"Die Lebenden reparieren": Entscheidung im Angesicht des Todes

7.12.2017, 09:00 Uhr

© -/Wild Bunch /dpa

Simon (Gabin Verdet) ist ein Teenager, der sein Leben genießt: Erste Liebe, Radfahren, Wellenreiten an den Stränden der Normandie. Doch dann geschieht der Autounfall, der ihn leblos im Krankenhaus zurücklässt. Zwar atmet er noch und sein Herz schlägt, aber die Ärzte sehen trotzdem keine Hoffnung mehr: "Ihr Sohn ist hirntod. Sobald wir die Maschinen abschalten, ist es vorbei", teilt der Arzt den Eltern (Emmanuelle Seigner und Kool Shen) mit.

Was für seine Familie ein unglaublicher Schock ist, ist für die Mediziner ein Glücksfall: Nur selten haben sie die Möglichkeit, gesunde, junge Organe für dringend benötigte Spenden zu bekommen. Doch natürlich zögern Mutter und Vater: Hätte Simon es gewollt, dass jemand anderes sein Herz bekommt. "Er war doch erst siebzehn!", meint die Mutter.

Der Roman "Die Lebenden reparieren" von Maylis de Kerangal war in Frankreich ein Bestseller. Regisseurin Katell Quillévéré hat ihn behutsam in einen ruhigen Film umgesetzt, der teilweise wie eine Dokumentation wirkt: Von der Befundaufnahme im Krankenhaus über die Verteilung durch eine Agentur bis hin zur Operation wird der Ablauf einer Organspende detailliert und realitätsnah geschildert.

Poetische Ebene

Darüber hinaus hat der Film aber auch eine durchaus poetische Ebene, wenn in kunstvollen Bildern die Befindlichkeiten von Nebenfiguren wie der Krankenschwester oder des Pflegers sichtbar werden. Und auch Stars wie Emmanuelle Seigner scheuen sich nicht, sich in diesem Film ganz unglamourös zu präsentieren.

Beim Versuch, sein Thema möglichst umfassend zu schildern, kommt dem Film in der zweiten Hälfte aber etwas die dramatische Spannung abhanden, weil er sein emotionales Zentrum (anders als der Roman) auf Claire, die Empfängerin des Herzens (Anne Dorval), verlagert und sich dabei in zu vielen neuen Personen verliert. Dennoch ist "Die Lebenden reparieren" ein gelungenes Werk, das den Zuschauer zugleich sachlich und gefühlvoll dazu einlädt, ernsthaft über Leben und Tod nachzudenken.

Im Nürnberger Casablanca (Brosamerstraße 12) findet am Samstag, 9. Dezember, um 19 Uhr eine Sondervorführung mit Filmgespräch statt. Als Experten für die Themenkreise "Hirntod" und "Transplantationsmedizin" sind Frank Erbguth (Leiter der Neurologie am Klinikum Nürnberg) und Roland Veelken (Leiter der Nephrologie am Klinikum Nürnberg) anwesend. (F/B/104 Min.)

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