Abenteuerfilm

Die Fortsetzung von "Indiana Jones" verjüngt zwar Harrison Ford, setzt aber zu wenig neue Akzente

28.6.2023, 16:55 Uhr
Indy ist aus dem Ruhestand zurückgekehrt, der Fedora-Hut steht ihm noch immer: Harrison Ford in "Indiana Jones und das Rad des Schicksals".

© Lucasfilm Ltd. & TM/dpa Indy ist aus dem Ruhestand zurückgekehrt, der Fedora-Hut steht ihm noch immer: Harrison Ford in "Indiana Jones und das Rad des Schicksals".

Mit Fortsetzungen ist es so eine Sache: Selbstverständlich möchte "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" an jene Marke anknüpfen, die mit "Jäger des verlorenen Schatzes" 1981 ihr Publikum fand und mit drei weiteren Teilen immer erfolgreich war – egal, was die Kritik im Einzelnen so dazu meinte.

Der Held ist also noch derselbe, besagter "Indy" mit Fedora-Hut, Peitsche und der Ledertasche. Und er wird mit Harrison Ford sogar vom selben Mann gespielt. Drum herum aber – und da zeigt sich die Gefahr einer derart späten Fortsetzung – hat sich die reale Welt vielleicht doch zu sehr verändert.

Natürlich kann man einen Indiana-Jones-Film nicht in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts spielen lassen, für die filmische Gegenwart in Indiana Jones 5 muss deshalb das Jahr 1969 einstehen. Henry Walton Jones jr., wie Indy mit bürgerlichem Namen heißt, findet sich wie aus der Zeit gefallen als schlecht gelaunter Professor kurz vor der Rente am New Yorker Hunter College wieder.

Whisky im Kaffee

Über die Hippiemusik aus dem Apartment nebenan kann er nur den Kopf schütteln. Was wirklich schiefgelaufen ist in seinem Leben, erfährt man nur in Andeutungen: Er schüttet sich Whisky in den Instantkaffee und betrachtet melancholisch Unterlagen mit dem Namen seiner Ex-Frau.

Zuvor, in der Einleitungssequenz des Films, hatte man Indy noch in höchster Beweglichkeit bei der Schatzsuche – äh, ja gut, einer archäologischen Erkundungstour im Jahr 1944 auf einem Zug voller Nazis herumspringen sehen. Zusammen mit dem Kollegen Basil Shaw (Toby Jones) hatte er dem Naziräuber Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) gerade noch die "Antikythera" entreißen können.

Die "Antikythera" ist die eine Hälfte eines von Archimedes kreierten Apparats, nämlich des titelgebenden Rads des Schicksals, mit dem sich "Zeitrisse" finden lassen. Voller möchte damit den Nazis zum Endsieg verhelfen, Indy möchte es für immer wegsperren, damit keiner damit Unheil anrichtet.

Man kann in der Sequenz bestaunen, wie weit inzwischen die Möglichkeiten reichen, um Menschen digital zu verjüngen. Visuell ist nichts zu beanstanden, auch weil Harrison Ford noch ungeheuer sportlich und schlank daherkommt.

Lediglich die Stimme, mit der der 80-Jährige heute spricht, klingt im Original so gar nicht mehr nach dem Vierzigjährigen von einst. Die etwas unübersichtliche Handlung führt Indy nach New York, weiter ins marokkanische Tanger, nach Griechenland und Sizilien – immer mit Bösewichten dicht auf den Fersen und knappen Pointen auf den Lippen.

Viele Tricks

Aber man kann noch so viele Tricks aufwenden, Steven Spielbergs rasante Action-Regie mit ihrer Nähe zum Slapstick imitieren, neue Figuren mit flottem Mundwerk einführen – es gibt immer wieder das eine Detail, das klarmacht, wie viel Zeit vergangen ist. Phoebe Waller-Bridge gibt sich als Indys Patentochter zwar alle Mühe, doch das Genre Abenteuerfilm braucht weit mehr neue Akzente, als man sie hier zu setzen bereit ist. (142 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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