Saisonaler Reifenwechsel steht an

Geld und Stress sparen: Kann man Winterreifen auch im Sommer fahren?

Saskia Muhs

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19.4.2024, 14:53 Uhr
Als Faustregel für den richtigen Zeitpunkt zum Wechsel auf die Sommerbereifung gilt "von O bis O" - also von Ostern bis Oktober.

© Markus Scholz/Markus Scholz/dpa-tmn/dpa Als Faustregel für den richtigen Zeitpunkt zum Wechsel auf die Sommerbereifung gilt "von O bis O" - also von Ostern bis Oktober.

Seit 2010 besteht in Deutschland eine gesetzliche Winterreifenpflicht. Paragraph 2 Abs. 3a der Straßenverkehrsordnung (StVO) besagt, dass bei winterlichen Witterungsbedingungen – Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisglätte, Reifglätte - nur mit Winterreifen gefahren werden darf. Ein entsprechendes Gesetz für den Sommer gibt es allerdings nicht. Warum dann also nicht einfach die Winterreifen (wenn sie eine gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe von 1,6mm haben) auch in der warmen Jahreszeit fahren? Das hat gleich mehrere Gründe.

Winterreifen erkennt man an einer M+S-Kennzeichnung oder dem Alpine-Symbol. Sie zeichnen sich durch ihre zahlreichen Lamellen aus, die bei Schnee und Glätte für ausreichend Grip sorgen und bestehen dabei aus einem weicheren Gummi als Sommerreifen. Das sorgt auch bei Minustemperaturen für Fahrstabilität und einen kurzen Bremsweg, erklärt der Automobilclub ADAC auf seiner Website. Worauf Sie beim Kauf von Winterreifen achten sollten, lesen Sie hier.

Doch sobald es wärmer ist, ändert sich genau das: Bereits bei Temperaturen über sieben Grad Celsius zeigen Winterreifen beim Bremsen Schwächen. Denn der Bremsweg verlängert sich – insbesondere, wenn die Fahrbahn trocken ist – um mehrere Meter, abhängig von Temperatur und Verschleißgrad des Reifenprofils. Der ADAC hat in einem Test herausgefunden, dass je höher die Profiltiefe der Winterreifen und je höher die Umgebungs- und Asphalttemperaturen, desto länger der Bremsweg ausfiel.

Auch die Straßenhaftung von Winterreifen bei sommerlichen Temperaturen ist laut den Experten der Versicherung "HUK Coburg" nicht optimal: Ist das Auto beispielsweise zusätzlich beladen, z. B. mit dem Urlaubsgepäck, hat dies zusätzlich negativen Einfluss auf die Fahrstabilität.

Und wer darüber nachdenkt, das Risiko, im Glauben dabei Geld zu sparen, in Kauf zu nehmen, auf den wartet nun die bittere Pille: Denn laut der Versicherung ist es auch weniger wirtschaftlich, einfach mit Winterreifen weiterzufahren, wenn es draußen warm wird. Einerseits seien Sommerreifen demnach aufgrund ihrer Härte deutlich weniger anfällig für Verschleiß unter gleichen Bedingungen. Andererseits erhöhe sich der Rollwiderstand um bis zu 15 Prozent, was auf der gleichen Strecke einen höheren Spritverbrauch zur Folge hat. Das Geld, dass Sie bei der Bereifung sparen, geben Sie folglich an der Zapfsäule direkt wieder aus.

Der längere Bremsweg kann schlimmstenfalls natürlich auch zu Unfällen führen. Zwar ist es aufgrund des fehlenden Sommerreifengesetzes nicht strafbar, einen Unfall mit Winterreifen zu verursachen, dennoch kann es Probleme mit der Versicherung geben.

Laut "bußgeldkatalog.de" muss eine Versicherung nicht in jedem Fall die Kosten für einen Unfall mit Winterreifen im Sommer übernehmen: Die Kfz-Haftpflichtversicherung sollte zwar in der Regel zahlen, auch wenn der Betroffene im Sommer noch Winterreifen benutzt. Anders hingegen sieht es bei der Kaskoversicherung (Fahrzeugversicherung) aus. "Wenn das Verhalten des Fahrers als grob fahrlässig gelten kann, ist es möglich, dass die Fahrzeugversicherung nicht bzw. nicht vollständig für die Schäden am Unfallauto aufkommt", erklärt das Portal.

Allwetterreifen hingegen stellen im Falle eines Unfalls laut der Versicherung HUK Coburg kein Problem dar. Welche Vor- und Nachteile die Nutzung der Ganzjahresreifen gibt, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

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