Katrin Bauerfeind – und Scheitern auf niedrigem Niveau

14.7.2016, 17:29 Uhr
Katrin Bauerfeind – und Scheitern auf niedrigem Niveau

© Foto: Jürgen Naber

Ansonsten hat die bekannteste Profi-Assistentin Deutschlands so ihre Probleme im alltäglichen Leben. Wie zum Beispiel die Knitterfalte, einen "temporären Grand Canyon im Gesicht, ein Abdruck vom Kopfkissen, der zwei Tage lang nicht weggeht".

"Nicht mal richtig scheitern kann ich" – zu diesem Ergebnis kommt Katrin am Ende ihres halbautobiographischen Buchs mit dem Titel "Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag: Geschichten des schönen Scheiterns". Darin schreibt sie aber nichts darüber, wie sie in ihrer TV-Sendung "Bauerfeind assistiert" zum Beispiel als rechte Hand von Tim Mälzer wirklich scheiterte.

Und auch nichts über die peinliche Situation bei der Verleihung des Henri-Nannen-Preises im Jahr 2011. Damals war sie Moderatorin, als der Journalist René Pfister für einen Artikel über CSU-Chef Horst Seehofer ausgezeichnet wurde. In dem Artikel wird ausführlich die Modelleisenbahn in Seehofers Keller beschrieben.

Katrin fragte Pfister, wann er denn im Eisenbahnkeller Seehofers gewesen sei. Und damit zwang sie ihn zu der öffentlichen Beichte, dass er selbst den Keller niemals betreten habe, sondern seine Beschreibungen nur auf Berichten von Dritten beruhten.

Sie schreibt vielmehr über private Missgeschicke, die jedem passieren können. In einen Sexshop geht sie, "um zu beweisen, dass ich nicht verklemmt bin", fühlt sich dann sehr unwohl und denkt sich: "Für Leute wie mich wurde das Internet erfunden." Das mit dem Scheitern fing schon früh an. Bei ihrem ersten Kuss waren die Zähne zu weit vorne: "Wo sollte man die hintun?" Mit viel Charme schreibt die Moderatorin und Schauspielerin in 44 Kapiteln über verschiedene Aspekte des Lebens.

Wie der Titel des Buches verspricht, sieht Katrin Bauerfeind aber die schönen Seiten des Scheiterns und wirkt dabei überhaupt nicht depressiv. Außer vielleicht: "Ich fürchte, ich bin typisch für meine Generation: so viele Möglichkeiten und am Ende nur das Gefühl, nichts hinzukriegen."

Mit lustigen Vergleichen wie "Sex ist wie die EU: in der Theorie eine feine Sache, in der Praxis scheitert es an Kleinigkeiten" und in kurzen, im schwäbischen Dialekt geschriebenen Dialogen bringt sie die Leser zum Lachen. Das Schwäbische kommt vor allem im Kapitel "Auf geht's, dahin geht's, im Himmel gibt's Zigarren" vor, in dem es um ihre demenzkranke Oma geht. Die Oma lieh der Katrin öfter mal ihr Auto, fuhr aber selbst andauernd Beulen hinein. Daran konnte sich die alte Frau aber nicht mehr erinnern und so kam es vor, dass sie einmal in der Woche bei ihrer Enkelin anrief, um zu sagen: "Katrin, isch net schlimm, dass dir des bassiert isch, aber du musch jetz ehrlich sei, sonschd muss i d’Polizei anrufen!"

Auch die Erfindung eines jüngeren Bruders – "Mein Bruder war ein Wunschkind. Von mir." – nimmt eine unterhaltsame Wendung , als die Mutter einer Freundin zu ihr sagt: "Du hast gar keinen Bruder, ich sehe deine Mutter jeden Tag zur Arbeit gehen, und schwanger war sie nicht!" Wieder gescheitert.

Schnöde Grüße

Die 33-Jährige beschäftigt sich in ihrem Erstlingswerk aber nicht ausschließlich mit dem Scheitern. Zum Beispiel im Kapitel "Nachts, betrunken und allein oder 12 Dinge, die mit 30 anders sind als mit 20" schreibt Katrin Bauerfeind über die Tücken des Alterns wie Haare, die plötzlich aus Muttermalen wachsen, und dass sie zu alt für Justin Bieber sei.

Die Autorin zeigt sich auch gesellschaftskritisch, zum Beispiel wenn es um Abkürzungen geht: "Unter den meisten Mails steht mittlerweile LG. Es steht für Liebe Grüße. Aber wie lieb können Grüße sein, die man so schnöde abkürzt?"

Das letzte Kapitel ist ein Interview mit der Autorin, in dem sie sich wie gewohnt gewitzt und humorvoll präsentiert. Katrin Bauerfeind ist einfach eine Marke und lässt sich durch nichts und niemanden verbiegen.


Katrin Bauerfeind: Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag – Geschichten vom schönen Scheitern; S. Fischer- Verlage, ISBN: 978-3-596-19891-7, 9,95 Euro.

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