Jaguar: Klassische Supersportler nachgebaut

19.8.2017, 11:03 Uhr
Jaguar: Klassische Supersportler nachgebaut

© Hersteller

Es ist schon eine außergewöhnliche Historie, die Erinnerungen an frühe Jaguar-Zeiten weckt. Geplant hatte der Autobauer 1956 nur 25 Exemplare eines Supersportwagens und selbst die wurden nicht fertiggestellt. Im Februar 1957 zerstörte ein Großbrand im englischen Werk Browns Lane insgesamt 270 Autos, darunter neun noch nicht komplett fertige Jaguar XKSS. Sie waren Teil einer Kleinserie, die von den Engländern auf der Basis des dreifachen Le Mans-Siegerwagens D-Type zu Straßensportwagen umgebaut werden sollten. Größtenteils gingen die bis zu dem Brand im Februar 1957 fertigen XKSS in den Export nach USA.

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Eine Million Pfund teuer

Für Kev Riches ist das Projekt der neun "fehlenden" Exemplare zu seiner Historie geworden. Der Cheftechniker von "Jaguar und Land Rover Classic" hat die Arbeiten bis zur Fertigstellung der neun Exemplare bis hin zu den ersten Probefahrten begleitet. Die nach Originalplänen und in Handarbeit nachgebauten XKSS haben ihn über Jahre fasziniert. Und nicht nur ihn, den wenigen ausgewählten Kunden und Sammlern der britischen Marke geht es genauso. Sie warteten sehnsüchtig auf die Auslieferung ihres XKSS. Der erste Käufer erhielt seinen klassischen Rennwagen vor wenigen Tagen. Allerdings musste er eine prallgefüllte Brieftasche vorweisen, denn für die dem XKSS-Original nach identischen Spezifikationen nachgebauten Exemplare verlangt Jaguar einen Preis von rund einer Million Pfund.

Die Neugeburt des "ersten Supersportwagens der Geschichte" war nicht einfach, aber Jaguar Classic hat Erfahrung mit dem Nachbau von historischen Modellen. Bereits ab 2014 wurden sechs originalgetreue E-Type Lightweight aufgelegt und die Erfahrungen fließen nun auch in die neun "fehlenden" XKSS ein. Unter der langen Motorhaube arbeitet der für den dreimaligen Le Mans-Sieger Jaguar D-Type entwickelte 3,4 Liter-Reihensechszylinder. Mit dem 262 PS starken Motor sollte der XKSS in der Originalversion bis zu 230 km/h schnell laufen. Er hat einen komplett neuen Block und Zylinderköpfe aus Gusseisen sowie drei Weber Vergaser. Bei ersten Probefahrten in Deutschland vor dem Oldtimer-GP am Nürburgring demonstrierte der XKSS nicht nur seinen kräftigen Vortrieb, sondern war schon von weitem durch seinen infernalischen Motorsound zu hören.

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Begeisterung für die Vergangenheit

Jedes Fahrzeug aus dem spät wiedergeborenen Kontingent ist absolut identisch und erfüllt höchste Fertigungsstandards. Dafür sorgt ein hochqualifiziertes Team von Ingenieuren und Technikern. Nicht zuletzt wollen sie und die Marketing-Strategen die Begeisterung für die glanzvolle Jaguar-Vergangenheit durch das Angebot außergewöhnlicher Automobile in die Zukunft tragen, heißt es bei der britischen Marke.

Künftig will die Classic-Abteilung von Jaguar und Land Rover auch den Markt mitgestalten, sagt der dafür verantwortliche Ralf Klasen: Um das Ziel auch in Deutschland umzusetzen, wird Anfang kommenden Jahres in Essen ein Classic-Zentrum eröffnet. Dort können Kunden zukünftig nicht nur Classic-Autos kaufen, deren Produktion vor mehr als zehn Jahren eingestellt wurde, sondern werden auch von einer Werkstatt fachgerecht betreut und mit Ersatzteilen versorgt.

Ingo Reuss

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