TTC Wendelstein meldet keine Frauen-Mannschaft mehr

16.3.2015, 08:53 Uhr
TTC Wendelstein meldet keine Frauen-Mannschaft mehr

© Gerner

Gastgeber Wendelstein unterlag knapp mit 4:6, hat aber dank des besseren Satzverhältnisses immer noch die Nase vorne und könnte mit zwei Siegen in den letzten zwei Spielen endlich wieder in die 1. Bundesliga zurückkehren.

Aus für die Profis

Könnte. Wird aber nicht. Schluss-endlich war das Ergebnis nur für die Statistik interessant. Denn TTC-Vorsitzender und Trainer Franz David hat gestern zum Meldeschluss des Deutschen Tischtennis-Bundes für die nächste Saison keine Mannschaft gemeldet. Nicht für die 1. Liga. Und auch nicht für die 2. Liga. Nach einem Vierteljahrhundert endet die Ära des professionellen Tischtennis in Wendelstein mit einem Paukenschlag.

TTC Wendelstein meldet keine Frauen-Mannschaft mehr

© Foto: Gerner

Doch war es wirklich ein Paukenschlag? (TTC Wendelstein: Bundesliga-Tischtennis vor dem Aus?)

Mit einem herzlichen Dank an Spielerinnen, Fans und Unterstützer verabschiedete David nach einem wirklich tollen Spiel die gut 60 Zuschauer. Erklärungen für das Aus? Fehlanzeige. „Es sind mehrere Faktoren, die den Ausschlag gegeben haben“, sagte David auf Nachfrage. In die Karten schauen lassen will er sich aber nicht. „Wenn ich wirklich alles sagen würde, würde es vielleicht zu persönlich“, so der 55-Jährige, der sein halbes Leben lang den Tischtennissport in Röthenbach geprägt hat.

Ein Grund für das Aus war sicherlich die immer schwierigere Suche nach Sponsoren. Für die 1. Liga hätte der TTC Wendelstein wohl einen Geldgeber gehabt. Aber was, wenn es mit dem Aufstieg doch nicht geklappt hätte?

Dann bricht David im nächsten Jahr mehr als die halbe Mannschaft weg. Larisa Stancu ist schwer erkrankt, die ebenfalls seit langem fehlende Svenja Weikert war gegen Anröchte immerhin wieder in der Halle und feuerte ihre Kolleginnen an. Andrea Schiel und Jessika Weikert, die für die beiden in dieser Saison noch einmal eingesprungen waren, hören in jedem Fall auf. Damit fällt die regionale Verankerung des TTC Wendelstein weg. „Ich will keine Mannschaft ohne deutsche Spielerin“, sagte Franz David.

Auch Anröchte will nicht

Wie so etwas funktioniert, zeigt der TTK Anröchte, bei dem eine Niederländerin, eine Polin und zwei Chinesinnen an der Platte stehen. Weil Wendelstein verzichtet, könnten die Norddeutschen jetzt in die erste Liga zurückkehren.

Könnten. Werden sie aber nicht. Auch beim TTK ist das Geld knapp. 20 000 Euro Altschulden schleppe man noch vom Abenteuer 1. Bundesliga mit sich herum, sagte ein Betreuer am Rande des Spiels. „Wir müssen uns erst konsolidieren.“ Die Folge: Anröchte wird das Aufstiegsrecht nicht wahrnehmen und im nächsten Jahr den Spielerinnen die Gehälter um ein Viertel kürzen.

Vom Rückzug des TTC Wendelstein überrascht waren die beiden Spitzenspielerinnen Polina Trifonova und Ievgeniia Vasylieva. Einen Tag vor dem Spiel gegen Anröchte hatte sie Franz David informiert. „Uns ist die Kinnlade heruntergefallen“, erzählte Vasylieva. Die beiden Osteuropäerinnen standen in dieser Saison für Tischtennis-Spektakel in Wendelstein. Sie bilden das beste Doppel in der 2. Liga, Trifonova hat sich in ihren zwei Wendelsteiner Jahren zu einer der besten Spielerinnen im „Unterhaus“ gemausert. Ihre Freundin Vasylieva hat viel besser eingeschlagen als von den meisten Experten erwartet. „Wir wollten auf den Fall bleiben“, versicherte Vasylieva nach der Niederlage gegen Anröchte.

Jetzt beginnt für sie die Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Die beiden Freundinnen sind wohl nur im Doppelpack zu haben. Ihre Chancen, bei einem ordentlichen Verein unterzukommen, schätzt Franz David als sehr gut ein. „Bei ihnen weiß man inzwischen, was man bekommt.“

Offen ist, wie es mit dem TTC Wendelstein weitergeht. Rund 60 Mitglieder zählt der Verein, der sich vor gut zehn Jahren aus dem TSV Röthenbach/St. W. ausgegliedert hat. Er ging als „TTC Femont Röthenbach“, später als „TTC Optolyth Optik Wendelstein“ und zuletzt nur noch als „TTC Wendelstein“ auf Punktejagd. Das ist in wenigen Wochen Geschichte. Zwei Spiele gibt es noch, am 29. März in Kleve und zum Abschluss am 19. April in eigener Halle gegen die DJK Offenburg. Danach ist die Region um einen Verein, der Spitzensport anbietet, ärmer.

TTC Wendelstein – TTK Anröchte 4:6. Schiel/Weikert – Golota/Henrich 11:9, 4:11, 4:11, 8:11, Trifonova/Vasylieva – Timina/Li 12:10, 11:6, 8:11, 11:5, Trifonova – Timina 3:11, 11:5, 11:6, 11:4, Vasylieva – Golota 8:11, 11:8, 5:11, 10:12, Schiel – Li 7:11, 4:11, 3:11, Weikert – Yang Henrich 9:11, 9:11, 6:11, Trifonova – Golota 9:11, 11:3, 8:11, 11:9, 11:3, Vasylieva – Timina 11:8, 13:11, 7:11, 13:11, Schiel – Yang Henrich 8:11, 6:11, 8:11, Weikert – Li 6:11, 10:12, 7:11.

Tabelle: 1. TTV Hövelhof 13 Spiele, 70:10 Spiele, 26:0 Punkte, 2. TTC WEndelstein 14, 66:56, 17:11, 3. TTK Anröchte 14, 66:60, 17:11, 4. MTV Tostedt 14, 60:64, 13:15, 5. ATSV Saarbrücken 12, 51:57, 12:12, 6. TTVg WRW Kleve 12, 47:55, 11:13, 7. DJK Offenburg 11, 46:57, 9:13, 8. TuS Uentrop 12, 45:64, 7:17, 9. NSU Neckarsulm 14, 43:79, 4:24.

Verwandte Themen


Keine Kommentare