Mercedes CLS: Angriff mit Haifischnase

2.3.2018, 14:28 Uhr
Mercedes CLS: Angriff mit Haifischnase

© Hersteller

Nein, das erste viertürige Coupé unter der Sonne trug keinen Stern. Dieser Ruhm gebührt dem Rover P5 aus dem Jahr 1958, über den die Automobilgeschichte aber längst den Mantel des Vergessens gebreitet hat. Der Mercedes CLS dagegen erfreut sich seit 14 Jahren allerbester Gesundheit. Jetzt steht schon die dritte Generation am Start, wenn man so will, der Enkel des aus 2004 gebürtigen Originals.

Das gut fünf Meter lange und auf der E-Klasse basierende Coupé ist zweifellos ein formidabler Hingucker, mit aggressiver "Haifischnase" und Diamant-Kühlergrill, ansonsten aber von einer puristischen Eleganz, die auf prollige Sicken und Kanten wohlweislich verzichtet. Der sehr gute cW-Wert (0,26) kommt nicht von ungefähr. Die Shooting-Brake-Variante eines Sportkombis wird es mangels Nachfrage übrigens nicht mehr geben.

Bei aller Schönheit gewährt der CLS ein durchaus brauchbares Maß an Alltagstauglichkeit. Die optionale Anhängerkupplung ist weniger dazu gedacht, den Pferdeanhänger in Schlepp zu nehmen, sondern vielmehr dazu, Bikes per Fahrradanhänger huckepack zu transportieren. Der Fond bietet nunmehr Platz für fünf Personen, und weil sich die Rückenlehnen im Verhältnis 40:20:40 umlegen lassen, eröffnet sich eine praktische Durchlademöglichkeit vom 520-l-Gepäckraum aus.

Mercedes CLS: Angriff mit Haifischnase

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Innen tut sich der typische, erlesene Luxus des Hauses auf, hier sucht der CLS den Anschluss an die S-Klasse, vom spektakulären Widescreen-Cockpit über Beduftung und Ionisierung bis hin zum "Wellness-Set-up" und den temperaturabhängig illuminierten Luftdüsen. Auch das Arsenal an Assistenzsystemen bietet das Beste vom Besten, wobei sich die elektronischen Helfer der Navi-Daten bedienen.

Ab Werk rollt der CLS auf dem Komfort-Fahrwerk mit Stahlfedern und 18-Zoll-Rädern an. Wer es noch feiner mag, bekommt gegen Aufpreis das Dynamic-Body-Control-Fahrwerk oder die luftgefederte "Air Body Control", jeweils mit adaptivem Dämpfersystem.

Fabelhafte Dieselmotoren

Motorseitig geht Mercedes beim CLS mit der Zeit. Das heißt, dass es nicht einmal für die besonders scharfgemachte AMG-Version mehr einen Achtzylinder geben wird. Stattdessen beschränkt man sich auf Vier- und bestenfalls Sechszylinder. Kein Schaden: Schon der Dreiliter-Reihensechszylinder-Diesel mit zweistufiger Aufladung und variabler Ventilsteuerung erweist sich als fabelhafte Antriebsquelle. Selbst die kleinere 286-PS-Daseinsform im 350d (ab 68.127 Euro) agiert so leise und dezent, dass die D-Identität kaum wahrnehmbar bleibt. Bereits hier werden stattliche 600 Nm Drehmoment aufgeboten, den Verbrauchsschnitt gibt Mercedes mit 5,9 l/100 km an. Noch mehr an Power stellt der 400 d bereit - 340 PS, dazu mächtige 700 Nm Drehmoment, bei einem Norm-Mix von ebenfalls 5,9 l/100 km. Preis: Mindestens 72.506 Euro.

AMG-Version mit Sechszylinder

Wie die beiden Diesel wird auch der zum Start erhältliche Benziner mit der hervorragenden 9-G-Automatik und mit Allradantrieb kombiniert. Der mindestens 70.906 Euro teure CLS 450 ist ein Mildhybrid, zu den 367 PS und 500 Nm Drehmoment seines Dreiliter-Reihensechszylinders addieren sich kurzfristig weitere 22 PS und 250 Nm, die ein integrierter 48-VStartergenerator ("EQ Boost") bereitstellt. Außerdem werden so rein elektrisches "Segeln" und via Rekuperation die Speisung der Batterie mit Energie ermöglicht. Auch die leistungstechnisch noch weiter aufgemöbelte und für September avisierte AMG-Variante nutzt diese Hybridtechnologie, hier stellt der Sechszylinder 435 und 520 Nm bereit. Die weiteren Eckdaten des Power-CLS: Sprint von 0 auf 100 in 4,5 Sekunden, Topspeed (limitiert) 250 km/h, Norm-Mix 8,9 l/100 km.

Mercedes CLS: Angriff mit Haifischnase

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Später schiebt Mercedes "kleinere" Benziner und Diesel als Einstiegsvarianten nach, zu denen dann ein CLS mit 300 PS starkem Zweiliter-Vierzylinder-Benziner gehört. Auch bei diesem CLS 300 handelt es sich um einen Mildhybrid mit zusätzlicher Unterstützung durch einen 14-PS-Elektromotor, hier kein integrierter, sondern ein riemengesteuerter Startergenerator. Eine hochinteressante Variante, die sich ausnehmend agil und auch mit vier "Töpfen" so souverän und seidenweich fährt wie ein Sechszylinder und für Herbst zu erwarten ist, vermutlich zu Preisen ab rund 60.000 Euro.

Diesel-Plug-in für C- und E-Klasse

Dem Diesel hält Mercedes aus voller Überzeugung die Treue. Warum auch nicht, fragt CLS-Entwicklungschef Michael Kelz mit Hinweis auf die unstrittige und gerade von vielen Flottenkunden nachgefragte Langstreckenkompetenz in Kombination mit SCR-Kat, AdBlue und der daraus resultierenden Einstufung in die strenge Schadstoffklasse Euro 6d Temp. Noch in diesem Jahr wird eine besonders effiziente D-Variante auf den Markt kommen: Ein Diesel-Plug-in-Hybrid mit nominell 50, in der Praxis wohl 30 Kilometern elektrischer Reichweite. Nicht für den CLS, aber für C- und E-Klasse.

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Mercedes CLS in Kürze:

Wann er kommt: Am 14. März

Wen er ins Visier nimmt: Audi A7, BMW 6er Gran Coupé, Jaguar XF

Was ihn antreibt: Dreiliter-Sechszylinder-Diesel mit 286 und 340 PS, Dreiliter-Sechszylinder-Benziner mit EQ-Boost, 367 + 22 PS

Was er kostet: Ab 68.127 Euro

Was noch folgt: AMG-Variante mit 435 + 22 PS, Vierzylinder-Benziner mit 300 PS, weitere Einstiegs-Benziner und -Diesel

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