VW: Darf der Passat doch länger leben?

7.2.2019, 16:42 Uhr
VW: Darf der Passat doch länger leben?

© Hersteller

Allerdings kommt der Passat künftig aus dem tschechischen Werk Kvasiny, wo auch der Skoda Superb vom Band läuft. Umso mehr achtet man jetzt auf die Präsentation des "neuen Passat", wobei "neu" nicht ganz so wörtlich genommen werden darf. Denn ins Blech oder in die Plattform hat VW beim 2020er-Modell nicht eingegriffen, sondern allenfalls etwas (Stoßfänger)-Kosmetik betrieben.

Aufgerüstet wurde an anderer Stelle, so bei den Assistenzsystemen, gebündelt im sogenannten IQ-Drive-Paket bzw. Travel-Assist. Bucht man das, lässt es sich mit dem großen Wagen (Länge: 4,77 Meter) teilautomatisiert bis Tempo 210 fahren, Level 2 also. Allerdings muss der Fahrer mitspielen und schon mal die Hände ans Lenkrad nehmen.

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Der Notfall-Assistent bremst bis zum Stillstand

Dieses arbeitet kapazitiv, das heißt, es "spürt", ob der Fahrer auch bei der Sache ist. Erfolgt länger als zehn Sekunden kein Kontakt, wird Alarm geschlagen. Greift der Fahrer immer noch nicht ein, bremst der Emergency Assistent bis zum Stillstand ab.

Zum wichtigen Neuen zählt auch das als Sonderausstattung buchbare IQ-Licht, ein LED-Matrixscheinwerfer-System, das interaktive Funktionen aufbietet. Gekoppelt ist das System mit dem Navi und GPS-Signalen. So erkennt es den Straßenverlauf und richtet das Licht danach aus.

Das Wissen um den exakten Straßenverlauf wird auch für das bereits erwähnte, teilautomatisierte Fahren genutzt. Zudem ist der Passat künftig immer online, sei es, um Sicherheitsdaten weiterzuleiten (Unfallalarm) oder aber die neuesten Verkehrsdaten einzuspielen.

Wenn es schon über optische Veränderungen, die über Chromleisten oder Leuchtengrafik hinausgehen, nichts zu berichten gibt, sollte man aber die Neuerungen unter der Motorhaube nicht unterschätzen. Da ist etwa ein neu entwickelter, 150 PS starker Turbodiesel (TDI Evo) zu nennen, der nun weniger CO2 ausstößt. Wichtiger aber der Fortschritt beim Plug-in-Hybrid-Passat (GTE, 218 PS Systemleistung): Der schafft nun nach WLTP-Norm 55 km elektrische Reichweite. Nach alter, laxerer NEFZ-Norm wären es 70 km gewesen. Möglich wurde dieser Aktionsradius durch ein stärkeres, aber von der Größe her unverändertes Akku-Paket.

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Zertifiziert nach Euro 6d und Euro 6d-Temp

Nebeneffekt: Der Passat GTE schafft heute schon die erst ab 2021 geforderte Euro-6d-Norm. Die anderen Varianten sind nach 6d-temp zertifiziert, wobei auch die Benziner Partikelfilter besitzen.

Freilich gibt es noch mehr Antriebsmöglichkeiten. Benziner mit 150 bis 272 PS lassen sich ordern, dazu Diesel mit 120, 190 und 240 PS. Die meisten Kunden greifen dabei zum Variant, die Limousine aber bleibt ebenso im Angebot wie der Alltrack-Kombi, die Allradversion also.

Geändert werden jedoch die Ausstattungsvarianten. "Passat" steht künftig für sich allein und meint die Basisversion. Business rangiert darüber und wer es besonders luxuriös haben will, greift zu Elegance. Damit haben Comfortline und Highline ausgedient.

Beschallung mit 700 Watt

Feinschliff gibt es innen für Instrumente, Materialien und Lenkrad. Smartphones sind bis hin zur Betätigung der Türöffnung und des Starts besser eingebunden. Nicht zuletzt sorgt gegen Aufpreis ein 700-Watt starkes Dynaudio-System für Insassenbeschallung.

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Volkswagen-Sprecher Martin Hube betont im Hinblick auf den 80-Prozent-Anteil der gewerblichen Käufer, dass der Passat "ein Auto für die Profis" sei. Für Vielfahrer mithin. Diese müssen sich aber noch etwas gedulden, bis VW die kompletten technischen Daten und die Preise offenlegt. Denn konfigurierbar soll der Neue erst ab Mai sein - und zur Auslieferung kommt er im August oder September.

Warum aber erfolgt die Vorstellung schon jetzt, sieben Monate vor der Verfügbarkeit im Handel? Offenbar eine Reaktion auf die verunglückte Meldung zur Produktionseinstellung in Emden. Und das hat scheinbar nicht nur potentielle Kunden, sondern auch Volkswagen selbst aufgeschreckt. So ist die jetzt erfolgte Vorstellung auch eine Botschaft: Seht her, der Passat lebt!

Gerhard Windpassinger

VW Passat in Kürze:

Wann er kommt: Auslieferung vermutlich im August oder September

Wen er ins Visier nimmt: Konzernbruder Skoda Superb, Mercedes-C-Klasse, Ford Mondeo, Renault Talisman, Opel Insignia

Was er leistet: 120 bis 272 PS

Was er kostet: Preise vermutlich ab ca. 30.000 Euro

Was noch folgt: R-Line-Ausstattung

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