Jubiläum

"Blues will Eat": Das Festival im Nürnberger Künstlerhaus feiert sich selbst - ein letztes Mal?

Stefan Gnad

"Leben"

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30.9.2023, 05:58 Uhr
Festival-Mitveranstalter Peter Bloß (links) Gitarrist Keili Keilhofer (re.) im Jahr 2018.

© Hans von Draminski Festival-Mitveranstalter Peter Bloß (links) Gitarrist Keili Keilhofer (re.) im Jahr 2018.

Blues zum Gruß und Glückwunsch zu 30 Jahre "Blues Will Eat Big Schweinebraten" (kurz: "Blues Will Eat")! Mit allem Respekt: Das Programm ist diesmal – je nach Sichtweise – ein Crowdpleaser vor dem Herrn oder aber von Vorgestern …
Ja, aber dieses Mal sollte das so sein. Zum 30sten wollten wir eine Hommage zusammenstellen und all den Musikern eine Bühne geben, die das "Blues Will Eat"-Festival 30 Jahre lang mitgetragen haben und mit schuld sind, dass es das Festial immer noch gibt. Da machen wir jetzt nochmal ein schönes großes Familientreffen draus. Ob und wie es weitergeht mit "Blues Will Eat", steht aktuell in den Sternen. Sollte der Zuspruch weiterhin da sein, was man ja nicht weiß, weil man ja nur noch von einem Jahr ins nächste planen kann, dann werden wir 2024 unser Programm wieder anders ausrichten. Dann laden wir auch wieder auswärtige Bands ein. Wobei das mit den jungen Bands nicht so einfach ist: In diesem Genre gibt es einfach wenig Nachwuchs und vor allem auch wenige Bands, die zu "Blues Will Eat" passen ...

Stammgast bei "Blues Will Eat": Rudi Madsius ist mit seiner Band auch bei der Jubiläumsausgabe am 28. Oktober 2023 wieder live dabei.

Stammgast bei "Blues Will Eat": Rudi Madsius ist mit seiner Band auch bei der Jubiläumsausgabe am 28. Oktober 2023 wieder live dabei. © Stefan Gnad

Ich schaue ins Programm und sehe nur alte Männer, Peter. Böse gesprochen: dieselben alten Männer wie immer.
Wie gesagt: Diesmal ist es ganz bewusst ein "Best Of". Aber das Booking ist nicht einfach. Wir sind das ganze Jahr unterwegs und schauen uns Bands an. Natürlich wollen wir unserem Stammpublikum nicht immer die selben Bands vorsetzen, doch junge Bands zu finden, die klassischen Blues oder Bluesrock spielen, das gestaltete sich äußerst schwer. Wir freuen uns immer über Bewerbungen!

Frauen auf der Bühne gibt es gar keine mehr bei Euch?
(lacht) Frag mich nicht, ich habe keine Ahnung. Es ist ja nicht so, dass wir explizit Männerbands aussuchen. Gerne möchten wir die Frauenquote aufrecht halten, aber hier in der Nürnberger Blues-Szene ist das schwierig. Bei der Wundertüte sitzt Inge Trepte am Schlagzeug, bei Hillman's Blues Band singt Claudia Spanhel und bei Andre Engelbrecht & Friends spielt Ulli Wagner das Cajon. Und das war es dann leider schon. Wir haben die Jules Band aus Nürnberg angefragt, aber die können nicht. Sollte es mit "Blues Will Eat" weitergehen, dann wird das aber ein Thema sein und bleiben. Wenn wir beim nächsten Mal auch wieder auswärtige Bands dabei haben, wird es vielleicht weiblicher und jünger. We try!

"Die Zukunft des Festivals steht in den Sternen" – ernsthaft?
Sollte der Zuspruch nachlassen, dann ja. Viele Veranstalter jammern, dass sie ihre Räume nicht mehr vollkriegen. Sollte uns das auch treffen, dann müssen wir uns natürlich überlegen, ob wir dann noch weiter machen. Bei uns werden alle Bands gleich bezahlt, jeder Musiker kriegt die gleiche Gage. Wir sind gemeinnütziger Verein. Von den Einnahmen ziehen wir unsere Kosten ab; alles, was übrig bleibt, wird unter den Musikern aufgeteilt. Wenn aber nur noch 400 Leute kommen, dann rentiert sich das Festival nicht mehr.

Wieviele Besucher braucht Ihr?
Wenigstens 600. Dann wären alle Kosten gedeckt und wir könnten alle Musiker zumindest anständig bezahlen. Trotzdem hoffen wir, dass es auch dieses Mal wieder 800 Gäste werden. In der Vergangenheit hatten wir immer zwischen 800 und 1000 Besucher.

Weil das Künstlerhaus saniert wurde, seid Ihr mit "Blues Will Eat" zuletzt in den Z-Bau ausgewichen. Nun kehrt "Blues Will Eat" ins Künstlerhaus zurück, wo einst alles begonnen hat. Nach dem Umbau ist das aber nicht mehr das Künstlerhaus, das ihr 2019 verlassen habt ...
So viel hat sich durch den Umbau gar nicht geändert – zumindest nicht für uns. Es sind weitgehend dieselben Räume, die wir bespielen: Zwei im Erdgeschoss, einer oben, einer unten. Gut, im Festsaal gibt es jetzt frische Technik und eine versenkbare Bühne. Wir hatten vor ein paar Wochen eine Führung, da sind wir einmal durchs ganze Haus und sie haben uns alles gezeigt. Da sind zwar noch die Kabel aus der Wand gehangen, aber sie waren guter Hoffnung, dass sie rechtzeitig zum Festival fertig werden … (lacht)

Das Festival "Blues will eat" im Nürnberger Künstlerhaus im Februar 2017.

Das Festival "Blues will eat" im Nürnberger Künstlerhaus im Februar 2017. © Hans von Draminski, NN

Das gute alte Zentralcafé gibt es längst nimmer, taucht bei Euch im Programm aber unverdrossen als Bühne auf …
Die neue Bühne im Keller heißt jetzt Soft Spot, glaube ich. Zu uns haben sie beim Rundgang aber noch Zentralcafé gesagt. So richtig klar war oder ist das scheinbar noch nicht. Das Hinterzimmer ist jetzt der Salon, die frühere Kulturwirtschaft die Quartierküche ...

… und Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix. Doch, halt: Ihr verlangt dieses Jahr 35 Euro Eintritt. Das sind runtergerechnet trotzdem nicht mal drei Euro pro Band!
Im Vorverkauf kosten die Ticket sogar nur 30 Euro ...

Kommt Ihr da hin mit dem Geld? Alle jammern, dass alles so teuer geworden ist …
Wir haben um fünf Euro erhöht, bisher haben die Karten bei uns immer 25 Euro gekostet. Aber ja, wir hätten viel mehr erhöhen müssen, da hast Du recht. Wir wollen aber auch den Menschen, die rechnen müssen, ermöglichen, zu kommen. Trotzdem kommt da schon auch Kritik, von wegen "jetzt seid ihr aber teuer geworden". Ja, stimmt, aber alles ist viel teuerer geworden: Techniker, Equipment, Licht- und Tonanlage, Security, Kassenpersonal – alle verlangen mehr. Trotzdem: 30 Euro für zwölf Bands, wo gibt es sowas denn noch?

Ihr könntet Euch selbst an die Kasse setzen …
Nee, das machen wir nicht mehr. Kasse, Kartenabreißer, Security: Die Leute sind doch auch froh, wenn sie Geld verdienen können – die wollen auch leben! So haben wir das schon in den letzten zwei Jahren im Z-Bau gemacht und das ging eigentlich ganz gut. Davon abgesehen wird es immer schwieriger, alles selbst zu machen. Wir hören zwar von allen Seiten "Bitte macht unbedingt weiter!", aber mithelfen will auch keiner. Vor fünf, sechs Jahren haben wir noch viel mehr selbst gemacht – mit dem Ergebnis, dass dann zwei Stunden vorher ein Anruf kommt von wegen "Ich kann doch nicht kommen" und man dann vor Ort gucken muss, wie man auch dieses Loch wieder stopft. Nee nee, wir lagern das schön aus.

Schrumpft Euer Verein?
Der Verein hat in dem Sinne keine Mitglieder. Wir sind acht Leute vom Vorstand und zwei Menschen, die aktiv mithelfen – das ist alles. Das war aber auch schon immer so. Das jetzt richtig groß aufzuziehen mit Mitgliedsbeiträgen und allem – ach, das ist alles viel zu kompliziert und auch nicht sinnvoll, glaube ich. So, wie es ist, ist es bislang immer gut gelaufen.

Und der Schweinebraten?
Den haben sie uns versprochen, jawohl! Die Verpflegung übernimmt die Quartierküche vor Ort, wir sind gespannt und freuen uns.


"30. Blues Will Eat"-Festival am Samstag, 28. Oktober 2023, ab 18 Uhr im Künstlerhaus, Königstraße 93 in Nürnberg. Karten im Vorverkauf in der Kulturinformation im Künstlerhaus und online über https://go.nuernberg.de/ynYejUq5.

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