Die miese Masche mit dem Unfall

21.5.2017, 08:11 Uhr
Die miese Masche mit dem Unfall

© HDI

Wenn es zu einem Autounfall kommt, ist die Konfusion oft groß. Vor lauter Aufregung übersehen Betroffene dann schon mal Auffälligkeiten beim Unfallhergang – und bekommen nicht mit, dass sie Opfer einer üblen Betrugsmasche geworden sind. "Etwa jeder zehnte Verkehrsunfall in Deutschland wird manipuliert", schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und geht von einem jährlichen Schaden in Höhe von rund zwei Milliarden Euro aus.

Die Gauner bedienen sich verschiedener Methoden. Eine sieht schlicht so aus, dass sich mehrere Betrüger verabreden, gemeinsam einen fingierten Crash herbeiführen und diesen dann der Versicherung melden. Bei einem anderen – noch perfideren – Trick werden ahnungslose Verkehrsteilnehmer in die Crash-Falle gelockt. Das funktioniert dann beispielsweise so, dass an einer gelben Ampel abrupt gebremst und ein Auffahrunfall provoziert wird, dass beim Spurwechsel Kollisionen herbeigeführt werden oder dass der Betrüger an einer Kreuzung mit Rechts-vor-Links-Regelung lauert, um im allerletzten Moment ganz plötzlich loszufahren.

Oft wird die Falle übersehen

Der so in den Unfall verwickelte Autofahrer ahnt meist gar nicht, dass er in eine Falle geraten ist", sagt Torsten Sauer, Leiter Produktmanagement Kraftfahrt der HDI-Versicherung. Außerdem sehe er sich häufig auch "Zeugen" gegenüber, die in Wirklichkeit aber Komplizen des Betrügers sind und dessen Version zum Unfallhergang natürlich bestätigen. Besonders übel ist die Masche mit dem manipulierten Unfall vor allem deshalb, weil dabei Menschen ernsthaft zu Schaden kommen können. Doch selbst wenn es bei einem Blechschaden bleibt, kostet der dem Opfer oft eine Menge Geld. Als (angeblicher) Unfallverursacher muss er den Schaden am eigenen Fahrzeug selbst zahlen und wird in seiner Schadenfreiheitsklasse schlechter eingestuft – nicht nur in der Haftpflicht, sondern auch in der Vollkasko. Zu allem Überfluss droht außerdem ein Bußgeld.

Andererseits sind die professionellen Autocrasher auch darauf bedacht, keinen wirklich großen Schaden anzurichten. Nachvollziehbarer Grund: Die Polizei sieht man am Unfallort gar nicht gern. Gut also für die Betrüger, wenn es bei einem Bagatellschaden bleibt und die Betroffenen sich damit begnügen, ihre Versicherungsdaten auszutauschen.

Bei Verdacht die Polizei rufen

Dennoch: "Sobald auch bei einem kleinen Unfall etwas merkwürdig erscheint, sollte man unbedingt die Polizei rufen und auf keinen Fall irgendeine Schuld zugeben", rät GDV-Experte Sauer. Verdächtig ist es, wenn die Unfallbeteiligten besonders routiniert agieren, wenn sich Zeugen einschalten und Druck ausüben, wenn das andere Fahrzeug schon Vorschäden aufweist oder wenn es sonst Hinweise auf ein zielgerichtetes Verhalten des Unfallgegners gibt. Die Polizei zu alarmieren macht auch aus einem anderen Grund Sinn: Oft fällt erst dann auf, dass eine Betrugsmasche am Laufen ist, wenn sich mehrere "Unfälle" nach dem gleichen Muster ereignet haben.

Auch die Versicherung sollte informiert werden, wenn der Unfallhergang auffällig erscheint. Aufgrund von Rekonstruktionen und Simulationen kann die Assekuranz Beweise sammeln und dann möglicherweise Strafanzeige stellen.

epr   

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