Der Auto-Frühling kommt mit Macht

7.3.2018, 20:16 Uhr
Der Auto-Frühling kommt mit Macht

© ule

Fast scheint es, als sei der Lack ab von den großen Automessen. Auf den letzten namhaften Shows - jenen in Frankfurt, Tokio und Detroit - hatten einige illustre Aussteller gefehlt, die IAA war beispielsweise von Volvo, Peugeot und Nissan geschwänzt worden. Genf aber bleibt gesetzt. Der Salon besitzt den Charme der Überschaubarkeit, die Stimmung ist entspannt, das Publikum zahlungskräftig. Genf gilt auch als Verkaufsmesse, an den Ständen der superteuren Exoten werden gern Kaufverträge unterzeichnet, und bei den Brot-und-Butter-Herstellern schließt man schon mal große Deals mit Fuhrparkchefs ab. Und so kommen sie praktisch alle an den Lac Léman; nur Opel fehlte, die Rüsselsheimer mussten auf Geheiß von PSA-Chef Carlos Tavares sparen und zuhause bleiben.

Das Diesel-Urteil sorgt für Gesprächsstoff

Für hitzigen Gesprächsstoff sorgt in den Messehallen des Palexpo das aktuelle Diesel-Urteil. Hinter vorgehaltener Hand äußert so mancher Manager seinen Unmut über VW, an den Folgen des Diesel-Skandals haben die Branche und die Verbraucher bis heute zu tragen. Dabei erweist es sich aber auch, dass der Selbstzünder noch lange nicht tot ist. Zwar haben Hersteller wie Fiat und Toyota ihren Ausstieg aus der Technologie angekündigt. Andere aber halten dem Diesel die Treue, müssen das tun, um die künftigen strengen CO2-Flottengrenzwerte einhalten zu können. Viele Neuheiten gibt es also noch mit Kennzeichen D, dann freilich dank SCR-Kat nach Euro 6d Temp konfiguriert, und Mercedes hat für C-, E- und S-Klasse sogar das Konzept eines Diesel-Plug-in-Hybrids ersonnen.

Der Auto-Frühling kommt mit Macht

© Hersteller

Genf markiert aber auch eine gewisse Rückkehr zur Normalität. Man beginnt, sich einzusortieren in eine Situation, in der verschiedene Antriebstechnologien eine Rolle spielen. Unter den Neuheiten finden sich ganz normale Alltagsautos - Kompakte wie Kia Ceed, Toyota Auris oder Mercedes A-Klasse, Hochdach-Kombis wie Citroen Berlingo oder Peugeot Rifter, elegante Kombis wie der Volvo V60 oder Limousinen wie Peugeot 508 oder Audi A6. Auch die allseits beliebten SUVs bleiben ein Thema, vom neuen BMW X4 über den mächtigen Lamborghini Urus bis hin zum kleinen Skoda Vision X, der einen Ausblick aufs kommende Schwestermodell von Seat Arona und VW T-Cross gibt.

Reichweitenstarke Elektroautos

Wie selbstverständlich reihen sich hier aber auch die ersten Stromer einer serienfertig neuen und reichweitenstarken Generation ein. Der I-Pace beispielsweise, mit dem Jaguar die Konkurrenz von Mercedes bis VW ebenso überraschend wie lässig rechts überholt hat. Oder das Kompakt-SUV Hundai Kona Electric, das ebenfalls noch in diesem Sommer zum Kunden fährt und mit einer Akkuladung ebenfalls 500 km weit kommt. Ganz nebenbei stellt Hyundai auch noch seinen Brennstoffzellen-Crossover Nexo vor. Audi immerhin positioniert den e-tron auf seinem Stand und kündigt an, dass er ab Herbst in den Verkauf steht.

Die autonom und elektrisch fahrende Luxuslimousine VW ID Vizzion dagegen ist noch Zukunftsmusik, wie überhaupt die geradezu märchenhaften Perspektive, die Markenchef Herbert Diess skizziert, mit Personendrohnen und Robo-Schulbussen in grünen Städten. Ähnliches gilt für das autonome Lagonda Vision Concept von Aston Martin oder das Renault-Concept EZ-GO, ein großes Robotertaxi für sechs Personen, mit Allradlenkung, aufklappbarem Dach und barrierefreiem Zugang via Rampe.

Aufregende Hypersportler

Studien gehören im Palexpo freilich ebenso zur Show wie aufregende Hypersportler vom Schlage eines über 500 km/h schnellen Corbellati Missile oder der GFG Sybilla, die Stardesigner Giorgetto Giugiaro entworfen hat. Genf ist eben Genf, mit einem Charme, der anderen Messen abgeht. Die haben schon wieder erste Absagen kassiert - VW bleibt der "Mondial" in Paris fern, und Mercedes der nächsten Detroit Motor Show.

Ulla Ellmer

 

Keine Kommentare