"Der Vorname": Eine schrecklich nette Familie rechnet ab

18.10.2018, 09:00 Uhr

© Constantin

Man kann darüber streiten, ob es sinnvoll ist, einer französischen Boulevardkomödie, die bereits von den Autoren erfolgreich verfilmt wurde, noch eine deutsche Variante hinzuzufügen, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das liegt vor allem an der pointensicheren Vorlage: Das Theaterstück "Le Prénom" von Mattthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière wurde 2010 in Paris uraufgeführt und zwei Jahre später mit Riesenerfolg verfilmt.

Dass Sönke Wortmann ein Händchen für leichte Kino-Stoffe und Gesellschaftskomödien hat, konnte er mit Filmen wie "Der bewegte Mann" oder "Frau Müller muss weg!" beweisen. Er verlegt die Handlung von "Der Vorname" nach Bonn. Hier wohnt der linksliberale Literatur-Professor Stephan (Christoph Maria Herbst) mit seiner Familie. Seine Frau Elisabeth (Caroline Peters) arbeitet als Lehrerin, legt Wert auf ihren Doppelnamen und ist eine begeisterte Hobbyköchin.

An diesem Abend hat man die Kinder zu den Großeltern verfrachtet, um in Ruhe mit ein paar Freunden und Verwandten am schön gedeckten Tisch essen und reden zu können. Eingeladen sind Elisabeths Stiefbruder René sowie ihr Bruder Thomas mit seiner schwangeren Freundin Anna.

Doch die gemütliche Einladung läuft ganz schnell aus dem Ruder, als man auf den Nachwuchs von Thomas und Anna zu sprechen kommt. Die beiden erwarten eine Sohn. Aus einer Laune heraus erklärt Thomas (Florian David Fitz), dass sein Kind Adolf heißen soll. Diese Ankündigung schlägt ein wie eine Bombe, verdirbt den angeblich so toleranten Gastgebern den Appetit und macht mit einem schlag die Risse in der Familienidylle sichtbar. Wie kann man sein Kind nur Adolf nennen? Der Name ist doch seit Hitler kontaminiert.

Vor allem Stephan ist außer sich und liefert sich mit Thomas heftige Wortgefechte. Wie beim Ping-Pong fliegen die Pointen hin und her – und bald fliegen auch die Fetzen. Die bürgerliche Mittelklasse lässt die Masken fallen und rechnet erbarmungslos miteinander ab.

Wer da an Yasmina Rezas bitterböse Satire "Gott des Gemetzels" denkt, liegt richtig. Das französische Komödien-Muster ist hier dasselbe, allerdings geht es in "Der Vorname" nicht ganz so böse und sarkastisch zu. Die Protagonisten sind nicht so aufgeklärt, wie sie gerne sein wollen, aber auch nicht so unsympathisch, wie sie sich manchmal benehmen.

Welche Rolle die Mutter von Elisabeth und Thomas spielt, soll hier nicht verraten werden. Iris Berben verkörpert diese lustige Witwe, die das Familien-Fass zum Überlaufen bringt.

Die ausgezeichneten Schauspieler sorgen dafür, dass die Zuschauer auf ihre Kosten kommen. Da sitzt jede Pointe, da bleibt kein Auge trocken. Auch das versöhnliche Ende samt moralinsaurem Kommentar kann daran nichts ändern. Gute Unterhaltung! (D/91 Min.)

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