TollWUG ist insolvent

21.12.2010, 08:21 Uhr
TollWUG ist insolvent

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Es war eine gelungene Premiere und zugleich vielleicht der Anfang vom Ende (siehe weiteren Artikel). Trotz der 20000 Besucher, die an den vier Tagen rund um Pfingsten die Festung stürmten, blieb am Ende ein dickes Minus übrig. Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich um einen buchhalterischen Verlust von rund 22.000 Euro. Tatsächlich liegt das Defizit aber deutlich höher, weil die Anschaffung von Ausrüstung wie Bühnen etc. nur zu einem Teil in die Bilanz der TollWUG-Premiere gerechnet wird.

Die „TollWUG UG & Co. KG“ wird nun in die Insolvenz geführt. Derzeit sind Jens Gutmann als Geschäftsführer und Thomas Hausner, der Betreiber der Luna-Bühne, als Gesellschafter beteiligt. Das war ursprünglich auch der Weißenburger Buchhändler Mathias Meyer. Er hat sich mittlerweile aus der Firma verabschiedet, weil er den Weg in die Insolvenz nicht mitgehen wollte. Gegenüber unserer Zeitung gab er an, dass er etwa die Hälfte des buchhalterischen Verlusts aus eigener Tasche bezahlt habe. Als Gegenleistung entließen ihn Gutmann und Hausner aus der Firma.

„Ich hätte gar nichts machen müssen, aber ich bin der Meinung, dass man, wenn man so etwas organisiert, auch eine gewisse Verantwortung trägt“, sagte Meyer. Die Gründe für das Defizit sieht er in Fehlern bei der Kalkulation: „Dem Geschäftsführer (Jens Gutmann, d. Red.) sind die Felle davongeschwommen und er hat nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen und seine Partner im Glauben gelassen, dass alles in trockenen Tüchern sei.“

Gutmann selbst erklärte das Minus vor allem mit den drei Abendveranstaltungen im Festzelt. Allein der Varieté-Abend mit 57 zahlenden Besuchern habe für ein Minus von rund 12000 Euro gesorgt. Zudem hätten zu wenig der 20000 Besucher auch Eintritt gezahlt. Aufgrund von Familienkarten und zahlreichen Freitickets hatte man offensichtlich nur rund 12000 zahlende Gäste. Der Eintrittspreis mit 2,50 Euro für einen Erwachsenen sei ebenfalls zu niedrig angesetzt gewesen. Gutmann hatte sich zudem bei den Kosten für die Anwesenheit der Weißenburger Feuerwehr auf dem Festivalgelände verkalkuliert. Die Stadt stellte satzungsgemäß mehr als 10000 Euro in Rechnung.

„Es war in vielen Punkten einfach eine zu wohlwollende Kalkulation“, sagte Meyer unserer Zeitung. „Die konnte selbst bei einem für das erste Mal so toll verlaufenden Festival nicht erreicht werden.“ Auch Gutmann räumt ein, dass es „finanziell ein Fias-ko war“ und er als Geschäftsführer dafür verantwortlich gemacht werde. Was passiert wäre, wenn es das komplette Wochenende verregnet hätte, ließ er offen. Er gab an, als Geschäftsführer der Firma selbst mit rund 6000 Euro für den Schaden haften zu müssen.

Das Geschäftsmodell der haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft (UG) dürfte dafür sorgen, dass der Rest der Forderungen größtenteils nicht beglichen werden kann. Die UG ist eine Art GmbH, mit dem Unterschied, dass zur Gründung kaum eine finanzielle Einlage nötig ist.

Auch wenn sich Meyer und Gutmann uneins sind, was die Pleite verursacht hat – dass es schade um das Festival ist, glauben beide. „Es war genial, die Leute waren begeistert.

So was gehört da rauf, dabei bleibe ich“, sagte Meyer unserer Zeitung. Gutmann sieht das genauso: „Es war zu gut, dass man es sterben lässt.“ Dass die beiden ehemaligen Geschäftspartner ein Revival allerdings noch einmal gemeinsam angehen, erscheint eher unwahrscheinlich.