Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bayreuther Klinik

8.8.2014, 15:17 Uhr
Was ist dran an den Vorwürfen gegen die Bayreuther Klinik? Es werden jedenfalls personelle Konsequenzen erwartet.

© dpa Was ist dran an den Vorwürfen gegen die Bayreuther Klinik? Es werden jedenfalls personelle Konsequenzen erwartet.

Noch vor kurzem schien die Welt des Klinikums Bayreuth in Ordnung. "Klinikum Bayreuth GmbH schneidet bei externer Qualitätsprüfung überdurchschnittlich ab", verkündete die Klinikleitung stolz auf der Homepage. Nicht einmal drei Wochen später steht das Krankenhaus wegen möglicherweise folgenschwerer Behandlungspannen in den Schlagzeilen.

Die Vorwürfe, die ein anonymer Tippgeber mit konkreten Daten und Namen erhoben hat, sind gravierend: Wegen einer Fehlbehandlung soll ein Neugeborenes in der oberfränkischen Klinik gestorben sein. Drei weitere Babys sollen schwerwiegende Dauerschäden davon getragen haben. Am Mittwoch gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass sie gegen Verantwortliche des Klinikums ermittelt.

Laut Staatsanwaltschaft Bayreuth geht es um Fälle zwischen 2008 und 2011. Kriminalbeamte haben Akten im Klinikum sichergestellt. Es werde einige Zeit dauern, die Unterlagen auszuwerten, heißt es bei der Anklagebehörde.

Stürze vom OP-Tisch

Zusätzlich sorgt eine Mängelliste in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" über das Bayreuther Krankenhaus für Wirbel. Es komme schon mal vor, dass Patienten vom Operationstisch fielen, steht in dem Bericht. Nach Spiegel-Angaben ist zudem die Ausstattung einiger OP-Bereiche veraltet, so dass die Anästhesisten hier hinter einer Trennwand stünden. Bei Gefahr im Verzug müssten die Narkoseärzte erst unter der Wand hindurchkriechen.

Klinikchef Roland Ranftl will sich zu den ganzen Vorwürfen vorerst nicht äußern. Auch die Krankenhaus-Sprecherin darf dazu keine Auskünfte geben. "Diese Strategie hat der Aufsichtsrat so festgelegt, daran müssen wir uns halten."

Stattdessen wird hinter verschlossenen Türen beraten. Die Dauer der am Mittwoch eilig einberufenen Krisensitzung am Bayreuther Klinikum lässt nur vermuten, dass der Gesprächsbedarf groß ist: Gut sieben Stunden lang saßen Aufsichtsräte, der ärztliche Direktor, betroffene Chefärzte, die Pflegedienstleitung sowie Vertreter des Betriebsrats an einem Tisch.

Personelle Konsequenzen

Am kommenden Dienstag ist die nächste Sondersitzung anberaumt. Dann soll auch über Konsequenzen beraten werden, ist aus dem Bayreuther Rathaus zu erfahren. Im Umfeld des Krankenhauses wird bereits gemunkelt, dass damit auch personelle Konsequenzen gemeint sind.

Alleiniger Gesellschafter der vor elf Jahren gegründeten Klinikum Bayreuth GmbH ist der Krankenhauszweckverband Bayreuth, dessen Mitglieder Stadt und Landkreis Bayreuth sind. Bayreuths Oberbürgermeisterin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, Brigitte Merk-Erbe von der Freien Wählervereinigung Bayreuther Gemeinschaft, hält die Vorwürfe "für sehr schwerwiegend." Diese müssten lückenlos aufgearbeitet werden, betont sie. Mehr will aber auch sie im Vorfeld der Sondersitzung am Dienstag nicht sagen.

Die Vorwürfe haben unterdessen das bayerische Gesundheitsministerium auf den Plan gerufen. Die Behörde bat den Aufsichtsrat um eine Stellungnahme. Zwar habe man keine Aufsicht über die bayerischen Krankenhäuser. "Das heißt aber nicht, dass wir untätig bleiben", sagt ein Ministeriumssprecher.

Kein Generalverdacht für Krankenhäuser

Die aus Oberfranken stammende Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warnt vor voreiligen Schlussfolgerungen: "Klar ist: Ökonomische Zwänge dürfen niemals zu Lasten der Qualität der medizinischen Versorgung der Patienten oder gar zu Lasten der Patientensicherheit gehen. Es wäre aber falsch, die bayerischen Krankenhäuser insgesamt unter den Generalverdacht zu stellen, auf Kosten der Patienten zu sparen."

Auf Facebook herrscht unterdessen Unverständnis über das bisherige Schweigen der Klinikleitung. "Aufarbeiten, Verantwortung übernehmen und versuchen, in Zukunft es besser zumachen, wäre der bessere Weg", schreibt ein Mann. Eine Frau bricht eine Lanze für das Personal: An der Misere hätten Schwestern und Pfleger wohl am wenigsten Schuld. Sie seien höchstens völlig überlastet, weil zu sehr gespart werde.

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