"Abgeschnitten": Der Tod auf Helgoland

11.10.2018, 08:00 Uhr

© Warner

Sebastian Fitzek zählt zu den kommerziell erfolgreichsten Thriller-Autoren Deutschlands. Michael Tsokos ist hauptberuflich Gerichtsmediziner an der Charité, verarbeitet sein umfangreiches Fachwissen aber auch regelmäßig in Sach- und Belletristik-Büchern. Vor einigen Jahren taten sich die beiden Autoren zusammen, um eine gänsehautträchtige Geschichte zu Papier zu bringen, die vor allem durch besonders wirklichkeitsnahe Impressionen aus der Pathologie besticht und nun von Christian Alvart verfilmt wurde.

Ein Sturm zieht auf über Helgoland. Dorthin hat sich die Comic-Zeichnerin Linda (Jasna Fritzi Bauer) vor ihrem Stalker-Ex geflüchtet. Der behördlichen Anweisung, das Eiland aus Sicherheitsgründen zu verlassen, kommt die junge Frau nicht nach. Von harmlosen Insel-Bewohnern aufgeschreckt, stolpert die etwas paranoide Linda am Ufer über eine Leiche.

Über deren Handy nimmt sie Kontakt zu dem Rechtsmediziner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) im fernen Berlin auf, der ebenfalls ein Leben im Ausnahmezustand führt. Im Körper einer schwer geschundenen Frauenleiche hat der Pathologe eine Kapsel mit der Telefonnummer und dem Namen seiner Tochter Hannah entdeckt. Die befindet sich mittlerweile in den Fängen eines Vergewaltigers und Mörders. Der irre Serientäter hat einen neuerlichen Hinweis auf seine Person in einer weiteren Leiche versteckt – dem Toten auf Helgoland. Herzfeld beauftragt die widerstrebende Linda, gemeinsam mit dem Hausmeister des evakuierten Krankenhauses (Fahri Yardim) den Leichnam nach telefonischer Anweisung zu obduzieren.

Kaum ein anderer Ort impliziert so viel Gänsehautpotenzial wie die Pathologie. "Abgeschnitten" schöpft diese Quelle genüsslich aus. Die Sektionsszenen sind authentischer, als es manchem Zuschauer behagen wird. Gut, dass sich das Geruchskino nie durchgesetzt hat. Der auch international erfahrene Regisseur Christian Alvart ("Pandorum") kleidet die Geschichte routiniert in schaurig-düstere Bilder und erzeugt nach Belieben genregerechte Stimmungen.

Gewagte Konstruktion

Die Publikumslieblinge des Films sind zweifellos der Hausmeister und die Teilzeit-Pathologin Linda. Fahri Yardim und Jasna Fritzi Bauer sorgen im grausigen Geschehen für ein gerüttelt Maß an Humor. Mit einer Spielzeit von deutlich über zwei Stunden ist der Streifen aber etwas zu lang geraten. So bleibt dem Zuschauer genug Zeit, um über die sehr gewagte Konstruktion der Story nachzudenken. Ob diese einer gründlichen Obduktion standhält, muss jeder für sich entscheiden. (D/132 Minuten)

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