Zirndorf: Mitarbeiter arbeiten am Limit

23.12.2011, 08:00 Uhr

Imhof hat am Mittwoch die Zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE) in Zirndorf (Kreis Fürth) besucht und sich ein Bild gemacht von den Missständen, die dort seit Jahren herrschen: Die ZAE platzt — wie berichtet — aus allen Nähten. Für maximal 500 Personen ist die Einrichtung ausgelegt, doch seit mehr als einem Jahr werden kontinuierlich mehr als 600 Flüchtlinge im ZAE eingepfercht.

Das liegt einerseits an den seit 2008 steigenden Flüchtlingszahlen. Andererseits besteht das Hauptproblem darin, dass die Flüchtlinge viel zu lange in den beiden bayerischen Aufnahmeeinrichtungen in Zirndorf und München festsitzen, weil die Kommunen nicht genug Plätze für die weitere Unterbringung der Flüchtlinge bereitstellen. „Wenn flächendeckend mehr Flüchtlinge aufgenommen würden, wäre das Problem gelöst“, ist sich Imhof sicher und er fordert: „Wir müssen noch mehr dafür sensibilisieren, dass die Flüchtlinge aus unermesslichem Leid kommen.“

„Zutiefst problematisch“ sei aber auch die Situation der Mitarbeiter im ZAE, klagt Imhof. Diese seien völlig „außer Atem“ weil sie ständig „an ihr Limit und darüber hinaus“ gehen müssten. „Zusammenbrüche, Herzinfarkte und Burnout-Erkrankungen nehmen dramatisch zu“, bestätigt der Personalratsvorsitzende Armin Laubscher und klagt: „Unsere Leute können nicht mehr, aber die Politik verschließt sich.“

Die Ursache für die personelle Unterbesetzung ist ein Ministerratsbeschluss von 2004. Damals wurde angesichts rückläufiger Flüchtlingszahlen der Abbau von 500 Stellen bis 2018 verfügt. „Und seitdem kriegen wir keine Stelle genehmigt, auch wenn wir sie noch so nötig brauchen“, berichtet Laubscher. So müsse die Stelle im ärztlichen Dienst demnächst hausintern durch eine Verwaltungskraft mit übernommen werden. Die ursprüngliche Stelleninhaberin, eine Arzthelferin, ist schwer erkrankt, und eine Neubesetzung der Stelle will der Freistaat nicht finanzieren. „Das Sommerfest der FDP für 100000 Euro hätte gelangt, bei uns vier bis fünf Stellen für ein Jahr zu finanzieren“, schimpft der Personalratschef.

Imhof will dafür eintreten, den Ministerratsbeschluss „nicht zu kippen, aber flexibel zu reagieren“. Konkret stellt er sich vor, nach Bedarf Mitarbeiter befristet anzustellen. Ein weiteres Problem in der Arbeit mit Flüchtlingen sei die Unterfinanzierung der Wohlfahrtsverbände, die einen Großteil staatlicher Aufgaben in diesem Bereich übernähmen, sagt Imhof.

Die im Nachtragshaushalt als Aufstockung beschlossenen 400000 Euro bezeichnet er als „Mini-Schritt“ und fordert, die Summe auf etwa zwei Millionen aufzustocken. Dabei hofft er auf gebündelten Druck der Verbände. Gespräche in dieser Richtung gäbe es, bestätigt Helmut Stoll, Referent der Diakonie Bayern für die Arbeit mit Flüchtlingen.

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