Audi A6: Vier Ringe für die Business-Class

20.5.2018, 12:14 Uhr
Audi A6: Vier Ringe für die Business-Class

© Hersteller

Umfangreich ist das Portfolio der Marke mit den vier Ringen, es reicht vom kleinen A1 bis hinauf zum staatsmännischen Flaggschiff A8. Und natürlich ist man auch in Sachen SUV breit aufgestellt. "Der Audi", sagt Projektleiter Renald Lassowski und betont dabei den bestimmten Artikel in Fett und Kursiv, "der Audi aber ist der A6".

Der Vorgänger hat sich mit gewaltigem Ärger um seine Abgasreinigung verabschiedet, der Aufbruchstimmung um das neue Modell ficht das indes nicht an. Es gilt schließlich, auf die Konkurrenz aufzuschließen, 5er BMW und Mercedes E-Klasse waren in der automobilen Business-Class zuletzt weit häufiger gebucht worden als der A6.

Lange Zeit musste sich Audi den Vorwurf eines über die Baureihen hinweg verwechselbaren Designs gefallen lassen. Der A6 hält dagegen die Balance zwischen optischer Integration in die Audi-Familie einerseits und eigener Persönlichkeit andererseits. Unverkennbar ist die Ähnlichkeit mit dem großen A8, und doch sieht der A6 sportlich-gestraffter und athletischer aus, die Silhouette coupéhafter. Besonderes Augenmerk lenken die Audianer auf die Konturen über den Radhäusern, "quattro-Stil" nennen sie das. Die dekorative Chromspange quer übers Heck erinnert an den 7er BMW.

Beim Größenwachstum hat sich der A6 zurückgehalten, gut so, in der Länge misst er also 4,94 Meter, in der Breite 1,89 und in der Höhe 1,46 Meter. Beim gut ausgeformten Kofferraum wurden die Vorgängermaße - 530 Liter - exakt übernommen. Optional öffnet die Klappe sensorgesteuert elektrisch via lässigem Fußkick hin.

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Total digital: Die Kommandozentrale

Dass das räumlich generös zugeschnittene Interieur die Audi-typische Mischung aus perfekter Verarbeitungsqualität, stilsicherer Materialauswahl und technoider Sachlichkeit transportiert, ist keine Überraschung. Gründlich aufgeräumt hat man aber, Schalter und Knöpfe hat die Hingabe ans total digitale Zeitalter ebenso hinweggespült wie den früheren Dreh-Drück-Regler. Das haben schon A8 und A7 vorexerziert. Beim Top-Infotainment Navigation MMI plus blickt der Fahrer also auf eine Kommandozentrale mit gleich drei großen Displays, hinterm Lenkrad befindet sich der brillante 12-3-Zoll-Bildschirm des Virtual Cockpit, rechts daneben dient ein 10,1-Zoll-Screen dem Management des Infotainments, darunter sitzt schließlich ein 8,6-Zoll-Bildschirm, über den Klimatisierung sowie die Komfort- und Fahrzeugfunktionen angesteuert werden, dies auch via Texteingabe. Es darf nach Smartphone-Manier gewischt und "getoucht" werden; um der Kundschaft den Umstieg vom analogen Zeitalter zu erleichtern, reagiert der A6 mit sanfter haptischer und akustischer ("klick") Rückmeldung auf jeden Druck. Ganz glücklich waren wir beim Erstkontakt dennoch nicht mit dem Konzept, denn es erfordert nach wie vor ein Abwandern der Augen in Richtung Bildschirm. Immerhin gibt es auch das in dieser Klasse obligatorische Head-Up-Display, und dank Sprachsteuerung gehorcht der A6 zudem aufs Wort, der vielleicht zukunftsfähigste Kommunikationskanal mit dem Auto.

Nach A8 und A7 ist der A6 das dritte Audi-Modell, das komplett elektrifiziert wurde. Elektrifiziert bedeutet freilich nicht rein elektrisches Fahren. Vielmehr ist ein grundsätzlich an Bord befindliches Mildhybrid-System gemeint. Dabei gibt es ein Zweiklassensystem: Die Modelle mit V6-Motoren nutzen ein 48-Volt-Teilbordnetz, das es gestattet, zwischen 55 und 160 km/h zu "segeln", und der Start-Stopp-Bereich beginnt schon bei 22 km/h. Die Vierzylindermotoren hingegen sind an ein 12-Volt-Mildhybrid-System gekoppelt.

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Erstaunlich gut: Vierzylinder-Diesel im A6 40 TDI

An die Spitze der kundenseitigen Beliebtheitsskala dürfte sich wohl der A6 40 TDI setzen. Der "kleine" Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit seinen 204 PS hat uns auf ersten Testfahrten durchaus erstaunt. Leistungstechnisch reicht er voll und ganz aus, lässt sich relaxt handhaben, überzeugt mit kultiviertem Gebaren und unaufdringlicher Akustik. Selbst das Stahlfederfahrwerk der Basisversion beeindruckt mit gepflegter Akuratesse auf kurviger Wegstrecke und sensiblen Nehmerqualitäten, was vernarbten Asphalt betrifft.

Zum Marktstart ist dieser Einstiegs-TDI allerdings noch ebensowenig verfügbar wie die Vierzylinder-TFSI-Benziner, deswegen können auch noch keine Verbrauchsdaten genannt werden. Wenn der neue A6 im Juni an den Start geht, dann steigt er erst einmal groß ein, ausschließlich mit Dreiliter-V6-Maschinen also, zwei Dieseln und einem Benziner. Der Dreiliter-TDI steht in den Leistungsstufen 231 und 286 PS bereit, er perfektioniert die Qualitäten des A6 als Reiselimousine noch. Die Rolle des Topmodells obliegt dem Benziner A6 55 TFSI mit 340 PS.

Das Dreiliter-Trio ist durchweg mit Allradantrieb (quattro) und Automatik ausgestattet. Die 3.0 TDI lassen via Achtstufen-tiptronic schalten, der 3.0 TFSI hingegen mittels einer Siebengang-S-tronic. Fahrtechnisch ist der A6 erste Sahne, man kann es nicht anders sagen - souverän, dynamisch und dabei (vor allem mit Luftfederung) ungemein komfortabel ist er unterwegs, Business Class at its best. Ja - und wer sich was Gutes tun möchte, sollte sich die optionale Dynamik-Allradlenkung (1.900 Euro) leisten. Bis 60 km/h werden die Hinterräder um bis zu fünf Grad gegensinnig eingeschlagen, das erhöht die Wendigkeit zum Beispiel in der Stadt und beim Parken. Bei höherem Tempo lenken die Hinterräder hingegen praktisch gleichsinnig mit und verhelfen der Limousine zu einer Agilität, als wär's ein deutlich kleineres Auto.

Audi A6: Vier Ringe für die Business-Class

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Sicher durch die Baustelle

Unsichtbare Beifahrer sind die bis zu 39 Fahrerassistenzsysteme, von denen der Engstellenassistent neu in Dienst genommen worden ist, mit sachten Lenkeingriffen geleitet er sicher durch Baustellen. Auch die Ausstiegswarnung ist neu, sie schlägt vorm Öffnen der Tür Alarm, wenn sich beispielsweise ein Radler unbemerkt von hinten nähert. Gebündelt ist das Assistenten-Team in drei Paketen mit den Namen "Parken", "Stadt" und "Tour". Vernetzt ist der A6 mittels einer fest verbauten SIM-Karte gemäß LTE-Advanced-Standard und der Möglichkeit zu Car-to-X-Kommunikation (Verkehrszeichen- und Gefahreninformation).

Bislang weist die Preisliste nur die stolzen Konditionen für A6 50 TDI quattro (ab 58.050 Euro) und A6 55 TFSI quattro (ab 59.050 Euro) aus. Der überwiegende Teil der deutschen Kunden wird mit der Bestellung ohnedies bis zum Herbst warten, wenn der bei uns besonders nachgefragte Kombi "Avant" kommt. Und mit einem Plug-in-Hybriden - wie es ihn in China vom noch aktuellen Modell bereits gibt - können Interessenten wohl nicht vor dem nächsten Jahr rechnen.

Ulla Ellmer

Audi A6 in Kürze:

Wann er kommt: Im Juni 2018

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes E-Klasse, 5er BMW, Jaguar XF, Volvo S60

Was ihn antreibt: 3.0 V6 TDI mit 231 und 286 PS, 3.0 V6 TFSI mit 340 PS

Was er kostet: Ab 58.050 Euro

Was noch folgt: Vierzylinder-Motoren als TDI und TFSI, Plug-in-Hybrid

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