Elektrisch auf den Acker

15.11.2017, 18:38 Uhr
Der Fendt e100 Vario ist ein batterieelektrischer Traktor, dessen Akkuladung für fünf Betriebsstunden reicht.

© Hersteller Der Fendt e100 Vario ist ein batterieelektrischer Traktor, dessen Akkuladung für fünf Betriebsstunden reicht.

Das sanfte Tuckern vom Feld gehört zur üblichen Geräuschkulisse in ländlichen Gebieten.  Womöglich ziehen aber bald die ersten Schlepper nahezu geräuschlos ihre Bahnen. Auf der Landtechnikmesse "Agritechnica" in Hannover (noch bis 18. November) stellt Fendt den nach eigenen Angaben ersten praxisgerechten, batterieelektrischen Traktor vor. Der e100 Vario ist keine Studie für eine ferne landwirtschaftliche Zukunft, sondern soll schon 2018 in begrenzter Stückzahl auf ausgewählten Betrieben zum Einsatz gelangen.

Schnellladen in 40 Minuten

Mit einer Akkuladung, so heißt es, leistet der Elektro-Schlepper bis zu fünf Betriebsstunden. Als Energiequelle dient eine 650-Volt-Lithium-Ionen-Hochleistungsbatterie mit einer Kapazität von rund 100 kWh. Sie kann an einer genormten CEE-Hofsteckdose geladen werden, mit 400 V Spannung und bis zu 22 kW.  Wenn besonders intensiver Einsatz gefragt ist, kann es auch ganz schnell gehen: Über eine Supercharging-Option mit Gleichspannung und einen genormten CCS-Stecker Typ 2 ist der Akku binnen 40 Minuten wieder zu 80 Prozent fit. Dank eines Rekuperationssystems lässt sich zudem auch während der Fahrt Energie zurückgewinnen.

Elektrisch auf den Acker

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Der e100 Vario ist allerdings kein Gigant im Gelände, mit 50 kW Antriebsleistung (ca. 68 PS) gehört er zu den eher kompakten Vertretern seiner Gattung. Eine Boost-Funktion kann kurzfristig bis zu 150 kW für die Geräteantriebe freigeben.

Strom aus hofeigener Produktion

Was Elektroautos betrifft, so setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass ihre CO2-Bilanz so gut gar nicht ist. Die E-Mobile fahren nur lokal emissionsfrei, die CO2-Emissionen entstehen an anderer Stelle, bei der Stromerzeugung – zumindest solange, als unser Energie-Mix noch den derzeit hohen Anteil an Kohlestrom vorhält. Im Falle eines Elektro-Traktors kann das anders aussehen, denn viele Landwirte produzieren ihren Strom selbst und dann aus regenerativen Energien wie Biogas, Solarstrom oder Windkraft. In diesem Fall wirkt sich auch eine andere Kompetenz des E-Schleppers segensreich fürs Klima aus. Seine Batterie kann nämlich Überschussstrom puffern und ins Netz zurückspeisen.

Attraktiv kann der Einsatz eines stromernden Schleppers aber auch in anderer Hinsicht sein. Seine Betriebs- und Wartungskosten fallen niedriger aus als bei einem konventionellen Traktor, denn es fallen viele der üblichen technologischen Komponenten weg, und auch Betriebsstoffe wie Motoröl, Diesel oder AdBlue braucht es hier nicht.

Elektrisch auf den Acker

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Klimatisierung von extern

Den Anforderungen des digitalen Zeitalters wird entsprochen, indem sich das Smartphone einbinden lässt. Mit einem Blick aufs Display kann der Landwirt den Akkustand überprüfen und mit ein paar Fingertipps die Kommandozentrale von extern vorklimatisieren, solange der Schlepper noch am Strom hängt.

Neben Landwirten sind auch Kommunen eine Zielgruppe, sie könnten den Elektro-Traktor beispielsweise zum Schneeräumen einsetzen. Auch dann freut sich die Anwohnerschaft über flüsterleise Betriebsgeräusche – es sei denn, sie hat das sanfte Tuckern immer als Musik in den Ohren empfunden.

ule

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