"Docteur Knock": Ein Arzt auf Abwegen

22.2.2018, 09:00 Uhr

© Wild Bunch

Im Französischen heißt der Film schlicht "Knock", im Deutschen soll der Zusatz vom "Arzt mit gewissen Nebenwirkungen" wohl unmissverständlich und kassenwirksam darauf hinweisen, dass es sich hier um eine Komödie handelt. Zu Beginn funktioniert das Schelmenstück denn auch ganz gut. Im Marseille der 50er Jahre entkommt ein Gauner mit Spielschulden (Omar Sy) seinen Verfolgern, indem er als Arzt auf einem Passagierschiff anheuert. Medizinische Kenntnisse hat dieser sympathisch durchtriebene Hochstapler nicht, doch die reifen während der Passage sozusagen am Kunden. Fünf Jahre und ein angebliches Medizinstudium später übernimmt der Mann im schönen Südfrankreich eine unrentable Praxis. Und bald hat er die Dorfbewohner davon überzeugt, dass sie gar nicht so gesund sind wie sie glauben. . .

Die Geschichte basiert auf dem Theaterstück "Knock oder der Triumph der Medizin", das in den 1920er Jahren mit Blick auf zunehmende faschistische Tendenzen geschrieben wurde. Es handelt von einem größenwahnsinnigen Arzt, der seine Patienten manipuliert und die Medizin zu seinen Gunsten missbraucht.

Bei Lorraine Levy bleibt von diesem düsteren Background bis auf einige Andeutungen nicht viel übrig. Sie lässt ihren Film in einer sonnendurchwirkten Dorfidylle spielen und gibt damit einen heimelig unbeschwerten, fast märchenhaften Grundton vor. Ihr Doktor Knock entwickelt sich vor dieser Kulisse zu einer ziemlich unrunden Figur. Sicher ist auch dieser arrogante, gewiefte Arzt in allem, was er tut, nur auf seinen Vorteil aus. Andererseits soll man glauben, dass er ein Herz hat und sich aufrichtig in eine junge kranke Frau verliebt. Und dazwischen blitzt noch eine diabolische Machtbesessenheit auf. Eine Mischung, die so konstruiert und blutleer daherkommt, dass selbst Omar Sy sie nicht schönlächeln kann.

Das übrige Personal ist komödiengerecht eindimensional gezeichnet, die Geschichte, die mit albernem Slapstick und finalem Drama wohl aufgepeppt werden soll, bleibt oberflächlich. Wirklich hübsch ist die Landschaft, vor der diese unentschlossene Komödie spielt. (F/113 Min.)

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