"100 Dinge": Vom Kaufen, Haben und Ausmisten

6.12.2018, 09:00 Uhr

© Warner

Die Lebensratgeberregale in den Buchhandlungen stehen voll mit Anleitungen zum Aufräumen, Ausmisten und Wegwerfen. Denn: Wir kaufen zu viel. Wir haben zu viel. Wir ersticken in unseren Konsumgütern. Es lohnt sich darüber nachzudenken. Auch im Kino, so wie es der finnische Regisseur Petri Luukkainen in seinem dokumentarischen Selbstexperiment "My Stuff" getan hat. Er packte alle Besitztümer in einen Lagerraum, legte sich selbst ein Kaufverbot auf und durfte ein Jahr lang jeden Tag nur einen Gegenstand zurück in sein Leben holen. Diese Idee greift nun Florian David Fitz in seiner neuen Regiearbeit "100 Dinge" auf und macht daraus ein Buddy-Movie.

Die beiden Freunde Paul (Fitz) und Toni (Matthias Schweighöfer) haben ein Start-up-Unternehmen gegründet. Paul versteht seine Erfindung "Nana" als App gegen die Einsamkeit und hat selbst gar nicht gemerkt, dass sie nur dazu benutzt wurde, um ihm personalisierte Kaufangebote unterzujubeln. Darin sieht der umtriebige Toni das Potenzial der Geschäftsidee, schon bald meldet Mark Zuckerberg Interesse an. Im Büro knallen die Sektkorken, doch im Suff geraten die Teilhaber in Streit, der in einer Wette endet: Alle Besitztümer kommen in einen Container, 100 Tage lang kriegt jeder täglich nur eine Sache zurück...

Machten sich Fitz und Schweighöfer in ihrem letzten gemeinsamen Film "Der geilste Tag" im Angesicht unheilbarer Krankheiten auf die Suche nach dem ultimativen Kick, wird ihnen nun zu therapeutischen Zwecken aller Besitz genommen. Das führt zu ausführlichen Nacktsequenzen, in denen vor allem Schweighöfer immer wieder gerne seinen sorgfältig epilierten Astralleib in die Kamera hält. Aber der locker-flockige Diskurs über Konsumverhalten verplappert sich schon bald im komödiantisch Ungefähren und gewinnt keinerlei Glaubwürdigkeit. Das Gleiche gilt für jene App, die sich als Seelenkundschafterin betätigt – eine (geklaute) Idee, die in Spike Jonzes "Her" sehr viel differenzierter ausgelotet wurde.

Auch die Krise der Männerfreundschaft kommt nicht über flache Klischees hinaus. Richtig peinlich wird es dann im Finale, wenn Schweighöfer (erneut unbekleidet) die Botschaft des Filmes über das Wahre und Wichtige im Leben zum Mitschreiben bis in die letzte Reihe durchtelefoniert – und man ihm kein Wort glauben kann. (D/111 Min. – Am Freitag, 7. Dezember, stellt Schweighöfer den Film um 18 Uhr in Nürnberg im Cinecittà vor).

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