Uni zieht Angebot für Erlanger Waldkrankenhaus zurück

3.9.2016, 06:00 Uhr
Uni zieht Angebot für Erlanger Waldkrankenhaus zurück

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Das Erlanger Großkrankenhaus hat die Kaufverhandlungen mit den St. Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen nach Informationen unserer Zeitung beendet. "Das Uni-Klinikum wird kein Kaufgebot abgeben", bestätigt Prof. Heinrich Iro, der Ärztliche Direktor des Uni-Klinikums, auf Anfrage. Grund dafür ist die Aussicht auf ein "Nein" des Bundeskartellamtes zu einer Übernahme des 290-Betten-Hauses. "Wir bedauern die Vorabeinschätzung des Bundeskartellamtes sehr, wollen aber auch keinen zeitaufwendigen und wenig erfolgversprechenden Klageweg gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamts beschreiten", erklärt Iro.

Noch vor der Sommerpause hatte es danach ausgesehen, als ob sich der Orden und das Uni-Klinikum in den seit Wochen laufenden Verhandlungen weiter aufeinander zubewegten. Seinerzeit hatte Uni-Klinikumssprecher Johannes Eissing gesagt, dass die Vertragsverhandlungen "in vollem Gange" seien, und betont, dass "die Gespräche in einer vertrauensvollen und konstruktiven Atmosphäre stattfinden".

Auch das Wissenschaftsministerium war als Rechtsaufsicht des Großkrankenhauses und als möglicher Geldgeber längst in die Überlegungen eingebunden. Der Kaufpreis soll allein für das Waldkrankenhaus im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen.

Knackpunkt Kartellrecht

Branchenkenner hatten dem Uni-Klinikum, das seit Jahren in Orthopädie und Urologie mit dem Waldkrankenhaus kooperiert und dies auch künftig tun will, gute Chancen im Bieter-Wettstreit um die renommierte Einrichtung bescheinigt. Allerdings hatten jene auch von Anfang an darauf hingewiesen, dass kartellrechtliche Fragen der Knackpunkt werden könnten.

Und so kam es nun auch. Zwar hatte das Großkrankenhaus — wohl eher routinemäßig — lediglich eine Voranfrage an das Bundeskartellamt gestellt. Aus der Antwort geht laut Uni-Klinikumssprecher Eissing jedoch eindeutig hervor, dass die Behörde den Kauf des Waldkrankenhauses samt benachbartem Pflegeheim nicht befürworten würde.

Offenbar befürchtet das Bundeskartellamt, dass das Uni-Klinikum durch die Übernahme des Waldkrankenhauses künftig eine marktbeherrschende Rolle spielen könnte. Um doch zum Zug zu kommen, müsste sich das Uni-Klinikum juristisch gegen die Ablehnung des Bundeskartellamtes wehren. Das lehnt jenes aber ab, auch mit Blick auf die Dauer solch eines Rechtsstreits.

Chance für Klinikum Nürnberg?

Eine Hängepartie wäre wohl auch nicht im Sinne der St. Franziskusschwestern. Diese hatten stets betont, an einem zügigen Abschluss interessiert zu sein. Bis Ende 2017 soll der neue Träger das Waldkrankenhaus und das benachbarte Pflegeheim übernommen haben. Eine Anfrage an Generaloberin Schwester Regina Pröls zum Stand der Verkaufsverhandlungen blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Die jüngsten Entwicklungen könnten indes die Chancen für die übrigen Kauf-Interessenten aus der Metropolregion Nürnberg erhöhen. Zum Beispiel für das Klinikum Nürnberg, das bisher außen vor gewesen war, weil es sich — so der Orden — zu spät um das Waldkrankenhaus bemüht hatte. Insgesamt über ein halbes Dutzend Einrichtungen aus Franken und der Oberpfalz sollen eine Übernahme des Waldkrankenhauses erwägen, darunter auch zwei weitere Nürnberger Häuser, das Theresienkrankenhaus und die Erler-Klinik.

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