Alfa Giulia: Das schöne Mädchen kann auch schnell

24.5.2017, 14:12 Uhr
Alfa Giulia: Das schöne Mädchen kann auch schnell

© Hersteller

Wie sie aussieht: Die Giulia ist eine ausgesprochen verführerische Dame, ihr Body ebenso wohlgeformt wie wohlproportioniert. Den Betrachter trifft ein scharfer Blick aus schmalen Scheinwerfern, die den markentypischen Scudetto-Kühlergrill in die Mitte nehmen und unter denen ehrfurchtgebietend große Lufteinlässe sitzen. Zweifellos eine automobile Schönheit, die es an Ausstrahlung locker mit Konkurrenten wie 3er BMW oder Audi A4 aufnehmen kann. Im Innenraum sieht sich der Fahrer vor einem klar strukturierten und elegant reduzierten Armaturenträger positioniert. Materialanmutung und Haptik können allerdings nicht an das Niveau der Premiumkonkurrenz heranreichen. Die Bedienung des Bildschirms erfolgt über einen Dreh-Drückregler.

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Wie viel Platz sie hat: Nun ja. Sagen wir's mal so: Die Giulia schließt ihre Passagiere ziemlich eng in die Arme. Von Übergröße sollte man nicht sein, schon gar nicht als Mitfahrer im Fond. Zumindest aber sehen sich die Passagiere auf komfortable, elektrisch verstellbare und beheizte Sportledersitze gebettet. Der Kofferraum – 480 l – erreicht klassenübliches Niveau. Die asymmetrisch geteilte und umklappbare Rücksitzbank ist bei der Veloce schon serienmäßig. Für die einfacheren Varianten "Giulia" und "Super" kostet sie 350 Euro extra, gut angelegtes Geld.

Was sie leistet: "Veloce", das heißt schnell; ein Versprechen, das sich schon auf dem Papier in den 280 PS und dem ordentlichen Drehmoment (400 Nm) des Zweiliter-Turbobenziners manifestiert. Der Weckruf an den Motor ergeht über einen Startknopf, der in Rennsportmanier am Lenkrad sitzt. Die Giulia antwortet in sexy tiefer Stimmlage und begibt sich leistungsorientiert ans Werk. In 5,2 Sekunden erstürmt sie die Tempo-100-Marke, gut sein lässt sie es erst bei 240 km/h. Die Kraftentfaltung erfolgt ebenso bissig wie agil, die sehr gute Achtgangautomatik von ZF serviert passgenau die optimale Fahrstufe, und wer dennoch selbst Hand anlagen will, darf die großen Alu-Paddles als unübersehbare Aufforderung verstehen.

Alfa Giulia: Das schöne Mädchen kann auch schnell

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Wie sie sich fährt: Dank des straff abgestimmten Fahrwerks turnt die Giulia engagiert um die Ecke, weiß aber erstaunlich sanftmütig die Belästigungen durch Querfugen abzufangen. Der Allradantrieb Q4 ist Serie. Unter normalen Bedingungen werden die Antriebskräfte zu 100 Prozent an die Hinterachse geleitet, drohen vereister oder zerfurchter Untergrund die Traktion zu torpedieren, schickt das System bis zu 60 Prozent des Drehmoments an die Vorderachse. Rangiermanöver werden durch die schlechte Übersicht nach hinten erschwert.

Mehr als nur Kosmetik stellt die dreistufige Fahrmodiauswahl dar, denn sie erweist sich tatsächlich als verhältnismäßig weit gespreizt und somit sinnstiftend. Neben "Dynamic" und "Natural" lässt sich "Advanced Efficiency" ansteuern, hier steht bestmögliche Spritverwertung im Vordergrund.

Was sie verbraucht: Dem Labor-Drittelmix von 6,4 l/100 km kamen wir selbst im Öko-Fahrmodus "Advanced Efficiency" kaum nahe. Unsere Giulia wollte mit durchschnittlichen 8,7 l/100 km gefüttert werden.

Alfa Giulia: Das schöne Mädchen kann auch schnell

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Was sie bietet: Die Möglichkeiten des Navi-Infotainments sind eingeschränkter als bei der Konkurrenz. Schon die kleine Lösung mit 6,5-Zoll-Screen kostet 1100 Euro, die aufwendigere mit 8,8-Zoll-Bildschirm kommt auf 2500 Euro. Zudem bleibt das Angebot an Assistenzsystemen übersichtlich, auch Matrix-LED-Licht gibt es nicht, es bleibt bei Bi-Xenon-Scheinwerfern. Mit Allradantrieb, Leder, 18-Zoll-Alurädern, Klimaautomatik, beheizbarem Lenkrad und Kollisionswarnsystem plus Notbremsfunktion fällt die Serienausstattung aber umfangreich aus.

Was sie kostet: Die Alfa Giulia 2.0 Turbo 16 V Veloce kommt auf mindestens 47.800 Euro. Da darf die Mitgift schon vorzeigbar sein.

Was wir meinen: Mit der Giulia ist Alfa Romeo ein Modell gelungen, das dem Charisma der Marke endlich wieder gerecht wird. Kleine Schwächen verzeiht man da gerne – Herzenssache halt.

Ulla Ellmer

 

Die Daten der Alfa Romeo Giulia 2.0 Veloce

Hubraum 1995 ccm, Zylinder 4, Leistung 206 kW/280 PS, max. Drehmoment 400 Nm bei 2250/min, Spitze 240 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 5,2 sec, Normverbrauch innerorts 8,9, außerorts 4,9, kombiniert 6,4 l S pro 100 km, Testverbrauch 8,7 l/100 km, CO2-Emission 152 g/km, Schadstoffklasse Euro 6, Energie-Effizienzklasse C, Länge 4,64 m, Breite 1,86 m bzw. 2,02 m (mit Außenspiegeln), Höhe 1,45 m, Kofferraum 480 l, Leergewicht 1605 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2105 kg, Zuladung 500 kg, Anhängelast 745 kg (ungebremst) bzw. 1600 kg (gebremst). Achtgangautomatik, Allradantrieb. Versicherungs-Typklassen 18 (HP), 24 (TK), 25 (VK). Preis ab 47.800 Euro.

 

 

 

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