerweile fast 90 Jahre her. Und Ulrich Distler und Jürgen Söllner haben in den 1990er Jahren einige Aufsätze dazu veröffentlicht. Nun hat sich der Schwabacher Autor Jürgen Franzke dieses Themas angenommen und erstellt eine Publikation mit dem Titel „Die Goldschläger von Schwabach“. Das farbig illustrierte Buch hat ca. 110 Seiten und erscheint im Oktober dieses Jahres.

Das Schwabacher Tagblatt veröffentlicht daraus vorab einige Kapitel-Auszüge:

Über der Stadt lag der Klang der schlagenden Hämmer. Ging man durch die alten Gassen, wurde er lauter, wenn man zu einem Haus kam, in welchem eine Werkstatt war: die Goldschläger arbeiteten im rhythmischen Schlagen, eine Klangwolke schwebte über der Stadt.

„Dem Fremden, der zum ersten Mal in die Stadt Schwabach eintritt, fällt das Geräusch der raschen, in gleichmäßigem Takte sich folgenden lauten Hammerschläge, das er aus vielen Häusern heraus hört, am meisten auf“. So beschreibt Heinrich Krauß, der Schwabacher Heimatforscher, „seine“ Stadt im Jahre 1927, in der damals mehr als 150 Metall-Schlägereien mit rund 1000 Erwerbstätigen ansässig waren – bei insgesamt 12 000 Einwohnern.

Es war der wichtigste Wirtschaftszweig dieser Zeit. „Kein Gewerbe drückt denn auch naturgemäß der Stadt Schwabach in gleichem Maße sein besonderes Gepräge auf wie die Blattgoldfabrikation, die nicht nur den wesentlichen Charakter des heimischen Wirtschaftslebens, sondern sogar das äußere Aussehen des Stadtbildes bestimmt und beherrscht. Mehr als 150 Schlägerwerkstätten für Feingold, Silber und Aluminium, davon allein 120 Werkstätten für echtes Blattgold, … geben ein Spiegelbild von dem raschen Wachstum und erstaunlichen Aufschwung dieses blühenden Gewerbezweigs …“ (Krauß, Seite 13).

Die 1920er Jahre waren die Blütezeit der handwerklichen Goldschlägerzunft, wenngleich Walzenstühle und Federhämmer bereits lange in den Werkstätten zum Einsatz kamen. Auch in den 1950er und - 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hörte man den Klang der schweren Schlaghämmer noch aus vielen Werkstätten. Doch heute sind sie verschwunden, die starken Männer mit den kräftigen Muskeln, die mit den schweren Schlaghämmern sechs bis sieben Stunden täglich arbeiteten. Die Goldschläger haben ihre Hämmer beiseite gelegt.

Blattgold wird nun industriell hergestellt, in weitgehend automatisierten Arbeitsabläufen, Aluminium- und Silberschlägereien gibt es nicht mehr. Aber: vier Blattgoldschlägereien arbeiten noch heute in der Stadt und liefern weiterhin „Schwabacher Blattgold“ in die Welt hinaus.

Die Wurzeln des Goldschlagens liegen, soweit wir heute wissen, in Indien, wo bereits 3000 v. Chr. Götterfiguren mit feinem Goldblech geschmückt wurden. Diese Handwerkskunst verbreitete sich über den Vorderen Orient nach Ägypten. Es mag erstaunen, dass ägyptische „Goldschläger“ circa 2500 Jahre v. Chr. bereits „Blattgold“ mit einer Stärke von 1/1000 Millimeter herstellen konnten. Damit wurden Lippen, Füße, Zehennägel und Armbänder von Mumien sowie auch Sarkophage vergoldet.

Hauchdünn vor 4000 Jahren

Im Archiv des Louvre in Paris befindet sich ein Büchlein mit Goldblättern aus Ägypten, diese sind so fein wie das Blattgold deutscher Goldschläger des 18. Jahrhundert. Das heißt, dass Handwerker zur Zeit der Pharaonen Blattgold so dünn herstellen konnten, wie Blattgoldschläger zu Beginn der Industrialisierung – oder anders ausgedrückt: über 4000 Jahre hat sich die Feinheit des Goldblättchens kaum verändert. Über die Herstellungstechnik in Ägypten ist wenig bekannt, man hat allerdings in Gräbern Werkzeuge gefunden, die darauf hinweisen, dass ähnliche Techniken wie im 19. Jahrhundert angewendet wurden. (Humpl, Seite 8).

Der römische Historiker Plinius der Ältere (ca. 23 bis 79 n. Chr.) hat in seiner „Historia Naturalis“ auch die Blattgoldherstellung in seinem Land beschrieben. Ingrid Humpl hat in ihrer Dissertation berechnet, dass dort das Blattgold bereits mit einer Dünne von 1/3000 mm ausgeschlagen werden konnte.

Das Vergolden beschrieben

Eine erste ausführliche Beschreibung der Herstellung von Blattgold findet sich im sogenannten „Lucca-Manuskript“, ein kunsttechnologisches Traktat, vermutlich aus dem 7. oder 8. Jahrhundert n. Chr. Darin wird auch das Vergolden verschiedenster Materialien beschrieben, zum Beispiel von Holz, Glas, Blei und Metall.

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