Übergangsklassen: Neue Gemeinschaft aus 15 Nationen

20.10.2013, 08:00 Uhr
Übergangsklassen: Neue Gemeinschaft aus 15 Nationen

© Gerner

Solche Übergangsklassen kennt man in Schwabach schon lange. Sie sind gedacht für Kinder von Zuwanderern und Flüchtlingen, die aufgrund von Sprachschwierigkeiten zunächst keine Chance hätten, einem regulären Unterricht zu folgen.

Bis zu zwei Jahre werden sie nach einem eigenen Lehrplan unterrichtet. Dann sind sie in der Regel so weit und können die Schulen in ihrem Wohnort besuchen.

Besser verteilt

Vier solcher Übergangsklassen gibt es in Schwabach, zwei in der Christian-Maar-Grundschule, zwei in der Johannes-Kern-Mittelschule. Da aber seit Monaten die Zahl von Asylbewerbern auch im ländlichen Bereich steigt, wäre die Stadt alleine mit den Übergangsklassen überfordert gewesen. Das auch für Schwabach zuständige Schulamt in Roth hat deshalb reagiert und drei neue Ü-Klassen in Rednitzhembach eingerichtet.

Gut erreichbar

Rednitzhembach wurde aus dreierlei Gründen ausgewählt. Die Gemeinde ist gut mit Bus und Bahn zu erreichen. Die Schule konnte den nötigen Platz bieten. Und Rednitzhembach ist eine der letzten echten Volksschulen, in denen Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichtet werden. „Das hat Vorteile, weil es bei den Schülern in den Übergangsklassen oft kleine Geschwisterkinder gibt, die dann mit ihrem Bruder oder ihrer Schwester den Bus oder die S-Bahn benutzen können“, sagt Karl-Heinz Pfahler vom Schulamt.

Viele Einzelschicksale

In der Übergangsklasse von Christiane Sonnauer herrscht an diesem trüben Oktobervormittag gute Stimmung. Hier lernen Kinder aus Nigeria und aus Tschetschenien, aus Rumänien und Uganda, aus Russland und aus Vietnam. Etliche haben mit ihren Eltern eine Odysee hinter sich, ein Mädchen aus Syrien ist traumatisiert.

Doch in der Ü-Klasse sind beileibe nicht nur Kinder von Asylbewerbern. In der Parallelklasse pauken auch Italiener und Portugiesen, deren Eltern erst vor kurzem der Arbeit wegen nach Deutschland gezogen sind.

Gymnasiales Niveau

Manche der Kinder sind schon länger in Deutschland, einige sind von der Schwabacher Ü-Klasse nach Rednitzhembach gewechselt. Sprach-Defizite? Natürlich gibt es die, aber die Kinder und Jugendlichen holen in rasendem Tempo auf. „Einige haben gymnasiales Niveau“, sagt Christiane Sonnauer.

Ab und zu schickt sie einzelne Schüler dann in den regulären Mathe-Unterricht der neunten oder zehnten Klasse. „Flexibilität ist alles.“

Eine Herausforderung

Nicht nur für die Kinder, auch für die Lehrer ist eine Übergangsklasse eine Herausforderung. Doch es gibt Unterstützung. Schulleiterin Silke Blomeyer, die selbst stundenweise in den Ü-Klassen unterrichtet, hat Kontakt mit den vielen ehrenamtlichen Helferkreisen aufgenommen, die sich um Flüchtlinge kümmern, und zu Daniel Wolfrum, der diese Hilfe am Landratsamt in Roth koordiniert.

Die Gemeinde ihrerseits will helfen, wo es geht. „Wenn irgendwo etwas hakt, dann müsst Ihr das sagen, dann werden wir eine Lösung finden“, appelliert Bürgermeister Jürgen Spahl bei einem ersten Besuch in den Klassen — und lädt die Schüler gleich zum Gegenbesuch ins Rathaus ein.

Interessierte Besucher

Spahl hat mit Michaela Spahl, Ulrike Fink und Robert Biburger auch Mitglieder aus dem Gemeinderat mitgebracht, die sich ebenfalls dafür interessieren, wie der Unterricht in den Ü-Klassen aussieht.

Die meisten Schüler kommen gerne. Zumindest ist der Vormittag damit durchstrukturiert. In der Schule ist es so schön, dass es sie in den Pausen kaum hinaus ins Freie zieht: „Zu kalt“, sagen sie. Dagegen hilft das Geschenk, das ihnen der Bürgermeister mitbringt, erst einmal wenig. Es ist ein sommerliches T-Shirt.

Dazugehören

Doch es ist ein ganz besonderes: . „All together now — Volksschule Rednitzhembach“ steht drauf. Es ist das Schul-T-Shirt. Jedes Kind in den Ü-Klassen wird in den nächsten Wochen eines bekommen. Ein Zeichen dafür, dass sie zur Gemeinschaft gehören.

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