Mercedes GLC F-Cell: Tankt Strom – und Wasserstoff

17.9.2017, 11:19 Uhr
Mercedes GLC F-Cell: Tankt Strom – und Wasserstoff

© Hersteller

Mercedes und die Brennstoffzelle, das ist eine lange Geschichte. Über die Jahre, ja, Jahrzehnte hinweg hat die Wasserstoffflotte mit Stern, die sich weitgehend aus Versuchsfahrzeugen rekrutiert, rund achtzehn Millionen Kilometer zurückgelegt. Zur Einführung eines Serienmodells wollte man sich aber nie durchringen. 2014 sollte eine B-Klasse F-Cell loslegen, der Verkaufsstart wurde dann aber immer wieder verschoben, inzwischen ist die Sache im Sand verlaufen.

Stromproduktion an Bord

Jetzt aber macht Mercedes doch noch Ernst – mit einem ausgesprochen spannenden Konzept. Der GLC F-Cell vereint zwei Möglichkeiten des Elektroantriebs in einem Fahrzeug: Zum einen die batterieelektrische Form, zum anderen die mit Brennstoffzelle. Deshalb verdient sich das SUV auch die Klassifizierung als Plug-in-Hybrid. Der GLC F-Cell, der derzeit noch als Studie auf der IAA zu besichtigen ist, kann sich den Strom entweder direkt aus der Steckdose ziehen. Oder er produziert ihn selbst an Bord. Aus dem getankten Wasserstoff (H2) und Luft entsteht in der Brennstoffzelle elektrische Energie für den Antrieb, als Emissionsprodukt quillt dann nur noch Wasserdampf aus dem Auspuff.

Die beiden Wasserstofftanks sind im aufprallgeschützten Bereich zwischen den Fahrzeugachsen installiert, zusätzlichen Schutz gewährt ein um die Tanks gelegter Hilfsrahmen.

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Mit 200 PS und 350 Nm hat der (abgeregelt) 160 km/h schnell GLC F-Cell ordentlich Power aufzubieten, ein Arsenal an Assistenzsystemen bringt ihn auch fahrtechnisch auf zeitgemäßen Stand.

Fast 500 km Reichweite

Der Wasserstoffvorrat von 4,4 Kilogramm genügt für eine Reichweite von bis zu 437 Kilometern. Zusammen mit den knapp 50 Kilometern, die sich aus der Energie der Lithium-Ionen-Batterie (13,8 kWh) ergeben, errechnet sich also ein Aktionsradius von fast 500 Kilometern.

Während der Tankvorgang in Sachen H2 (die standardisierte 700-bar-Tanktechnologie vorausgesetzt) nur etwa drei Minuten in Anspruch nimmt, dauert das Befüllen des Akkus per 7-,2-kW-Onboardlader bei Ausnutzung der gesamten Leistung etwa eineinhalb Stunden. Andocken kann der GLC F-Cell an der normalen Haushaltssteckdose, aber auch an einer Wallbox und an einer öffentlichen Ladestation.

Die 50 Kilometer batterieelektrischer Reichweite sind ein Sicherheitspolster, mit dessen Hilfe sich notfalls die Fahrt zur nächsten Wasserstofftankstelle überbrücken lässt. Der spärliche Verbreitungsgrad an H2-Stationen ist einer der Punkte, an denen die Brennstoffzellentechnologie noch krankt. Nur etwa 35 solcher Tankstellen gibt es derzeit in Deutschland. Bis 2018 soll die Infrastruktur auf 50 Stationen verdichtet werden, später auf bis zu 100.

Fahren mit Wasserstoff hat Charme

Dabei hat das Fahren mit Wasserstoff durchaus seinen Charme. Die Tankzeit ist so kurz wie vom Spritfassen gewohnt, die Reichweiten sind mit denen von Benzinern und Diesel vergleichbar, die "Kraftstoffkosten" fallen günstig aus – das Kilo Wasserstoff kostet etwa 8,50 bis 10 Euro, einmal Volltanken beim GLC F-Cell käme also auf etwa 37 bis 44 Euro.

Das klingt vielversprechend, und doch ist es in letzter Zeit ruhig um die Brennstoffzelle geworden. Der Fokus verschiebt sich zunehmend auf die batterieelektrische Form des E-Antriebs, die erkennbare Fortschritte macht. Große Akkus werden in nicht mehr allzu ferner Zeit Reichweiten um 500 km ermöglichen, Schnellladestationen verkürzen die Ladezeiten enorm, induktives Laden räumt mit dem unkomfortablen Kabelsalat auf.

Mercedes GLC F-Cell: Tankt Strom – und Wasserstoff

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Neben Mercedes sind es vor allem die Asiaten, die auf Brennstoffzellentechnologie setzen: Toyota mit dem Mirai, Honda mit dem Clarity Fuel Cell, Hyundai aktuell mit dem ix35 Fuel Cell und ab dem nächsten Jahr mit einem neuen brennstoffzellenbetriebenen Crossover. Der Toyota und der Honda sind in Deutschland nicht erhältlich, der Hyundai kostet nicht unbeträchtliche 65.450 Euro.

Was der GLC F-Cell kostet, ist noch nicht raus. Man darf gespannt sein, wie er ankommt beim Kunden. Er soll in Bremen produziert und schon 2018 auf die Straße rollen, vermutlich im Rahmen eines Leasingprojekts.

Ulla Ellmer

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