"Das schönste Mädchen...": Battle-Rapper mit der großen Nase

6.9.2018, 08:00 Uhr

© Tobis

Mobbing gehört für Cyril (Aaron Hilmer) zum Schulalltag. Doch trotz der wüsten Beschimpfungen hat er sein Selbstwertgefühl nicht verloren. Er weiß, dass er was auf dem Kasten hat, er ist intelligent und schlagfertig, und wenn er nachts in Musik-Clubs als "Maskenmann" bei Battle-Raps antritt, geht er regelmäßig als Sieger aus den Reimgefechten hervor.

Auf die Oberstufenfahrt nach Berlin aber, zum "preußischen Kulturerbe", wie die Lehrerin (Heike Makatsch) der frech randalierenden Schülerhorde androht, hat Cyril definitiv keine Lust. Niemand will im Bus neben ihm sitzen. Als in letzter Minute die gerade von einem englischen Internat geflogene Roxane, kurz Roxy (Luna Wedler), einsteigt, findet er unverhofft eine Seelenverwandte.

Die beiden verstehen sich auf Anhieb prächtig, Roxy ist Cyrils Nase völlig egal, doch der rechnet sich von vornherein keine Chancen bei dem hübschen, selbstbewussten Mädchen aus, das bald von allen umschwärmt wird. Nach der Ankunft in Berlin verkündet Benno (Jonas Ems), der Oberaufreißer der Klasse, er werde die Neue flachlegen und die Bilder ins Netz stellen. Roxy findet allerdings viel mehr Gefallen an dem hübschen Rick (Damian Hardung), der leider ein geistiger Tiefflieger ist. Um Bennos fiese Pläne zu vereiteln, beschließt Cyril, dem unbedarften Rick zu helfen und dichtet für ihn fein gesponnene Liebesreime, die Roxy per WhatsApp direkt ins Herz treffen – während die echten Dates jedesmal fürchterlich in die Hose gehen, weil Rick keinen geraden Satz herausbringt.

Regisseur Aron Lehmann und seine Drehbuchautoren Lars Kraume und Judy Horney bleiben, was den Kern der Geschichte und die Figurenkonstellation angeht, nah an der literarischen Vorlage, in der ja all die Themen anklingen, die junge Menschen auch heute umtreiben. Zugleich ist mit dem Film eine großartige Modernisierung gelungen, die sich wirklich auf die Jugendlichen einlässt, auf ihre Sehnsüchte, Unsicherheiten, Albernheiten und Boshaftigkeiten. Die Figuren sind – selbst in ihren Überspitzungen – glaubwürdig gezeichnet. Auch die Gaststars Heike Makatsch als resolute Lehrerin und Anke Engelke als Mutter, deren offene Art Cyril manch peinlich Momente bereitet, wirken hier nicht wie die bekannten Rollenstereotype aus deutschen Komödien, sondern wunderbar frisch.

Eine Schau sind die virtuosen Battle-Raps, die selbst Zuschauern, die dieser Stilrichtung fern stehen, höchsten Respekt abverlangen. Der größte Trumpf des Films aber sind die zwei herausragenden Hauptdarsteller Aron Hilmer und Luna Wedler, die das Gefühlswirrwarr ihrer Figuren mit entwaffnender Natürlichkeit vermitteln. Mit "Das schönste Mädchen der Welt" bringt Aron Lehmann eine romantische Teenie-Komödie ins Kino, die ihre Botschaft – "beurteile die Menschen nicht nach Äußerlichkeiten" – glaubwürdig transportiert und ihr Zielpublikum ernst nimmt, ohne sich bei ihm anzubiedern. Auch Erwachsenen sehr zu empfehlen.

Luna Wedler, Aaron Hilmer, Jonas Ems, Anselm Bresgott und Hussein Eliraqui kommen am Samstag zur 20-Uhr-Vorstellung mit der Filmband ins Nürnberger Cinecittà.

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