Stromleitungsbau betrifft auch Wendelstein

26.6.2015, 16:06 Uhr

Die Pläne laufen unter der Bezeichnung „Projekt P 53“. „P 53“ hat unmittelbar eigentlich nichts mit der derzeit viel diskutierten Nord-Süd-Stromautobahn zu tun, mittelbar jedoch sehr wohl.

„Aufgrund des prognostizierten starken Anstiegs erneuerbarer Energien im Norden Deutschlands sowie der Stilllegung von Kraftwerken in Bayern ist die bestehende 380-kV-Netzstruktur nicht mehr ausreichend, um die Energie abtransportieren zu können. Ohne den Neubau in bestehender Trasse werden die Leitungen zwischen Raitersaich, Ludersheim und Isar beim Ausfall eines 380-kV-Stromkreises überlastet“, heißt es im Netzentwicklungsplan als Begründung.

Rudolf Göllner wohnt im Enzianweg, also nahe der bestehenden Trasse. Hellhörig geworden war er durch einen Artikel im Hauptteil dieser Zeitung am 1. Juni, in dem allerdings von einer Bürgerinitiative in Winkelhaid gegen die Trasse die Rede war, und in dem auch der Zweite Bürgermeister von Postbauer-Heng zu Wort kam. Kein Wort von Wendelstein. Göllner hat im Internet recherchiert und herausgefunden: „Das ist unsere Stromleitung. Das kann gar keine andere sein.“

Diese Trasse verläuft in Kleinschwarzenlohe und auch in Wendelstein. Sie betrifft die Rieterstraße, Katzwanger Straße, Flurstraße, Am Bernlohe, Rangaustraße, Holunderweg, Leerstetter Straße, Fliederstraße, Irrlweg, Enzianweg, Dahlienstraße, Schubertstraße, Zu den Lauben, Farnstraße, Heuweg, Otto-Hübner-Ring, Carl-Orff-Ring, Weberweg, Mozartstraße, Max-Reger-Weg, und In der Gibitzen. In diesen Straße hatte Rudolf Göllner Flugblätter verteilt. Aus diesen Straßen waren auch etliche Bürger in der Marktgemeinderatssitzung anwesend.

Laut Rudolf Göllner beinhaltet die Aufrüstung von 220 kV auf 380 kV nicht nur wesentlich höhere Stromstärken, sie erfordert auch deutlich größere Masten – um neun Meter höher – und Fundamente, und das Magnetfeld der Leitung nimmt zu. Er hat deshalb eine Frage an den Marktgemeinderat formuliert: „Was beabsichtigt die Marktgemeinde zu tun, um ihre Bürger vor diesem erheblichen Eingriff und der damit verbundenen gravierenden Belastung zu schützen?“ Die Antwort lautet, obwohl es so in der Sitzung des Marktgemeinderats nicht gesagt wurde: vorerst gar nichts.

Wie der Geschäftsleitende Beamte Harald Jakob ausführte, habe die Bundesnetzagentur diesen geplanten Ausbau noch nicht bestätigt. Dies wäre die erste Hürde, die das Projekt nehmen müsste.

Die zweite Hürde wäre ein Gesetz des Bundesgesetzgebers. Frühestens 2016 werde die Trasse in das Bundesbedarfsplangesetz geschrieben. Vorher gebe es keine detaillierte Planung für den Ersatzneubau. Erst dann könne der Markt Wendelstein Einwände geltend machen.

Harald Jakob hatte aber auch eine gute Nachricht: „Im Zuge des Neubaus werden Missstände beseitigt.“ Unter Umständen werde die Trasse also leicht verschoben. Dies habe er bei einem Telefonat mit Tennet erfahren.

CSU-Sprecherin Cornelia Griesbeck erklärte in der Sitzung, die bestehende Trasse sei vor ein paar Jahren erhöht worden. Offenbar sei eine weitere Erhöhung nicht möglich. „Wir sollten darauf achten, dass wir zu einer Erdverkabelung in machen Bereichen kommen“, forderte sie.

„Wir bleiben an dem Thema dran“, versprach Bürgermeister Werner Langhans.

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