Doku über Hedy Lamarr: Die Erfinderin als "Geniale Göttin"

16.8.2018, 08:00 Uhr
Doku über Hedy Lamarr: Die Erfinderin als

© NFP

Dieses kleine, süße Mädel Hedwig Eva Maria Kiesler aus dem vornehmen Wiener Bezirk Döbling weiß schon früh, was sie will. Eigentlich will sie Wissenschaftlerin werden, schließlich ist Chemie ihr Musterfach in der Schule. Doch als 16-Jährige schleicht sie sich in ein Filmstudio und erhält tatsächlich eine Nebenrolle, drei Filme später gar eine Hauptrolle an der Seite von Heinz Rühmann und Hans Moser.

Wenn sie einen Raum betritt, verstummen die Gespräche. Ihre Aura ist von zwingender Wirkung. Und dann sorgt sie als 18-Jährige für einen nachhaltigen Skandal: In dem tschechoslowakisch-österreichischen Streifen "Ekstase" hüpft sie nicht nur zehn Minuten völlig nackt durch die Szene, sondern simuliert später auch noch einen Orgasmus. Das war 1933 und bis dahin ein Tabu auf den Leinwänden. Nicht nur die Nazis tobten. Fast überall — auch in Amerika — wurde der Film nur zensiert gezeigt.

Hedwig, die Tochter eines assimilierten jüdischen Bankdirektors, flieht über London in die USA und gerät in die Fänge des Produzenten Louis B. Mayer, der sie unter dem Namen Hedy Lamarr zu einer Hollywood-Ikone macht.

Doch ihr wahres Talent sieht sie in ihren Erfindungen. Und tatsächlich gelingt ihr zusammen mit dem "bad boy der Musik", George Antheil, die Entwicklung eines raffinierten Frequenzsprungverfahrens, das nicht nur patentiert, sondern später auch von der US Army ausgeschlachtet und weiterentwickelt wird.

Was folgt, ist für Lamarr, die viel mehr Gesichter als eben nur das eine hat, ein grauenhafter Abstieg, der durch sechs Ehen, zahlreiche Affären mit Frauen und Männern, Aufputschmittel-Sucht und zahllose, auch misslungene Schönheits-OPs zu einem immer schwierigeren Verhältnis zu ihren Kindern und letztlich in die soziale Isolation führt.

Regisseurin Dean trägt das alles mit interessanten Gesprächspartnern und aufwendig ausgegrabenem Archivmaterial zusammen. So erzählt sie von einem Leben, das sich nach Liebe verzehrte, die Lamarr aber eigentlich nur durch den früh verstorbenen Vater erhielt. Heute schätzt man den Marktwert ihrer Erfindungen auf 30 Milliarden US-Dollar. Lamarr verstarb, von Heimweh geplagt, 85-jährig als Sozialhilfeempfängerin in Florida. (USA/90 Min.)

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