Spendenaufruf

Hilfe für die Ukraine: Zwei Dietfurter organisieren Transporte

Lidia Piechulek

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13.4.2022, 06:00 Uhr
Von Dietfurt aus startete eine spontane Hilfsaktion an die polnisch-ukrainische Grenze auf die private Initiative einer Dietfurter Pflegekraft hin. Diese soll nun mehrfach stattfinden.

© Lisa Stanka, NN Von Dietfurt aus startete eine spontane Hilfsaktion an die polnisch-ukrainische Grenze auf die private Initiative einer Dietfurter Pflegekraft hin. Diese soll nun mehrfach stattfinden.

Schon seit dem Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar hatte Lisa Stanka diesen einen Gedanken: Man muss da doch was tun, und den Menschen aktiv helfen. So ganz losgelassen hat dieser sie nie, auch wenn sie ihn erst einmal verworfen hatte. Ihr erschienen die Hürden zu hoch, sie wusste nicht, wem sie wie helfen könnte, und überhaupt: Wer sollte dann auf ihre vier Kinder aufpassen?

Vor wenigen Tagen kommt dann eines zum anderen. Ihr Urlaub naht, und in ihrer Einfahrt steht ein Kleinbus mit neun Plätzen. Den Ausschlag geben wohl auch ihre Eltern und Freunde, die sie allesamt in ihrer Idee bestärken. In der Facebook-Gruppe „Flüchtlingshilfe Ukraine“ baut sie sich schnell ein Netzwerk auf: Man vermittelt ihr Kontakte und sogar eine Ukrainerin, der sie von der polnisch-ukrainischen Grenze aus auf dem letzten Abschnitt ihres Weges ins sichere Deutschland helfen kann.

48 Stunden unterwegs

Sie ist schon sehr gebrechlich, kann kaum noch stehen, geschweige denn laufen. Die Dietfurter Pflegekraft hört das und denkt: Das passt. Denn tatsächlich wäre eine Weiterfahrt für diese Ukrainerin per Reisebus oder Zug undenkbar gewesen, und Lisa Stanka ist genau die Person, die helfen kann.

Andre Bittlmeier beim Verladen der Geißelmeier FleischdosenMotiv: Von Dietfurt aus startete eine spontane Hilfsaktion an die polnisch-ukrainische Grenze auf die private Initiative einer Dietfurter Pflegekraft hin. Diese soll nun mehrfach stattfinden. 

Andre Bittlmeier beim Verladen der Geißelmeier FleischdosenMotiv: Von Dietfurt aus startete eine spontane Hilfsaktion an die polnisch-ukrainische Grenze auf die private Initiative einer Dietfurter Pflegekraft hin. Diese soll nun mehrfach stattfinden.  © Lisa Stanka, NN

Gemeinsam mit ihrem guten Freund Andre Bittlmeier will sie sich also aufmachen, um zu helfen. Kurz vor der Abreise entsteht der Gedanke, schon auf der Hinfahrt Gutes zu tun und Hilfsgüter mitzunehmen: Batterien, Schlafsäcke und Decken, sammeln sie kurzfristig bei Freunden und Bekannten, sowie der Familie ein.

Am Donnerstagmorgen werden die Kinder noch schnell in den Kindergarten gefahren, und dann geht es auch schon los. Bei der Metzgerei Geißelmeyer verladen die beiden 500 Dosen Schweinefleisch, die mithilfe von Spendengeld gekauft werden können. Dann beginnt ihre Autofahrt bis an die polnisch-ukrainische Grenze. Erst gegen Mitternacht kommen sie dort an.

Vor Ort können die beiden in einer Ferienwohnung übernachten, am nächsten morgen liefern sie ihre Hilfsgüter ab. Danach geht es zur Erstunterkunft für Geflüchtete, etwa 300 Meter von der ukrainischen Grenze entfernt. Sie retten sowohl die gebrechliche Ukrainerin, als auch drei andere Frauen und einen kleinen Jungen. Mit ihnen zusammen geht es am Freitagnachmittag zurück Richtung Deutschland.

Noch eine Fahrt geplant

Auf der Rückfahrt bemühen sich die beiden, ohne Unterbrechung durchzufahren. Die ältere Ukrainerin soll schnellstmöglich am Zielort ankommen, ihre Gesundheit ist die oberste Priorität. Eine der jüngeren Ukrainerinnen kann glücklicherweise englisch, sodass eine Kommunikation mit den Mitfahrenden in dieser 16 bis 17 Stunden dauernden Odyssee möglich ist.

Auf die ältere Frau wartete ein Pflegeplatz in einem Heim in der Nähe von Ulm. Die beiden Dietfurter brachten sie direkt dort hin. Eine weitere Frau setzten sie in Halle an der Saale, bei ihrer Tochter, ab, die sie unter Tränen willkommen hieß. Zwei weitere junge Frauen und ein dreijähriger Junge kamen mit ihren beiden Fahrern mit nach Dietfurt und leben nun in der Ferienwohnung einer Freundin.

Es werden Spenden gesammelt

„Wir haben zwei zusammengebrochene Frauen dort abgeholt, und erleben schon jetzt, wie sie diese Gastfreundschaft genießen und das auch brauchen“, erzählt Lisa Stanka. Bittlmeier und sie kommen häufig vorbei. „Wir sind für sie die Retter und auch Vertrauenspersonen im Dorf.“ Es gehe ihnen schon besser, auch wenn die beiden Frauen sehr darunter leiden würden, dass sie ihre Männer an der Front nur selten telefonisch erreichen können.

Dieses Bild zeigt Lisa Stanka und Andre Bittlmeier nach ihrer Rückkehr in Dietfurt.

Dieses Bild zeigt Lisa Stanka und Andre Bittlmeier nach ihrer Rückkehr in Dietfurt. © Andre Bittlmeier, NN

Die insgesamt 48 Stunden von Dietfurt an die Grenze und wieder zurück waren für Lisa Stanka und Andre Bittlmeier eine enorme Belastung, sagt Stanka. Und doch machte gerade diese erste Reise ihnen bewusst, wie groß der Bedarf für ihre Hilfe ist. „Wir haben nun angeboten, erneut besonders bei Menschen mit einem Bedarf zur Pflege zu helfen und an die Grenze zu fahren“, erzählt die 32-Jährige. Den Dienstplan hat sie nun schon getauscht, sodass es Mittwoch, 20. April, wieder losgehen kann. Auch Andre Bittlmeier hat sich für diesen Zeitraum wieder Urlaub genommen und wird dabei helfen, Menschen zu retten.

Wer diese Hilfsfahrt unterstützen möchte, kann dies gerne in Form von Sachspenden tun, und sich dafür bis spätestens Dienstag, 19. April, mit Lisa Stanka (Telefon 09142/9758366) in Verbindung setzen und einfach eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, ein Rückruf folgt. Auch Geldspenden sind an Lisa Stanka, IBAN DE83764500000220346666 mit dem Verwendungszweck „Ukraine“ möglich. Davon werden dann die benötigten Güter gekauft. Priorität haben medizinische Güter, Medikamente und Konserven (bestmöglich kalt verzehrbar, vorzugsweise Fleisch), außerdem Batterien, Taschenlampen, Streichhölzer, Feuerwehrbekleidung und -rettungsgeräte, Schlafsäcke und Isomatten.

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