Maximal 180 km/h: Volvo bremst sich ein

5.3.2019, 01:26 Uhr
Maximal 180 km/h: Volvo bremst sich ein

© Volvo, Archiv

Deutschland debattiert über ein Tempolimit auf Autobahnen, und Volvos Beitrag zur Diskussion ist ein Paukenschlag: Schon ab dem kommenden Jahr werden alle Pkw der schwedischen Marke mit einer integrierten Geschwindigkeitsbegrenzung ausgeliefert: Das maximale Tempo ist dann auf 180 km/h limitiert.

"Wir fahren in bestimmten Verkehrssituationen häufig zu schnell und wir haben ein schlechtes Tempogefühl in Bezug auf die aktuelle Situation und überschätzen unsere eigenen fahrerischen Fähigkeiten", sagt Volvo-Sicherheitsexperte Jan Ivarsson. Hausinterne Forschungen hätten ergeben, dass zu schnelles Fahren eine der Hauptursachen dafür sei, dass das Ziel "von null Schwerverletzten oder Getöteten in Fahrzeugen" gefährdet sei.

Sicherheitstechnik allein reicht nicht aus

Just das Erreichen dieses Ziels hat Volvo vor geraumer Zeit in seiner "Vision 2020" ausgerufen und sich dabei auf den hohen Sicherheitsstandard seiner Modelle berufen. Zeitlich wohl doch zu ambitioniert, wie sich jetzt nicht ganz unerwartet herausstellt. Ab gewissen Geschwindigkeiten, so räumen die Schweden ein, reichten "aktive und passive Sicherheitstechniken in den Fahrzeugen und eine smarte Infrastruktur nicht mehr aus, um bei einem Unfall Schwerverletzte und Todesfälle zu vermeiden."

Volvo verweist auf Daten der amerikanischen National Highway and Traffic Safety Administration, wonach im Jahr 2017 rund 25 Prozent aller Unfälle mit Todesfolge in den USA auf überhöhte Geschwindigkeit zurückgegangen sind. Hier dürfte freilich auch die Selbstbeschränkung auf 180 km/h nur wenig helfen, da das Tempo auf US-amerikanischen Straßen sowieso schon weitaus strenger reglementiert ist.

Maximal 180 km/h: Volvo bremst sich ein

© Volvo

"Moralische Verpflichtung"

Böse Stimmen mutmaßen nun, dass auch geschicktes Marketing hinter dem Volvo-Vorstoß stecken könnte. Als erster Hersteller die moralische Pflicht zu verspüren, "Technik in Autos zu installieren, die das Verhalten der Fahrer verändert und Fehlverhalten verhindert" (Volvo-Chef Samuelsson), ist dem Markenimage sicherlich nicht abträglich. Umso mehr, als der Zeitpunkt der bemerkenswerten Ankündigung geschickt gewählt scheint: Sie erfolgt just zum Genfer Automobilsalon, bei dem die Konkurrenz mit ihren Neuheiten Schlagzeilen macht, dem Volvo aber fernbleibt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Marke Selbstbeschränkung übt. Anders als die Premiumkonkurrenten Mercedes, BMW und Audi hat sie sich von Sechs- oder gar Achtzylindern komplett verabschiedet und stattet selbst das XL-SUV XC90 nurmehr mit Vierzylindern aus, was ganz nebenbei Kosten für die Entwicklung hochkarätiger Verbrennungsmotoren spart. Und auch den Abschied vom Diesel hat man bereits publikumswirksam verkündet, wobei Selbstzünder "nur" nicht mehr neu entwickelt werden, aber vorerst nach wie vor im Programm bleiben.

Automatisch Tempo 30 vorm Kindergarten

Was die Drosselung des Tempos betrifft, so hat Volvo noch weitergehende Ideen. So untersucht man beispielsweise, ob sich die Autos mit Hilfe eine Kombination aus intelligenter Geschwindigkeitskontrolle und Geofencing im Umfeld von Schulen oder Krankenhäusern automatisch auf Tempo 30 oder gar Schrittgeschwindigkeit einbremsen können.

Neben zu schnellem Fahren haben die Schweden Ablenkung und Drogen- beziehungsweise Alkoholkonsum als hochgradige Sicherheitsrisiken ausgemacht. Auch hier will man ansetzen - beispielsweise mit Kameras, welche die Mimik des Fahrers auslesen und das Fahrzeug zum Eingreifen bewegen. Big Brother fährt dann immer mit.

Ulla Ellmer

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